Ganz schöner Müll: Der "Tatort" aus Bremen

Der Krimi  "Alle meine Jungs" will inhaltlich und optisch viel zu viel und liefert bloß Effekthascherei. Der Bremer Tatort in der AZ-Kritik.
von  Ponkie
Lürsen (Sabine Postel), Stedefreund (Oliver Mommsen) und die Müllmänner.
Lürsen (Sabine Postel), Stedefreund (Oliver Mommsen) und die Müllmänner. © Radio Bremen

Der Krimi "Alle meine Jungs" will inhaltlich und optisch viel zu viel und liefert bloß Effekthascherei

München - Der Tatortkrimi im Verjüngungsstress - das bedeutet: Kamera-Purzelbäume aus verwegenen Blickrichtungen, die so avantgardistisch aussehen wie die Hollywood-Träume originalitätsbesessener Jungfilmer, die ihre Festivalreife beweisen wollen. Das ist im Bremer „Tatort: Alle meine Jungs“ immer eine Spur zu krampfhaft, immer um ein paar Umdrehungen zu viel, aufgemotzt mit dramatisch-pastoralem Gedröhn.

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Die biedere Bürgerlichkeit von Kommissarin Lürsen (Sabine Postel) und ihrem getreuen Assi Stedefreund (Oliver Mommsen) bekommt hier eine Bremer Müllabfuhr-Mafiavision von organisierter Konzernkriminalität mit einen Chicago-Touch aufbrummt. Eine Müllmänner-Brutal-Oper mit Knacki-Personal, mit Erpressungsmotiven und betrügrischer Börsen-Manipulation – ein Netzwerk-Chaos mit Mutter-Tochter-Schnörkeln in den Intrigenspielen der Interessen-Lobbys (Regie: Florian Baxmeyer, ARD/RB) – so ehrgeizig überdreht, dass es dann schon wieder in ein Mittelmaß der Effektdemonstration absackt. Bis man denkt, man hätte das schon dutzendfach gesehen.

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Das „Tatort“-System der Überfüllung (von allem etwas: Knast, Korruption, Familienknatsch, Bordell und Menschenhandel) braucht wohl eher die Konzentration auf eine Geschichte als das Zusammenknoten von immer größeren Knäueln aus verfilzten Details. Ein Paket Bremer Fortschritts-Filz im Mülllcontainer.

 

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