Keiner musste das Camp verlassen: Narrt RTL seine Zuschauer?

Verscherzt RTL es sich mit seinen Zuschauern? Der Sender ließ das Publikum anrufe, obwohl schon lange feststand, dass keiner gehen muss.
von  (dr/spot)
Klärten nicht über die geänderten Regeln auf: Die Moderatoren Daniel Hartwich und Sonja Zietlow
Klärten nicht über die geänderten Regeln auf: Die Moderatoren Daniel Hartwich und Sonja Zietlow © RTL/Stefan Menne

Köln - Erst kurz vor Ende der gestrigen Folge des RTL-Dschungelcamps war klar: Keiner muss das Camp verlassen! Der Sender reagierte damit auf das freiwillige Ausscheiden von Michael Wendler und brachte mit dem Aussetzen den zeitlichen Ablauf wieder in die Spur. Ansonsten wären zum Finale am Samstag nur noch zwei Insassen statt der üblichen drei übrig gewesen.

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Eigentlich ein völlig normaler und nachvollziehbarer Vorgang, allerdings fühlten sich einige Anrufer dabei an der Nase herumgeführt. Die komplette Folge über blendete der Sender die Nummern der Stars ein und ließ seine Zuschauer fleißig über ihre Favoriten abstimmen. Und das, obwohl bereits seit langem feststand, das an diesem Tag kein Kandidat zurück ins Hotel muss.

Zwar wurde auch gestern ein Gewinner unter den Anrufern auserkoren, der sich über 5.000 Euro Freude darf, und die Stimmen wurden für die heutige Abwahl mitgezählt: Dennoch, es bleibt zumindest ein fader Beigeschmack, da der Sender auch bereits im Vorfeld über diese Tatsache hätte aufklären können.

So wurden Zuschauer wie Bewohner bewusst darüber im Unklaren gelassen, dass diese Folge von den herkömmlichen Regeln abweicht. Sogar die alltäglichen Bettel-Aufrufe wurden ausgestrahlt. Dort reden die Prominenten ihren Fans ins Gewissen, ob sie für sie anrufen oder im Falle von Tanja Schumann besser nicht zum Hörer greifen sollen, da sie das Camp eigentlich verlassen möchte.

Auch im offiziellen RTL-Forum zum Dschungelcamp regt sich Unmut. Ein User schimpft hier zum Beispiel über die Vorgehensweise und kritisiert den Sender offen dafür. Das Verhalten sei Wegelagerei und eine Frechheit. Die Leute die angerufen hätten, seien vor den Kopf gestoßen worden.

Um die Einnahmen, die bei solchen Tele-Votings erzielt werden, machen die Sender ein großes Geheimnis. So auch RTL. Die Anzahl der Anrufer bei im Schnitt acht Millionen Zuschauern sind ebenso wenig bekannt, wie der Anteil der 50 Cent pro Anrufer, die im Säckel des Senders bleiben. Dass es sich allerdings um ein äußert lukratives Geschäftsfeld und um ein wichtiges Monetarisierungsstandbein der Sendung handelt ist offenkundig.

Das Nachrichtenmagazin "Der Focus" spekulierte im Jahr 2011 und befragte dazu einige Experten. Diese kamen zu dem Schluss, dass ca. 80 bis 90 Prozent, also ungefähr 40 Cent pro Anruf beim Sender bleiben könnten. Zwar dürfe es sich bei den Anrufern um einen relativ kleinen Teil der Zuschauer handeln, ginge man aber von 5 Prozent aus, ergebe sich dennoch ein Reingewinn von 160.000 Euro, pro Folge! Darauf will RTL natürlich auch nicht nach einem Wendler-Abschied verzichten.

Bereits 2011 sorgte das RTL-Verhalten für Irritationen: Damals stand bereits fest, dass die damalige Bewohnerin Sara Knappik freiwillig aus dem Camp ausscheidet. Dennoch ließ der Sender bis tief in die Nacht hinein seine Zuschauer am Tele-Voting teilnehmen. Damals wurde den Fans vorgespielt, dass die Entscheidung spontan und live am Lagerfeuer getroffen worden sei, in Wahrheit stand dies bereits ein Tag vorher fest.

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