Gehen Sie auf Daten-Diät!

Unser Kolumnist rät: Es gibt niemanden, der Sie und Ihre Daten besser schützen kann, als Sie selbst.  
Richard Gutjahr |
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Richard Gutjahr: der Blogger schreibt jeden Freitag für die AZ über digitalen Lifestyle - das Leben mit dem Computer.
Petra Schramek Richard Gutjahr: der Blogger schreibt jeden Freitag für die AZ über digitalen Lifestyle - das Leben mit dem Computer.

Unser Kolumnist rät: Es gibt niemanden, der Sie und Ihre Daten besser schützen kann, als Sie selbst.

Gehen Sie auf Daten-Diät! Wussten Sie, dass Google jede Ihrer Suchanfragen protokolliert und über Jahre hinweg speichert? Dass Sie bei Facebook noch nicht einmal angemeldet zu sein brauchen, um dort eine „Akte“ zu haben? Wenn es stimmt, dass Daten das Erdöl des Informationszeitalters sind, dann sind Google, Facebook und Co die Ölkonzerne des 21. Jahrhunderts. In ihren gigantischen Serveranlagen speichern die Unternehmen alles, was sie über uns in Erfahrung bringen und später irgendwie zu Geld machen können.

Gelegentlich kommt es zu einer Havarie; Daten laufen aus, unkontrolliert, wie bei einem Lack geschlagenen Öltanker. So sind Sony letztes Jahr bei einem Hacker-Angriff bis zu 77 Millionen Kundendaten abhanden gekommen. Google musste einräumen, dass die Streetview-Autos, die durch unsere Straßen rollten, nicht nur Hausfassaden fotografierten, sondern „versehentlich“ auch noch die Daten unserer privaten WLAN-Netze dahinter erfasst haben. Wer so leichtsinnig ist und bei Facebook seine Handy-Nummer hinterlegt (der Konzern ermuntert immer wieder bei der Anmeldung dazu, dies „aus Sicherheitsgründen“ zu tun), wird durch eine simple Rückwärtssuche für jedermann identifizierbar. Diese Woche haben die Datenschutzbeauftragten der EU den Internet-Konzern Google öffentlich gerügt.

Der Grund: Google hat die Nutzerdaten aus unterschiedlichen Services (z.B. Gmail, YouTube) zusammengeführt. Das Problem: Kombiniere ich Ihr Foto (Facebook-Gesichtserkennung), Ihre Einkäufe (PayBack-Karte) mit Ihrem Bewegungsprofil (Handy) und den von Ihnen besuchten Webseiten (Google), weiß ich vermutlich mehr über Sie, als Ihre eigene Mutter. Der deutsche Datenschutzbeauftragte Peter Schaar brachte es auf einen Nenner: „Es gibt keine harmlosen Daten“.

Das weiß auch Bundesinnenminister Friedrich, der diese Woche zur großen Datenschutzkonferenz nach Berlin geladen hatte. Von den Konzernen forderte der CSU-Politiker mehr Eigenverantwortung: „Wir brauchen eine systematische regulierte Selbstregulierung“, sagte er entschlossen und erinnerte dabei unfreiwillig an Familienministerin Schröder mit ihrer "Flexi-Quote" – nach dem Motto: „Wenn Ihr Lümmel von Google oder Facebook Euch auch in Zukunft nicht an unsere Gesetze haltet, dann... dann... müsst Ihr Euch zur Strafe SELBST kontrollieren!“

Wie einst der Umweltschutz in den Jahren des Wirtschaftswunders, steckt der Datenschutz zu Beginn des Internet-Zeitalters noch in den Kinderschuhen. Mein Tipp: Gehen Sie sparsam mit Ihren Daten um. Füllen Sie stets nur Pflichtfelder aus.

Vermeiden Sie (so gut es geht) die Angabe korrekter Handynummern oder Geburtsdaten (diese werden gerne dazu verwendet, um Datensätze aus verschiedenen Quellen abzugleichen und zuzusammenzuführen). Gehen Sie stets davon aus, dass alles, was Sie online tun, mitgelesen wird - übrigens immer häufiger auch von staatlichen Stellen. So traurig es ist: Es gibt niemanden, der Sie und Ihre Daten besser schützen kann, als Sie selbst. Gehen Sie auf Daten-Diät!

 

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