Kein Kindergeburtstag

Kurt Krömer präsentiert ab diesem Samstag seine wöchentliche „Late Night Show” im Ersten
Tobias Köberlein |
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Die neue ARD-Sendung «Krömer - Late Night Show» läuft ab 18. August vorerst acht Folgen lang jeweils am Samstag.
dpa Die neue ARD-Sendung «Krömer - Late Night Show» läuft ab 18. August vorerst acht Folgen lang jeweils am Samstag.

Vor dem Berliner Ensemble glänzt Bert Brecht aus Bronze in der Sonne. Drinnen, im Theater, blickt Kurt Krömer missmutig durch seine schwarze Brille. Die Requisite hat ihm einen abgewetzten Teppich ausgerollt und einen alten Sessel hingestellt. Es soll ironisch wirken. Statt einen seiner knallbunten Anzüge trägt Krömer edlen Zwirn. „Lippig und bunt habe ich verbannt „, sagt der 37-Jährige bei der Vorstellung seiner neuen „Late Night Show”.

AZ: Herr Krömer, jetzt kehren Sie doch schneller als gedacht ins Fernsehen zurück. Warum haben Sie vergangenes Jahr überhaupt mit der „Internationalen Show” aufgehört? Für die haben Sie immerhin einen Grimme-Preis gewonnen?
KURT KRÖMER: Ich wollte den Stecker ziehen, bevor die Leute sagen: „Mensch, jetzt wird es aber langsam langweilig.” Klar, nach dem Grimme-Preis hätte ich noch 15 Jahre so weitermachen können. Ich wollte aber nicht irgendwann zu mir sagen müssen: Ich mach’ das bloß noch mit dem Blick auf den Scheck, ziehe die Shows durch und bin froh, wenn ich wieder nach Hause kann. Es hat mir nicht mehr gereicht, Prominenten lustige Fragen zu stellen.

Stattdessen behandeln Sie jetzt brisante Themen wie Rassismus und Neonazis und Afghanistan.
Ich hatte einfach keine Lust mehr, die immer gleichen Komiker-Themen zu beackern. Die „Internationale Show” war lustig, aber auch ziemlich sinnentleert. Jetzt wage ich mich an Themen ran, bei denen viele Leute sagen werden: „Hey, das gehört sich nicht.” In einer Folge begleite ich einen dunkelhäutigen Mann aufs Amt und gucke zu, wie die Beamten mit ihm umgehen. Oder ich bin mit einem Rollstuhlfahrer im Straßenverkehr unterwegs. Dabei kommt es zu absurden Szenen.

Sie haben die Sozialkritik als Mittel des Humors entdeckt. Wollten Sie auch deshalb Ihre „Late Night Show” im von Bertolt Brecht gegründeten Berliner Ensemble aufzeichnen?
Ich habe von jeher eine große Affinität zum Theater. Ich bin seit 17 Jahren Livekünstler, spiele nicht in Hallen oder Arenen, sondern am liebsten im Theater. Das ist quasi mein Zuhause. Für die neue Show wollte ich diese Live-Erfahrung mit Talk-Elementen verbinden. Der Talk soll aber eher im Hintergrund stehen. Ich will nicht mehr so sehr von Gästen abhängig sein, bei denen sich schließlich herausstellt, dass sie gar nichts zu erzählen haben.

Haben Sie keine Angst, dass Sie mit dem neuen Konzept Ihre Fans verschrecken?
Der Kern bleibt ja erhalten. Es gibt Stand-Up-Comedy, Einspielfilme und Talks. Was sich ändert, sind die Themen. Wir sind nicht mehr auf Kindergeburtstagsniveau.

Wie kam es eigentlich zu Ihrem Afghanistan-Einsatz?
Die Bundeswehr hat mich eingeladen. Das fand ich mutig, denn ich war ja Totalverweigerer. Die Offenheit der Soldaten war überwältigend. Ich musste die nur antippen und schon hätten sie einen Monolog halten können. Vom Alltag da unten wusste ich bis dahin wenig.

Gab es Auflagen, was Sie im Camp drehen durften?
Ich habe damit gerechnet, dass ich total zensiert werden würde. Umso mehr war ich dann überrascht, was die Bundeswehr alles zugelassen hat. Natürlich war immer ein Presseoffizier dabei. Die amerikanischen Soldaten durften wir nicht filmen, die Wachposten auch nicht. Aus strategischen Gründen, hat mir der Offizier gesagt. Ansonsten konnte ich aber alles umsetzen, was ich mir vorgenommen hatte.

Kann Humor in einer solchen Situation nicht schnell geschmacklos werden?
Humor steht umso höher im Kurs, je brenzliger es wird. Die Soldaten im Camp wollen auch mal abschalten, sie wollen lachen. Das habe ich bei meinen Auftritten schnell gemerkt. Manchmal machen die Leute auch makabere Scherze, um sich abzulenken. Ich hatte großen Respekt vor der Situation vor Ort und den Soldaten. Die sind in der Regel sechs Monate dort, ich war fünf Tage da.

ARD, Samstag, 23.15 Uhr

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