Jochen Schropp: "Ich bin ein Serien-Junkie"
Die Show-Formate im deutschen Fernsehen werden immer ausgefallener. Je verrückter, desto besser, lautet die Devise. Neustes Experiment: "Jetzt wird's schräg", eine Improvisations-Show mit Prominenten. Moderator Jochen Schropp verrät im Interview mit spot on news das Erfolgsrezept der Show und ob er selbst auch gut improvisieren kann.
Hamburg - Im deutschen Fernsehen gibt es diverse Game-Shows und TV-Formate. Ein neues wird ab dem heutigen Freitag von Jochen Schropp (35, "X Factor") moderiert: eine Improvisations-Show mit Promis namens "Jetzt wird's schräg". Als TV-Moderator hat Schropp viel Erfahrung. Wie kam der ausgebildete Schauspieler zu diesem Beruf und was sieht der 35-Jährige selber gerne im Fernsehen? Im Interview verrät er außerdem, warum er von Model Rebecca Mir (22, "taff") und Tänzer Massimo Sinató (33, "Let's Dance") ziemlich überrascht war.
Herr Schropp, können Sie selber gut improvisieren?
Jochen Schropp: Es ist natürlich schwer, das über sich selber zu sagen. Ich habe das aber auf der Schauspielschule gelernt, und es macht mir auch Spaß. Ich glaube schon, dass ich improvisieren kann. Einem Bernhard Hoëcker nehme ich natürlich nicht die Butter vom Brot - das ist klar.
Was machen Sie, wenn Sie bei einer Moderation Ihren Text vergessen?
Schropp: Dann kann ich natürlich auch mal ganz gut improvisieren. Dieses Know-How, beziehungsweise die Souveränität, habe ich mittlerweile. Es geht ja eigentlich nur darum, dass man weiß, wovon man spricht. Und wenn man sich jetzt nicht an jedes Wort erinnern kann, dann plappert man halt drauf los. Bei einem Gespräch ist es ja ähnlich: Wir überlegen uns vorher auch nicht ganz genau, was wir sagen wollen.
Ihre neue TV-Show heißt: "Jetzt wird's schräg". Worum geht es in diesem Format?
Schropp: In der Show spielen die Gäste Party-Spiele, die man von Spielen wie "Activity" oder "Tabu" kennt. Nur eben noch viel "schräger"! Aushängeschild ist unsere schräge Bühne, die um 22,5 Grad gekippt ist. Auf ihr müssen meine Gäste improvisieren. Sie bekommen eine Szene von mir vorgegeben, die sie dort spielen müssen. Wir kippen die Kamera auch um 22,5 Grad, sodass die Bühne für den Zuschauer gerade aussieht. Die Leute auf der Bühne sind aber natürlich schräg - das ist ein großer Spaß! Das ist visuell einfach was anderes und für meine Gäste sehr, sehr lustig, aber auch anstrengend.
Wie haben sich die Promis angestellt? Wer hat Sie überrascht?
Schropp: Rebecca Mir und Massimo Sinató. Einerseits weil sie sehr tief in ihre Beziehung haben blicken lassen, wie sie zum Beispiel miteinander umgehen. Andererseits aber auch, weil sie sehr spontan und komödiantisch waren. Das hätte ich von ihnen so nicht erwartet. Klar, von einem Bernhard Hoëcker erwartet man das. Den fand ich großartig. Auch Lisa Feller war ganz toll. Wir hatten natürlich viele Comedians, bei denen man sich darauf verlassen konnte, dass sie spontan agieren. Was sie alle gemeinsam hatten, egal, ob Comedian, Schauspieler oder TV-Promi: Sie hatten alle Lust, sich nicht so ernst zu nehmen. Ich glaube, das ist das Wichtigste bei der Sendung.
Was denken Sie, warum das Format international so erfolgreich ist?
Schropp: Ich glaube, dass die Leute einfach Lust auf etwas Neues haben. Die Sendung ist ja nicht kompliziert. Ich habe zwischen sechs und sieben Gästen, wir spielen verschiedene Spiele, die Spaß machen. Ich habe schon zwei Folgen gesehen und der Spaß transportiert sich aus dem Studio bis nach Hause. Ich bin immer für etwas Neues und für Experimente: dauernd das Gleiche langweilt mich.
Ist das die Zukunft des deutschen Privat-Fernsehens, immer ausgefallenere Formate?
Schropp: Das ist doch eigentlich die Zukunft von allen Dingen. Sachen abwandeln und etwas Neues machen. Sonst tritt man ja immer auf der Stelle. Ich bin momentan sehr froh, dass mir Sat.1 und ProSieben Sendungen geben - "Jetzt wird's schräg", "Promi-Big Brother", "Himmel oder Hölle" -, die alle etwas anders und speziell sind. Und in gewisser Weise auch ein bisschen unberechenbar, was es natürlich spannender macht - nicht nur für mich als Moderator, sondern eben auch für die Zuschauer.
Was sehen Sie privat gerne im Fernsehen?
Schropp: Ich bin ein wahnsinniger Serien-Junkie. Ich betreibe, was momentan in der Presse auch oft "Binge-Watching" genannt wird. Also eine Serie, die ich als komplette Staffel habe und dann abends auch mal zwei bis vier Folgen beziehungsweise eine ganze Serie an einem Wochenende durchgucke. Ich habe gerade "Masters of Sex", eine Serie über Sexual-Wissenschaftler in den fünfziger Jahren, geschaut. Das war sehr interessant und hat viel Spaß gemacht. "Orange is the New Black" ist eine andere Serie, die ich gerade geguckt habe. Also hauptsächlich US-Serien im Originalton, die in Deutschland noch nicht gezeigt wurden.
Was wäre Ihre Traumrolle oder -moderation?
Schropp: Die Shows, die ich gerne mal moderieren würde, moderiere ich ehrlich gesagt gerade. "X Factor" war damals mein großer Traum: Als ich den Anruf bekommen habe, ob ich Lust hätte zum Casting zu kommen, bin ich durchgedreht. Ich hatte ja in England Schauspiel studiert und zu der Zeit war die Sendung dort sehr, sehr groß. "Himmel oder Hölle" ist eine Sendung, die sicherlich polarisieren wird. Sie steht für eine ganz neue Art von Fernsehen: Eine Quiz-Show, die zusätzlich Challenges hat, die meine Kandidaten körperlich an ihre Grenzen bringen und für die sie sich überwinden müssen. Auch "Promi-Big Brother" finde ich ein sehr spannendes Reality-Format: 14 Tage in diese Welt abzutauchen und täglich eine Live-Show zu machen - das ist eine große Herausforderung. Insofern bin ich mit den Sendungen momentan sehr glücklich.
Und als Schauspieler?
Schropp: Ich glaube jeder würde gerne mal eine Kino-Hauptrolle spielen. Oder eine Rolle, die ganz weit weg ist von den Rollen, für die man normalerweise besetzt wird.
Wenn Sie sich an Ihre Teenager-Jahre zurück erinnern: Was wollten Sie da werden?
Schropp: Ich habe es nie wirklich formuliert, aber eigentlich wollte ich immer etwas im darstellerischen Bereich machen. Ich habe mit zehn in Gießen am Stadttheater als Statist gearbeitet. Mein High-School-Jahr in Kalifornien hat mich sehr geprägt: Dort habe ich für die Schülerzeitung geschrieben, Theaterstücke gespielt, mit dem Chor an Wettbewerben im ganzen Staat teilgenommen. Da hat sich schon herauskristallisiert, dass es irgendetwas auf der Bühne sein wird. Danach habe ich weiter Gesangs- und Schauspielunterricht genommen, mich an Schauspielschulen beworben. So bin ich zu meinem Studium gekommen.
Sie haben nie gesagt, dass sie Schauspieler oder Moderator werden wollen?
Genau, aber ich war immer sehr zielstrebig, Sachen zu machen, die in diese Richtung gehen. Da ich aus einem kleinen Dorf komme, war das nicht so einfach oder normal. Mit 15 Jahren war ich auch schon bei der Kindernachrichten-Redaktion "logo!". Ich bin jeden Morgen um halb fünf aufgestanden und zwei Stunden nach Mainz getuckert, während die anderen beim Tierarzt oder Friseur um die Ecke ihr Praktikum gemacht haben. Ich war da schon immer sehr gewillt, etwas auf mich zu nehmen.