Jörges riet Hoeneß am Telefon: "Nimm das Urteil an"

München - Drei Tage nach dem Urteil gegen Uli Hoeneß hielt die Runde bei Günther Jauch Rückschau auf den spektakulären Prozess gegen den ehemaligen Bayern-Präsidenten. Dabei gab es ein paar erhellende Hintergründe – aber auch viel dunkeln Leerlauf.
Besonders Hans-Ulrich Jörges, Mitglied der „Stern“-Chefredaktion plauderte aus dem Nähkäschen. Er habe am Tag nach dem Urteilsspruch seinem Freund Hoeneß am Telefon geraten: „Nimm das Urteil an“. Das war aber überflüssig. Denn Hoeneß habe sich da schon selbst dazu entschlossen, ins Gefängnis zu gehen. Jörges: „Ich halte das Urteil für richtig und notwendig – das hat er glaube ich auch selber eingesehen.
Und noch ein interessantes Detail hatte der Stern-Journalist parat: Es gebe Hinweise, dass seinerzeit der Hinweis an die Medien über die Steuerhinterziehung von Hoeneß aus der CSU kam: „Die wollten, dass der Fall zeitig vor der Landtagswahl hochgeht“. Der Steuerhinterziehungs-Bombe sollte also nicht in der heißen Phase des Wahlkampfs platzen.
Dann lieferte sich Jörges einen kleinen Grabenkrieg mit Publizist Jakob Augstein. Letzterer warnte davor, den Fall Hoeneß „grauenvoll“ zu überhöhen: „Noch nie ist einer auf einem solchen Rosenteppich in den Knast eingefahren“, so Augstein. Man solle in diesem Fall alles etwas tiefer hängen. Da grätschte Jörges gleich dazwischen: „Knast wird vorbeigehen, die Schmähung nicht“. Augsteins Konter: „Diesem Mann werden sehr viele Menschen wieder aufhelfen, da müssen Sie sich keine Sorgen machen“.
Dann rutschte die Diskussion ab: Im Schweinsgalopp ging es von der Steuerflucht über Steuerverschwendung bishin zur Staatsverschuldung – und wieder zurück. Unternehmer Thomas Selter wetterte gegen hohe Steuern, Ex-Justizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD) verteidigte, dass Reiche vom Staat zur Kasse gebeten werden. Gleich zweimal gab Günther Jauch den Bremser: „Wenn wir jetzt noch mal den Bogen zurück zu Uli Hoeneß schlagen“. Netter Versuch, kein Erfolg.
Nur Sportreporter Waldemar „Waldi“ Hartmann hatte noch ein Hoeneß-Anekdötchen: Er habe Schnappatmung bekommen, als die von Hoeneß hinterzogenen Summen mit jedem Prozeßtag wuchsen. Hartmann: Ich dachte, wenn das noch zwei Wochen so weiter geht, dann hat Herr Schäuble seinen Bundeshaushalt saniert...