James Bond: Warum seine Frauen immer sterben müssen

James Bond kann jede haben. In bald 25 Filmen schmückt sich 007 mit heißen Bond-Girls. Doch auf ein Happy End wartet er vergeblich.
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Eigentlich ist es das Normalste der Welt: James Bond heiratet. Der Mann ist im besten Alter, er sieht gut aus und hat Schlag bei den Frauen (im wahrsten Sinne des Wortes). So einer hat ein bisschen Ruhe verdient, zumal er unzählige Male die Welt vor dem sicheren Untergang retten musste. Außerdem ist sein Name Programm: Das englische Wort "bond" steht für Bindung. So what!

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Dennoch ist die Überraschung groß. James Bond heiratet, echt jetzt? Müssen wir Abschied nehmen von Bond, dessen Verschleiß an Bond-Girls Legende ist? Wird 007 gar zum Hausmann?

Im 25. Bond-Film, Arbeitstitel "Shatterhand" (Start: November 2019), heiratet der Geheimagent. Das verriet zumindest ein Insider der "New York Post". Die Dame kennen wir bereits aus "Spectre", dem Vorgängerfilm. Es ist Dr. Madeleine Swann (Léa Seydoux), eine Psychologin aus einer privaten Alpenklinik in Österreich. Bei der Jagd auf den ewigen Tunichtgut Ernst Stavro Blofeld (Christoph Waltz), der seit Jahrzehnten in Bond-Filmen sein Unwesen treibt, ist man sich näher gekommen.

Auch Dr. Madeleine Swann (Léa Seydoux) segnet offenbar das Zeitliche Foto:2016 Danjaq and MGM. All Rights Reserved

"Shatterhand" soll gleich mit der Hochzeit von James und Madeleine beginnen. 007 hat seinen Dienst beim Secret Service gekündigt und will nur noch für die Liebste da sein. Und dann? Logisch, es passiert das, was passieren muss. Madeleine stirbt, sie wird umgebracht. Und James Bond wird wieder der alte, er schwört blutige Rache, die Story nimmt die übliche Fahrt auf.

Führt die wahre Liebe in den Tod?

Es ist ein ungeschriebenes Gesetz der Bond-Filme, dass Frauen, die wirklich mal sein Herz erobern, ihr eigenes Todesurteil unterschreiben. Er ist offenbar nicht kompatibel für die große Liebe. "James Bond war lange nur: charmant, chauvinistisch, eiskalt", schreibt die "Zeit". "All die Frauen, die starben, weil sie ihm zu nahe gekommen waren, ohne dass es ihn wirklich berührte. Ein Schnitt, und die Schöne, mit der er eben noch das Wasserbett geteilt hatte, war vergessen. Zu seiner Entschuldigung ist zu sagen, dass ihm die Drehbuchschreiber nur selten Zeit für Trauerarbeit gönnten. Dafür war Bond viel zu sehr mit Weltretten beschäftigt... Außerdem explodierte es ständig um ihn herum, was nach Hechtsprüngen verlangte und selbst einen hartgesottenen Spezialagenten beim Räsonieren stört."

Bond-Girls als Zeitvertreib

Liebe auf Italienisch: James Bond (George Lazenby) hat nur Auge für Contessa Teresa di Vincenzo (Diana Rigg) Foto:© 2017 Twentieth Century Fox Home Entertainment, Inc. All Rights Reserved

Schon einmal ging das mit James Bond und der Ehe dramatisch schief. Das geschah in der Episode "James Bond 007 - Im Geheimdienst Ihrer Majestät". Da verliebte sich 007 (George Lazenby) in Contessa Teresa di Vincenzo (Diana Rigg). Sie war die Tochter des Chefs der korsischen Mafia, Marc Ange Draco (Gabriele Ferzetti). Bond nannte sie nur Tracy und kaufte ihr einen Verlobungsring. Bei der Hochzeit bot der Schwiegerpapa Bond eine Mitgift von einer Million Pfund an, doch der lehnte das Geld ab, nicht aber die Tochter.

Gegen Ende des Films fährt das Paar in die Flitterwochen. Bond will in London seinen Abschied einreichen und Tracy wünscht sich drei Jungen und drei Mädchen. Er antwortet, dass sie nun alle Zeit der Welt hätten. Da nähert sich von hinten das Unheil in Form eines Mercedes, gesteuert vom Bösewicht Blofeld (dieses Mal Telly "Kojak" Savalas). Es fallen Schüsse, einer trifft Tracy in den Kopf, sie ist sofort tot.

Die ursprüngliche Aufnahme zeigt die ergreifendste Szene eines Bond-Films überhaupt. George Lazenby alias 007 hält die tote Tracy in den Armen - und weint. Das ist für Regisseur Peter R. Hunt zu viel. Er verlangt eine neue Aufnahme, diesmal ohne Tränen, weil ein James Bond niemals weine.

Diese Ansage wird für die nächsten 28 Jahre zum Programm. James Bond hat als Liebender versagt, er ist nicht einmal mehr Liebhaber, sondern Massenkonsument, der alle vernascht und dann weiter ins nächste Abenteuer hechtet. Die Bond-Girls dominieren die Frauenrollen.

 

Sie sind "genauso wie 007 selbst eine Institution", schreibt die "taz". "Es sind weniger Mädchen als gestandene, sexuell aktive Frauen, die weder vor Mord noch Verrat zurückschrecken, die ihre eigene Agenda verfolgen und sich scheinbar mühelos in der Welt des Luxus und des Bösen bewegen. Sie sind das Gegenmodell zum Heimchen am Herd und damit der Traum des Mannes, der täglich zwischen Familie und Büro pendelt. Denn bei aller verstörenden und betörenden Macht, die sie ausstrahlen, im Bett des Superagenten werden sie wieder zum Mädchen."

Daniel Craig als gefühlvoller James Bond

Dann kommt Daniel Craig und mit ihm ein neuer Bond. In "Casino Royale" (2006) verliebt er sich unsterblich in Vesper Lynd (Eva Green), eine Mitarbeiterin des britischen Schatzamts. Er will für eine gemeinsame Zukunft seinen Dienst quittieren und schickt per E-Mail seine Kündigung nach London. James möchte nur noch mit Lynd durch die Welt fahren und das Leben genießen.

Damenbesuch für 007 darf auch in "Casino Royale" nicht fehlen Foto:CASINO ROYALE © 2006 Danjaq, LLC and United Artists Corporation. All rights reserved.

 

Es kommt, wie es kommen muss: Vesper Lynd stirbt, sie ertrinkt im Fahrstuhl eines Haus, das im Wasser versinkt. Und wieder hätte James um ein Haar geweint, beinahe!

Das Filmkorsett erlaubt diesem Mann einfach kein seelisches Glück, auch nicht in einer Liebe, die ein bisschen länger währt, es sei denn die Filmgewaltigen würden ihm als adäquate Partnerin Angelina Jolie zumuten, das wäre die komischste aller Zukunftsvisionen.

So aber ist es unvorstellbar: Die Killermaschine im Auftrag Ihrer Majestät, der englischen Königin, ruht sich am häuslichen Herd aus. Eier mit Speck statt Kaviar, eine Pulle Bier, nicht gerührt und geschüttelt, statt Wodka Martini. Und die Gemahlin mault: "Trink nicht so viel!" Wie es einem so geht als stinknormaler Ehemann. Geht doch gar nicht!

James Bond sei die große Liebe nicht gegönnt

"Bond ist kein Mann, sondern eine Marke, der Fixpunkt eines Universums aus ikonischen Zutaten: raketenwerfenden Autos, geschüttelten Martinis, gebrochenen Herzen und Hälsen. Dieses Universum funktioniert nach eigenen Regeln... In gewisser Weise ist James Bond keine Rolle, sondern ein Amt", urteilt die "Zeit".

Damit dieses Amt überlebt, müssen Bonds Frauen sterben. Nur so kann Bond auch Bond bleiben. Der nächste Tanz ist wieder mit Musik.

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