Kino ist die Wahrheit: Kritik zum Berlin "Tatort: Meta" in der ARD

Achtung, dieser Text könnte Spoiler enthalten, der ARD-Krimi "Tatort: Meta" aus Berlin wird am Sonntag um 20:15 Uhr ausgestrahlt.
Wenn das Wort "Meta-Ebene" fällt, ist es oft Zeit, die Diskussion zu verlassen: Es wird abgehoben! Dem Berlin-"Tatort: Meta" (Regie: Sebastian Marka) aber ist die Quadratur des Kreises gelungen: Denn hier gibt es noch eine "Hyper-Meta-Ebene"! Und doch bleibt die Geschichte hart am Teppich – ganz aktuell: auch am Roten Teppich.
Die Ermittlungen führen Robert Karow (Mark Waschke) und Nina Rubin (Meret Becker) in den Berlinale-Palast, wo sie einen Regisseur aus seiner Weltpremiere zum Verhör mitnehmen. Denn der gerade gezeigte Spielfilm "Meta" erzählt von einem Mord an einer minderjährigen Prostituierte. Aber genau auf diesen Fall sind Karow und Rubin gerade in der Realität gestoßen – worden: durch die Zusendung eines abgetrennten Fingers des Mädchens. Kurz: Der Berlinalefilm ist genau das Drehbuch, das die Wirklichkeit gerade für die beiden Ermittler schreibt. Aber dieser klassischen Film-im-Film-Idee (Buch: Erol Yesilkaya) wird hier noch eins draufgesetzt: Denn der "Meta"-Kinofilm, in dessen Bann Karow fast wahnhaft gerät, hat selbst noch eine Meta-Ebene: Er spielt mit Scorsese-Klassikers "Taxi Driver": Durchgeknallter Typ will Teenieprostituierte retten, bläst den Zuhälter um. Und in eine Parallelsituation wird auch Kommissar Karow kommen.
Filmzitate, Twists, Spannung: Ein sagenhaft guter Berlin-"Tatort"
Womit hier also alles gespielt wird: mit Filmzitaten bis hin zu Heath Ledgers "Dark Knight", mit dem Hard-Boiled-Krimigenre wie von Dashiel Hammett, aber in der der Version des New Hollywood. Weil das alles noch nicht langt, wird noch eine Verschwörungstheorie übergewölbt, gegen die sich Rubin tapfer wert: "Ich glaube an Fakten und Beweise!" Aber auch das hat einen Twist: Denn vielleicht stimmt Karows Paranoia am Ende sogar. Und wenn ja: Wer will schon von einer geheimdienst- und mafiaartigen Organisation kaltgestellt werden?
Karow jedenfalls nicht. So dass er aufhört zu ermitteln, als genügend aufgeräumt scheint: zwei tote Teenieprostituierte, ein toter Zuhälter, ein toter hoher Beamter, der Kunde war. Danach aber lieber die Finger davon lassen! Man will ja nicht als irre abgestempelt in ein tödliches Kuckucksnest fliegen. Das alles ist kunstvoll, geistreich und intellektuell, spannend – ein sagenhaft guter "Tatort", der aktuelle fragt: Wie machistisch dürfen Chefs sein? Und dürfen Männer noch klassische Waschke-echte B-Movie-Helden sein?