Journalisten ausweisen!
„Die müssen raus aus Bayern“, fordert Seehofer und legt sich mit einem „Monitor“-Team der ARD an. Das wollte Barbara Stamm zur neuen Amigo-Affäre befragen.
Auf seinen Wahlveranstaltungen gibt sich Horst Seehofer locker und lässig, als könne ihn nichts und niemand drei Wochen vor der Wahl aus der Ruhe bringen. Alles nur gespielte Leichtigkeit. In Wahrheit geht dem Titelverteidiger die Muffe. Er ist schwer nervös.
In Würzburg legte er sich mit Redakteure des ARD-Politmagazins „Monitor“ an und verlangte: „Die müssen raus aus Bayern.“ Grimme-Preisträger Stephan Stuchlik und sein „Monitor“-Team hatten nach einem Bericht der „Mainpost“ versucht, die in Würzburg lebende Landtagspräsidentin Barbara Stamm zur neuen Amigo-Affäre zu befragen.
Schauplatz war der „Luisengarten“ in der Unterfranken-Metropole. Hier hatte die CSU am Freitagabend zu „Seehofer direkt“ geladen. Auch Stamm war vor Ort. Ehe die Veranstaltung startete, bei der Bürger Fragen an Seehofer stellen dürfen, versuchte das „Monitor“-Team, Stamm zu befragen. Stuchlik, der früher ARD-Moskau-Korrespondent war, hatte fünf Tage lang versucht, einen Termin bei Stamm zu bekommen.
Er bekam jedoch eine Absage mit der Begründung: „Frau Stamm befürchtet, in einem falschen Zusammenhang zitiert zu werden.“ Seit nunmehr zwei Wochen mauert die Landtagspräsidentin. Sie will kurz vor der Wahl keine Namen der Abgeordneten nennen, die vom ORH für ihren Umgang mit Steuergeldern schwer gerügt wurden.+
Ein paar sickerten durch. Darunter CSU-Fraktionsvize Alexander König, der sich für 6000 Euro eine Leica gekauft hat und noch vier Digitalkameras dazu. Noch im „Luisengarten“ beschwerte sich Stamm bei Seehofer über die Journalisten. Der stürmte nach der Veranstaltung hinaus: „Wo sind denn jetzt die von ,Monitor’? Die belagern uns schon die ganze Woche. Das werde ich mir nicht länger gefallen lassen. Die müssen raus aus Bayern.“ So berichtet es ein Zeuge der AZ. Das „Monitor“-Team aber war längst wieder weg.
Der in Landshut geborene und in Passau aufgewachsene Stuchlik ist überrascht: „Als Bayer finde ich es sehr seltsam, wenn mich der Ministerpräsident aus dem Land rauswerfen will. Ich habe mich Frau Stamm höflich vorgestellt, ob sie zwei Fragen beantwortet.“
Seehofer sieht das anders. Er verlangt nun vom WDR-Intendanten eine Stellungnahme über das „unangemessene Auftreten“. Stamm fühlt sich vom TV-Team bedrängt: „Jeder kann mir kritische Fragen stellen, aber ich erwarte, dass die Formen des Anstands gewahrt bleiben.“ Das Team sei mit laufender Kamera auf sie zugekommen.
„Seehofer will unbequemen Journalisten einen Maulkorb verpassen“, kritisiert FDP-Generalin Miriam Gruß. Grünen-Spitzenkandidatin Margarete Bause fordert von Seehofer eine Entschuldigung: „Dieser Ministerpräsident ist unter Bayerns Würde. Er tritt demokratische Grundprinzipien mit Füßen.“
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