Harald Krassnitzer über "Tatort"-Partnerin Neuhauser

"Abgründe" heißt der "Tatort", der am heutigen Sonntag läuft. Moritz Eisner und Bibi Fellner kämpfen gegen ein unsichtbares Netzwerk. Daneben spielen aber auch Eisners persönliche Abgründe und seine Beziehung zu Fellner eine große Rolle.
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Stress und Kälte lassen die Zusammenarbeit zwischen Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) nicht konfliktfrei ablaufen
rbb/ORF/Petro Domenigg Stress und Kälte lassen die Zusammenarbeit zwischen Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) nicht konfliktfrei ablaufen

"Abgründe" heißt der "Tatort", der am heutigen Sonntag läuft. Moritz Eisner und Bibi Fellner kämpfen gegen ein unsichtbares Netzwerk. Daneben spielen aber auch Eisners persönliche Abgründe und seine Beziehung zu Fellner eine große Rolle. "Die beiden würden füreinander durchs Feuer gehen", erklärt Harald Krassnitzer spot on news.

Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) haben es im "Tatort: Abgründe" (Das Erste, Sonntag, 20:15 Uhr) mit dem Tod einer Kollegin zu tun. Der Fall soll als Unfall zu den Akten gelegt werden, Eisner glaubt aber nicht an diese Version. Das Opfer ist seine ehemalige Freundin und wird in dem Haus gefunden, in dem jahrelang ein junges Mädchen in einem Verlies eingesperrt war. Eisner und Fellner kämpfen alleine gegen ein Netzwerk, das bis in die höchsten Wiener Kreise reicht. Wie es ihm bei den Dreharbeiten ergangen ist und warum er und Adele Neuhauser ein "kongeniales Paar" abgeben, erzählt Harald Krassnitzer im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news.

Mehr von Harald Krassnitzer als "Tatort"-Ermittler gibt es hier

Herr Krassnitzer, im "Tatort: Abgründe" jagen Sie als Moritz Eisner die Hintermänner eines Kinderschänderrings. Der Film verzichtet weitestgehend drauf, das Leid der Kinder direkt zu zeigen. Eine besonders schlimme Szene ist aber jene, in der Eisner und Fellner das Zimmer entdecken, in denen die Mädchen den Männern zugeführt werden. Wie ist es Ihnen da bei den Dreharbeiten ergangen?

Harald Krassnitzer: Das war für uns alle ein extrem belastender Tag. Das Zimmer ist so gestaltet, dass es der Realität sehr nahe kommt. Die Geschichte bezieht ihre Stärke daraus, dass wir nicht durch große Kinderaugen, sondern auf eine subtile Art und Weise das Grauen hervorheben. Diese eine Szene genügt, um die Erschütterung auszulösen, weil da erst klar wird, um was es geht.

Bei der Jagd nach den Hintermännern stoßen Sie auf ein Netzwerk, das sich in höchste politische Ebenen erstreckt. Verlieren Menschen mit viel Macht schneller den Bezug zu Recht und Gesetz?

Krassnitzer: Es verdichten sich die Eindrücke in diese Richtung. Offensichtlich gibt es manche Gesellschaftsgruppen, die sich jenseits des gesetzlichen Rahmens bewegen. Das aber mit einer Selbstverständlichkeit, als ob es ihnen zustehen würde. Kinderpornografie ist keineswegs auf eine bestimmte soziale Schicht beschränkt, sondern das betrifft alle Schichten.

Was sagen Sie zu den Diskussionen, die es im Moment in Deutschland zum Thema Kinderpornografie gibt?

Krassnitzer: Was wirklich weiterbringt, ist meiner Meinung nach, dass man sich erst mal Gedanken darüber macht, wie Pädophilie entsteht und wie man diesen Menschen helfen kann. Und das andere ist, dass man die Gesetze in Bezug auf den Besitz von Kinderpornografie verschärft. Und zwar ab dem ersten Foto, das sich jemand zieht. Da sollte bereits eine Straftat bestehen. Jedes dieser Fotos ist ein Schicksal, jedes dieser Bilder müsste bereits unter Strafe gestellt sein.

Den "Tatort" sehen Millionen Menschen. Ist es für Sie dann ein guter Film, wenn die Leute nicht nur unterhalten werden, sondern auch nachdenklich zu Bett gehen?

Krassnitzer: Jeder Film, der berührt, ist ein guter Film. Dass uns etwas nahe geht und wir etwas an uns heranlassen, ist im Grunde genommen der entscheidende Faktor für das Zusammenleben. Wenn uns etwas kalt lässt, ist das alles relativ sinnlos.

Der "Tatort: Abgründe" offenbart auch Eisners persönliche Abgründe. Das Mordopfer war seine Ex-Geliebte. Deren Ex-Mann geht Eisner nach ihrem Tod an: "Da steht jemand öffentlich für Recht und Ordnung ein und privat ist er genauso ein Arschloch wie jeder andere"...

Krassnitzer: Je brüchiger eine Figur sein kann, je mehr man eine persönliche Identifikation erzeugt, desto spannender ist sie. Es ist gut, wenn Bibi oder Eisner in einer persönlichen Form involviert sind. Wenn man mit ihnen mitleben kann und sie zu einer Identifikationsfigur werden, im positiven wie auch im negativen Sinne, dann sind das diejenigen, die einen durch die Geschichte leiten. Dieses Mal kommt eine moralische Frage ins Spiel, mit der man sich auch auseinandersetzen muss. Eine Frage der Verantwortung. Das kennen wir alle: Wir machen Dinge, von denen wir denken, dass sie gut sind und plötzlich stehen wir jemandem gegenüber und stellen fest, dass wir Mist gebaut haben. Ich finde es spannend, wenn diese Komplexitäten vorhanden sind.

Eisner lässt dann auch seine junge Kollegin Julia abblitzen...

Krassnitzer: Die hat eine sehr aufreizende Art. Das kommt bei manchen gut an, als charmant sexy oder witzig. Eisner fährt aber nicht darauf ab. Diese vordergründige Laszivität reizt ihn nicht, das findet er kindisch und dumm. Insofern finde ich das eine ganz schöne Reaktion.

Eine ganz besondere Beziehung hat Eisner zu Bibi Fellner. Die beiden reden sehr offen miteinander, sie schläft bei ihm. Was ist das für eine Beziehung zwischen den beiden?

Krassnitzer: Ich würde das als eine ganz tiefe, bedingungslose Freundschaft bezeichnen. Sie gehen aber auch durchaus kritisch miteinander um. Wenn es drauf ankommt, hält diese Freundschaft aber mehr als alles andere. Die beiden würden füreinander durchs Feuer gehen. Man könnte fast denken, da gibt es eine leichte Verliebtheit, Eifersucht und auch andere Gefühle. Dieses Spannungsfeld finde ich ideal für die beiden.

Eisners Tochter wird auch auf tragische Weise in den Fall hineingezogen, seine Ex ist tot, er greift einen Kollegen an und wird suspendiert. Über 30 Fälle hat Moritz Eisner jetzt schon gelöst. Ist der aktuelle der, der ihm privat am meisten zugesetzt hat?

Krassnitzer: Nein, da gab es andere Geschichten. Aber das ist schon ein Fall, der ihn sehr bewegt und in dem er an manchen Stellen irrational wird, die Fassung verliert und über Grenzen geht.

Am Schluss bleibt offen, ob er wieder in den Dienst zurück will. Wird Eisner amtsmüde?

Krassnitzer: Nein. Wir haben eine ganz wunderbare Konstellation mit der Bibi gefunden. Ich habe dabei die schönste Arbeitszeit meines Lebens. Es macht irre Spaß mit der Adele. Wir sind als Schauspieler ein kongeniales Paar und fühlen uns sauwohl bei unserer Arbeit. Wir haben dieselbe Herangehensweise, denselben Humor, mit dem wir manche Regisseure zur Weißglut bringen. Das ist so eine Spiellust, aus der sich diese Vertrautheit und Innigkeit ergibt.

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