"Game of Thrones": TV-Kritik zu Staffel 7 Episode 6 - Was tot ist, wird niemals sterben

Eis-Zombies vergehen wie Flutschfinger in der Sonne, Jon Snow hat viel über sein Knie nachgedacht und Sansa Stark schläft ab sofort mit einem offenen Auge. Die "Game of Thrones"-Nachtkritik zur sechsten Folge der neuen, siebten Staffel.
Anja Perkuhn |
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Sandor "The Hound" Clegane und Tormund Giantsbane ahnen: So leicht wird die Mission nicht, einen Eiszombie zu fangen. Darum geht's in der aktuellen Episode von Game of Thrones.
HBO Sandor "The Hound" Clegane und Tormund Giantsbane ahnen: So leicht wird die Mission nicht, einen Eiszombie zu fangen. Darum geht's in der aktuellen Episode von Game of Thrones.

Vorsicht, Spoiler: Dieser Text enthält kaum bis gar nicht verschleierte Hinweise auf den Inhalt der aktuellen Folge von "Game of Thrones". Wenn Sie "Jenseits der Mauer" noch nicht gesehen haben und nichts verraten bekommen möchten, sollten Sie den Artikel später lesen.

Die siebte GoT-Staffel wird parallel zur US-Ausstrahlung immer in der Nacht auf Montag in Deutschland auf Sky On Demand, Sky Go und Sky Online veröffentlicht. Wahlweise stehen das englische Original und die deutsche Synchronisation zur Verfügung. Im Fernsehen laufen die Folge der neuen Staffel immer montags um 21 Uhr auf Sky Atlantic.

Game of Thrones Staffel 7 Episode 6: Was ist passiert?

Es existiert jetzt ein Eiszombie-Drache.

Diesen Gedanken bitte einmal kurz sacken lassen – und jetzt geht’s erstmal um die restlichen Geschehnisse in Westeros. Und die sind frostig genug: Die Stark-Schwestern Arya (Maisie Williams) und Sansa (Sophie Turnier) haben in Winterfell eine düstere Unterhaltung über Schicksal, Furcht und Loyalität, während der sich Schwertkämpferinninjasupersaiyajin Arya immer näher an das scharfe Brotmesser auf dem Tisch heranschiebt. Ihr Vorwurf: Sansa hätte niemalsniemals einen Brief an ihre Familie schicken dürfen, in dem sie ihren Bruder Robb dazu aufforderte, sich der Familie Lannister zu unterwerfen, obwohl die gerade Papa Stark geköpft hatten. (Himmel! Ein Eiszombie-Drache!)

"Aber sie haben mich unter Druck gesetzt", sagt Sansa – Arya hört nur "Mimimi". Sie wäre eher gestorben, als ihre Familie zu verraten, sagt sie. Der Plan von Littlefinger (Petyr Baelish) scheint aufzugehen: Ferner waren sich die Schwestern nicht einmal, als Arya noch Killer-Azubi in Braavos war. Allerdings hat Arya daran auch ihren Anteil: Die Gesichter-Sammlung, die sie von dort mitgebracht hat, hat sie nicht gut genug versteckt, sodass Sansa – die Haut einer toten Frau in der Hand – langsam begreift, dass sie tatsächlich die Normalste unter den Starks ist. "Ich kann jeder Mensch werden, ich könnte sogar du werden", sagt Arya, das Messer in der Hand. "Das einzige, was ich dafür bräuchte, wäre dein Gesicht." (Himmel! Ein Eiszombie-Drache!)

Es scheint Jahrzehnte her, dass Arya ihre große Schwester grinsend mit Essen beworfen hat. Aber immerhin gibt sie ihr jetzt das Messer, statt sie zu filetieren. Genug gedroht – vorerst. Als eine "Einladung" aus King’s Landing für Lady Sansa von Winterfell per Rabenpost kommt, nimmt sie die trotzdem nicht an, sondern schickt Brienne of Tarth als Vertretung. Wirklich, Sansa? Den einzigen Menschen, dem du vertrauen kannst?

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Aber nun: Eiszombie-Drache.

In der jeweils vorletzten Folge jeder Staffel hat es bisher immer einen großen Knall gegeben: der Tod von Ned Stark in der ersten Staffel (Wie wenig ahnten wir, dass dieser ungerechte Tod nichts sein würde im Vergleich zu denen, die noch kommen sollten...), die immer noch gänsehautschauer erzeugende "Red Wedding" in der dritten, der "Battle of the Bastards" zwischen Ramsay Bolton und Jon Snow (Kit Harington) in Staffel sechs.

Die sieben Eisgeisterjäger Jon, Jorah, Tormund, Gendry, Beric, Thoros und der Hound sind auf der anderen Seite der Mauer unterwegs, um einen Eiszombie ("Wight") zu fangen und ihn Königin Cersei und Wäre-wohl-eine-coolere-Königin Daenerys unter die Stupsnäschen zu halten, damit die endlich glauben, dass da eine große Bedrohung hereinbricht. Der geneigte GoT-Schauer weiß schon: Wenn Sieben losziehen, kommen sicherlich nicht Sieben zurück. Umso mehr tut es weh, dass sie alle so charmant miteinander plaudern – der Hound und Tormund über Brienne und ihre physische Größe (Tormund: "Ich will Babys mit ihr machen! Stell sie dir vor: riesige Baby-Monster! Sie würden die Welt erobern!"), Jon und Beric über den Lord of Light und dessen metaphysische Größe (Jon: "Aber woher sollen wir wissen, was er von uns will, wenn er nicht zu uns spricht?").

Und dann: ein White Walker und mehrere Wights. Gefangen ist schnell einer, der Großteil der anderen zerbröselt praktischerweise, als Jon den Walker mit seinem Valyrischen Stahlschwert trifft – wer firm ist in Vampirmythologie, ahnte bereits, dass der Wandler und seine "Kinder" zusammenhängen. Wer außerdem firm ist in Handlungssträngen, der ahnte auch: So leicht kommt das Grüppchen mit dem Beweis-Eiszapfen aber hier nicht weg: Die gesamte Armee taucht auf und jagt die sechs (Gendry schicken sie schnell in den Schneesturm, um von Eastwatch eine "Wir haben einen, aber gut geht’s uns hier nicht"-Nachricht an Daenerys zu schicken) auf eine kleine Insel in einem mittelmäßig zugefrorenen See, dessen dünne Eisschicht die Untoten zurückhält, aber mehr auch nicht.

Zum Glück kommt Daenerys mit dem dreiteiligen Drachenexpress

Da stehen sie die ganze Nacht über und frieren und schauen besorgt in den Himmel. Oder langweilen sich, wie Sandor "The Hound" Clegane (Rory McCann), der irgendwann mit Steinen nach den porösen Wights wirft. Bis ein großer Stein auf der Eisfläche liegenbleibt, die offenbar über Nacht stabiler geworden ist – wie Ameisen wuseln die Zombies auf die Sechs zu. Sie sind schon reichlich zerschunden und haben sich alle gegenseitig mehrmals das Leben gerettet, als am Himmel die Rettung auftaucht: Daenerys Targaryen (Emilia Clarke) und ihr dreiteiliger Drachenexpress.

Glücklicherweise hat sie sich von ihrem Chefberater Tyrion Lannister (Peter Dinklage) nicht einreden lassen, die royalen Füße stillzuhalten, sondern sich einen Wintermantel übergeworfen und ist losgeflogen. "Was schlägst du denn vor, das ich tun soll?", faucht sie ihn an – "Nichts! Manchmal ist das das Schwierigste. Aber wenn du stirbst, sind wir alle verloren. Alle, alles." Dramatisch klang das – aber nichts, das sie nicht mit einem "Ich tue nicht wieder nichts!" hätte wegwischen können.

Wie Flutschfinger in der Sonne vergehen die Eiszombies scharenweise im Drachenfeuer, es läuft wirklich gut für das Team der Atmenden. Zumindest, bis der Night King – seines Zeichens gehörnter Obermufti der White Walker – recht entspannt nach seiner frostigblauen Lanze greift und sie olympiarekordverdächtig weit und hart nach Daenerys’ Zweit- oder Drittlieblingsdrachen Viserion wirft.

Der heult auf, schlingert, stürzt zu Boden und geht im Eissee unter. Chaos bricht aus, die paar Lebenden jenseits der Mauer klettern schnell zur entsetzten Drachenmutter auf den Rücken von Drogon und fliegen davon – nur Jon schafft es nicht pünktlich, wird von ein paar Zombies ins Wasser gezogen und bleibt zurück.

Schöner wird es nicht zwischen einem Mann, dessen Liebe seines Lebens gestorben ist, und einer Frau, die die Liebe ihres Lebens umgebracht hat

Glücklicherweise nur für den Spannungsbogen: ein Eislochklettern-und-Durchschnaufen und einen wieder einmal überraschenden Reiter-mit-Lampion-Auftritt von Jons Onkel Benjen Stark später kommt Jon mit kalten Füßen aber am Leben auf dem Rücken von Benjens Pferd gerade in der Sekunde vor den Mauern der Burg an, als Daenerys sich mit tränenumflorten Blick dramatisch vom Anblick der anderen Seite der Mauer abgewendet hat.

Als Jon noch ein wenig verletzlich aber mit wiederhergestelltem Dackelblick im Krankenbett liegt, ist der perfekte Moment gekommen für ihre großmütige, kämpferische Kampfansage an den Toten, der ihr gerade ein Kind genommen hat: "Wir werden den Night King und seine Armee zerstören und wir tun das gemeinsam. Ihr habt mein Wort."

Jon antwortet: "Danke, Dany", und ein bisschen schwer fällt es da schon, nicht zu kichern. Sie ist auch leicht irritiert – so hat sie wohl zuletzt ihr Bruder Veserys genannt (immerhin die Inspiration für den Drachennamen Viserion und auch auf eher unschöne Art ums Leben gekommen. "Nicht Dany?", schnurrt der oberkörperfreie Jon unter der Felldecke weiter. "Wie wäre es dann mit ,Meine Königin’? Ich habe jetzt erkannt, was du wirklich bist." Nämlich, genau: die Frau, für die er nach all dem Hin und Her nun doch das Knie beugen und sich ihr unterordnen wird. Schöner wird es wohl nicht zwischen einem Mann, der die Liebe seines Lebens in seinen Armen hat sterben sehen, und einer Frau, die die Liebe ihres Lebens (nachdem sie gemeinsam das Problem mit der Vergewaltigung in der Hochzeitsnacht gelöst haben) mit einem Kissen erstickt hat.

Die letzte Szene der Folge allerdings stört das warme Bauchgefühl: Die Wights zerren an metallenen Ketten etwas aus dem Eissee – den leblosen Körper von Viserion. Der Night King flaniert herbei. Macht eine Handbewegung. Viserion öffnet die Augen. Sie sind eisblau. Es existiert jetzt ein Eiszombie-Drache.

Wer ist in dieser Folge gestorben?

Thoros of Myr (Paul Kaye), der trotz seines albernen Haarknubbels auf dem Kopf immerhin lässig genug war, den einäugigen Beric Dondarrion insgesamt sechs Mal von den Toten zurückzuholen. Für ihn selbst reicht es nicht: Auf der anderen Seite der Mauer wird er von einem Eiszombie-Bär erwischt und schläft in der Eisnacht auf der Insel im See für immer ein. "Pass auf, Beric", sagt da der Hound gewohnt feinfühlig, "du hast deinen Priester verloren – das hier ist dein letztes Leben."

Wem hätten wir eher den Tod gewünscht?

Der Night King möge in eine Sonnenbank stolpern, dort erst einen biestigen Sonnenbrand bekommen und dann elendiglich verdunsten – Drachenmörder! (Inspiration dafür: www.youtube.com)

Unterm Strich: Mehr Haut oder mehr Blut?

Das Blut: Es bleibt aus, wenn Wights sterben, sie haben es schon vor langer Zeit verloren, genau wie ihren Herzschlag. Aber Jon Snow, und das ist eh wichtiger, hat seinen noch – und endlich hat auch Daenerys erfahren, dass Davos Seawater es nicht metaphorisch meinte, als er sagte, Jon habe für seine Untertanen im Norden einen Messerstich ins Herz ausgehalten: Die entsprechenden Narben sieht sie (im bizarr gestählten Sixpack), als der King in the North medizinisch versorgt wird – auch die des Messers, das sein Herz durchbohrt hat. Hach. Irgendwie.

Die Poesie der Folge?

Daenerys als verknallte Dany: Tyrion diskutiert mit ihr über ihre Thronfolge und wie notwendig es sei, Risiken zu vermeiden. Sie ärgert sich über all diese Männer, die den Helden spielen wollen, um sich selbst und anderen etwas zu beweisen: "Sie tun dumme Dinge und sterben dann! Drogo, Daario, Jorah – sogar dieser...Jon Snow." Tyrion reibt ihr väterlich unter die Nase: "Interessant, diese Aufzählung. Sie haben sich alle in Euch verliebt."

Naaaiiinnn, wehrt sie da ab, Jon Snow liebt mich doch nicht! "Ah, mein Fehler, dann schaut er Euch immer so sehnsüchtig an, weil er auf eine langanhaltende Militärallianz hofft." Sie schaut irritiert, und dann fällt ihr ein schlagendes Argument ein, warum das ja eh nicht funktionieren würde: "Er ist zu klein für mich!"

Der beste Dialog?

Beric und Jon, durch den Schnee stapfend über das Wieder-Leben sprechend, in der Prä-katastrophen-Phase.

Beric: "Wir kämpfen für das Leben. Der Tod ist der Feind. Der erste und der letzte."

Jon: "Aber wir sterben alle."

Beric: "Der Feind gewinnt immer. Und trotzdem müssen wir gegen ihn kämpfen. Das ist alles, was ich weiß. Du und ich, wir werden nicht mehr viel Freude finden, während wir hier sind. Aber wir können andere am Leben halten. Wir können die verteidigen, die sich nicht selbst verteidigen können."

Jon schaut kurz in die Ferne und zitiert aus dem Schwur der Night’s Watch: "Ich bin der Schild, der das Reich der Menschen bewacht."

Wer ist dem Iron Throne aktuell am nächsten?

Also wirklich: Als wäre das noch relevant. Es existiert jetzt ein Eiszombie-Drache!

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