"GNTM"-Juror Joop: "Heulen konnten sie alle"
Wolfgang Joop hat sich in die "Germany's next Topmodel"-Jury eingefunden und auch wenn der Designer nicht alles nachvollziehen kann, was den Mädchen abverlangt wird, so zieht er doch eine recht positive Bilanz. Ganz im Gegensatz zum derzeitigen Modebusiness im Allgemeinen.
Hamburg - Dass es Wolfgang Joop (69) einmal in die Jury von "Germany's next Topmodel" verschlägt, hatte wohl kaum einer erwartet. In der Vergangenheit hatte sich der Designer schließlich nicht immer positiv über Modelformate wie das von Heidi Klum (40) geäußert. Dass er den Schritt in die Show dennoch gewagt hat, läge daran, dass ihm seine Zeit im vergangenen Jahr "wie abgelaufen" erschien, wie er im Interview mit der Zeitung "Welt am Sonntag" beschreibt.
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"Meine zweite Biografie war erschienen, Arte zeigte das bereits fünfte Wolfgang-Joop-Portrait, die ARD würdigte mich in der Reihe ,Deutschland, Deine Künstler'", fasst Joop die Geschehnisse zusammen. All das habe dazu geführt, "dass es mir vorkam wie ein nie enden wollender Abgesang auf mein eigenes Leben". Um diesem "Nachgeklapper" zu entkommen, brach er mit alten Formen, wagte etwas Neues und war auf einmal "nicht mehr nur Arte, sondern auch Pro 7", wie er es nennt.
Auch wenn er sich mittlerweile wohl gut in den Casting-Alltag eingefügt hat, so ganz kann er manches nicht nachvollziehen. "Ich kann nicht immer begreifen, warum man bestimmte Challenges von den Mädchen verlangt", meint er. Noch nie habe ein Peter Lindbergh echte Tränen weinen lassen. "Das kann man doch fotoshoppen", lautet sein Fazit, muss den "GNTM"-Kandidatinnen aber zugestehen: "Heulen konnten sie alle - erstaunlicherweise".
Von einem Model hat der 69-Jährige ganz eigene Auffassungen. Es müsse immer "etwas Ätherisches" haben, "etwas Cooles, Artifizielles", die "Projektionsfläche einer Illusion". Genau das sei aber der Grund, warum er beispielsweise Heidi Klum nie auf einer seiner Schauen hatte laufen lassen. Sie sei "so diszipliniert und gerade und gut gelaunt", war also "da, wie ein Model nicht da zu sein hatte". Dafür sei sie "heute so viel bigger und strahlender als eine Claudia Schiffer oder Nadja Auermann".
Dem aktuellen Modebusiness steht der kreative Kopf derzeit sehr kritisch gegenüber, sagt, dass sich nichts mehr entwickeln könne, auch schöne Gesichter nicht. "Wir verbrauchen sie sozusagen, bevor sie überhaupt entstehen können", zieht er Bilanz. "Designer bei Billiganbietern entwerfen nur einen Ärmel, nie eine ganze Bluse. Sie entwerfen ein Knopfloch, wissen aber nicht, welche Hose das Knopfloch bekommt", beschreibt er den Markt. Das alles seien "Auswüchse dieser neuen Form des Brutalkapitalismus", von dem er glaubt, dass es Zeit wird, "dass dieses System kollabiert".
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