"Im Namen des Vaters": So war der Tatort
Der bittere Kontrast zur wohligen Weihnacht. „Im Namen des Vaters“ – ein düsterer „Tatort“ aus Frankfurt mit Nina Kunzendorf
Diesmal trug sie die Haare kurz, fast wie früher Lena Odenthal. Für große Veränderungen ist es aber zu spät: Nina Kunzendorf, früher an den Münchner Kammerspielen engagiert, steigt nach der nächsten „Tatort“-Folge aus der Serie aus.
Man kann’s verstehen. Frankfurt müffelte nach Erbrochenem. Fast alle wichtigen Figuren waren Säufer, das Opfer hatte 2,7 Promille im Blut. Nahezu jeder im heruntergekommenen Gallusviertel kannte die amüsierfreudige Frau, mancher sogar intim.
„Im Namen des Vaters“ begann mit einem Mord in der Silvesternacht – Kirche, Glauben und ein verschmähtes Weihnachtsgeschenk spielten eine wichtige Rollen. Wie die letzten Frankfurter Folgen basierte auch dieser bitterkalte Gossenkrimi auf einem echten Fall des Profilers Axel Petermann.
Aufrichten konnte man sich an den wackeren Ermittlern, die bei der Rekonstruktion der letzten Tage im tragischen Leben der Agnes Brendel großes Einfühlungsvermögen und kühne Professionalität walten ließen. In Petermanns Buch schnürt einem die nüchterne Rationalität im Angesicht des menschlichen Elends die Kehle zu. Im „Tatort“ hat Lars Kraume der Vorlage nicht ganz über den Weg getraut. Deshalb wurden flankierende Nebenfiguren eingebaut und am Ende eine dramatische Entführungssequenz, die von der sonst so realitätsnahen Kernkompetenz der Main-Ermittler allerdings unnötig ablenkt.
Zwischendurch fiel ein stilistisches Element auf: Zweimal wurde der Bildschirm geteilt und damit die Geschichte aus mehreren Perspektiven gleichzeitig erzählt. Ein nettes Experiment für all jene, denen das Christkind heuer einen besonders großen Flachbildschirm beschert hat.
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