Intrigen in der Kommune: So war der Polizeiruf 110
Der Brandenburger Polizeiruf 110 spielt unter Öko-Bauern und bietet selbst konventionelle Kost. Eine Kritik der AZ-Kultur-Redaktion.
Brandenburg - Golden glänzt der Herbst zur Apfelernte in der Kommune der Ökobauern. Ein Countrysong spielt im Hintergrund. Wenn Maria Simon als Kommissarin Olga Lenski mit Hauptmeister Krause die Nachricht vom Mord an einem Kommunarden überbringt, ist das Aufeinandertreffen wie ein Pistolenduell in Szene gesetzt. Doch schnell wird aus dem Western ein gewöhnlicher Krimi.
Im Polizeiruf 110 „Käfer und Prinzessin“ ist nicht nur der Boden der Ökobauern-Kommune vergiftet, sondern auch die Gemeinschaft. Das Beziehungsdreieck um Ruth (Fritzi Haberlandt) ist weniger kompliziert, als einem glauben gemacht wird. Tatsächlich korrodiert die Kommune von innen durch die Profitsucht, der die Leute dort eigentlich entkommen wollten.
Keinen Chef zu haben und alles per Plenumsentscheid abzustimmen führt nicht zum richtigen Leben, wenn die Gutgläubigkeit gegenüber dem Immobilienbetrüger blind macht. Die scheinbare Alternativlosigkeit lässt den Lebenstraum der Alternativen platzen. Der Polizeiruf unter der Regie Robert Thalheims erzählt gelassen und mit wenigen Vorurteilen gegenüber seinen Charakteren.
Ganz verzichtet Clemens Muraths Drehbuch dennoch nicht auf Klischees, wenn der Kassenwart der Kommune vor der Begegnung mit der Kommissarin noch schnell die Bong weg stellt und sein Gras versteckt, bevor diese ein Drogenlabor in seinem Wohnwagen findet.
So bleibt der Brandenburger Polizeiruf nach dem guten Anfang eine wenig überraschende Abrechnung mit dem Selbstbetrug derer, die unbeholfen nach einem neuen Lebensentwurf oder zumindest dem persönlichen Glück suchen. Nichts Neues.
Bereits letzte Woche durfte man zu einem ähnlichen Öko-Krimi beim „Tatort“-Kommissar Borowski eindösen. Die Themensortierung nervt. Sie stiehlt dem Krimi das wenige, was ihn interessant hätte machen können.
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