"Günther Jauch": Das waren die größten Aufreger

Berlin - Am Sonntag lädt Günther Jauch (59) um 21.45 Uhr zum letzten Mal in seine Talkshow im Ersten ein. Dort wird der Deutschen liebster TV-Moderator (offizielle Forsa-Umfrage) mit Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble lediglich einen einzigen Gesprächsgast haben. Mit größeren Aufregern oder kleineren Skandalen ist dabei wohl nicht zu rechnen. Schade eigentlich, denn neben jeder Menge heißer Luft bot "Günther Jauch" manchmal tatsächlich Diskussionsstoff für die Tage danach. Um tatsächliche Inhalte ging es dabei nur selten...
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Gehaltsdebatte
Wenige Monate nach der ersten Sendung unterlief Jauch Anfang 2012 ein klassisches Eigentor. Eigentlich sollte es um den "Tiefen Fall des Christian Wulff" gehen. In einem Einspieler wurde der Ehrensold (199.000 Euro) des ehemaligen Bundespräsidenten thematisiert. Daraufhin platzte einem Talk-Gast der Kragen. "Sie müssen auch mal selbstkritisch fragen, lieber Günther Jauch, was Sie so im Jahr verdienen. Sie verdienen das Vielfache von dem, was die Bundeskanzlerin verdient, und halten das für gerecht", schimpfte Hennig Scherf (77, SPD). Auch wenn Jauch darauf kaum einging, folgte der Sendung eine tagelange Mediendebatte um sein angebliches Gehalt.
Zuschauer-Rauswurf
Bonus-Punkte bei den TV-Zuschauern sammelte er einige Monate später. Während einer eigentlich völlig harmlosen Gesprächsrunde zu den Landtagswahlen in Schleswig-Holstein fing ein junger Mann plötzlich an zu schreien. Sicherheitskräfte wollten ihn unsanft vor die Tür setzen. Da schritt Jauch ein: "Holen sie den Mann bitte wieder zurück. Hier wird keiner aus der Sendung wie in der Ukraine rausgehauen." Klaus Wowereit, damals noch regierender Bürgermeister von Berlin, erklärte damals, dass es dem Studenten wohl um den gekippten Neubau der Schauspielschule "Ernst Busch" gegangen sei.
Knapp zwei Jahre später kam es zu einem ähnlichen Vorfall, als ein Mann die Bühne stürmte und von Securitys gestoppt wurde. Er wollte offenbar auf private Probleme aufmerksam machen. Damals kommentierte Jauch: "Wir kommen einfach nicht drumherum, dass wir ihn nicht mit dazu setzen können und sagen: Welches Problem haben Sie jetzt gerade?"
"Quassel-Imam"
Im Herbst 2014 sorgte Abdul Adhim Kamouss mit seinem ungezügelten Redefluss für Ärger. In der Sendung "Gewalt im Namen Allahs - wie denken unsere Muslime?" quasselte der umstrittene Berliner Imam sowohl die Gäste als auch Jauch in Grund und Boden. Der Talkmaster bekam noch während der Sendung über die Social-Media-Kanäle vorgeworfen, dass er "völlig überfordert" gewesen sei. Weitaus unangenehmere Konsequenzen hatte der Auftritt aber wenige Wochen später für den Imam: Die Al-Nur-Moschee in Berlin Neukölln wollte Kamouss nach 17 Jahren keinen Platz mehr einräumen, weil der Wirbel um seinen Auftritt zu groß geworden war.
Stromausfall
Eine Grundvoraussetzung für eine funktionierende Sendung ist, dass man sie sehen kann. Genau das wollte bei Jauchs Talkshow im Februar 2015 nicht klappen, denn der Moderator und seine Gäste saßen am Sonntag minutenlang im Dunkeln. Der Grund: Stromausfall in Berlin-Schöneberg. Erst mit einer Verspätung von rund 20 Minuten konnte Jauch seine Sendung zum Thema Griechenland beginnen.
Der Varoufakis-Finger
Im März 2015 wurde der damalige griechische Finanzminister Yanis Varoufakis mit Ausschnitten eines Videos aus dem Jahre 2013 konfrontiert, in dem er Deutschland angeblich den Stinkefinger gezeigt haben soll. Varoufakis bezeichnete den Videoausschnitt als "gefälscht", veröffentlichte dazu über Twitter eine Langversion. Der Fingerzeig selbst sei zwar echt, jedoch wurde die Geste angeblich aus dem Zusammenhang gerissen. In einem Kommentar aus der "NZZ am Sonntag" wurde der TV-Beitrag als "übelster Kampagnenjournalismus, der das verkorkste Verhältnis zwischen Berlin und Athen zusätzlich belastet", bezeichnet. Jauch habe "gegen fundamentale journalistische Standards verstoßen" und sollte deshalb von der ARD entlassen werden.