"Game of Thrones": Abschiedsschmerz, Lebensfreude und blanker Hass
Die ersten beiden Folgen der letzten "Game of Thrones"-Staffel (immer montags bei Sky) waren noch von zahlreichen Wiedersehensfreuden geprägt. In der ersten Episode nach dem blutigen Sieg gegen die Weißen Wanderer ist zunächst aber reichlich Abschiedsschmerz angesagt. Gefolgt von Trink- und Intrigenspielen. Ersteres führt zu einer zarten, tragischen Liebe. Letzteres zu blankem Hass, der wieder einige Leben kostet - und bestimmt noch kosten wird. Achtung, es folgen Spoiler zur gesamten vierten Folge namens "The Last of the Starks".
Sehen Sie hier noch einmal, wie einst das "Game of Thrones" seinen Lauf nahm
Trauer, Party, Taktik
Natürlich beginnt die aktuelle Folge, indem der Toten gedacht und ihnen für ihre Opferbereitschaft gedankt wird. Vor den Toren eines erstaunlich schnell wieder auf Vordermann gebrachten Winterfells verabschieden sich Daenerys Targaryen (Emilia Clarke) und Konsorten von den Gefallenen. Gleich die erste Einstellung zeigt den toten Jorah Mormont (Iain Glen), der von seiner weinenden Königin auf die bleiche Stirn geküsst wird. Ähnlich trauert wenig später Sansa Stark (Sophie Turner) um Theon Graufreud (Alfie Allen), selbst Nachtkönig-Bezwingerin Arya Stark (Maisie Williams) blickt traurig und dankbar auf den Leichnam von Beric Dondarrion (Richard Dormer).
Aber auch die Freude der wenigen Überlebenden kommt nicht zu knapp. Ausgelassen und noch immer ungläubig wird die Tatsache begossen, die Armee der Untoten bezwungen zu haben. Aber wie heißt es doch: "Kinder und Betrunkene sagen immer die Wahrheit." Und so blickt die in ihren Augen rechtmäßige Königin, Daenerys, alles andere als glücklich drein, als ein Loblied auf Jon Schnees (Kit Harington) Qualitäten als König angestimmt wird. Weiß sie doch inzwischen von seinem legitimen Anspruch auf den Eisernen Thron.
Und so beginnt sie ihrerseits, eine neue Partie "Game of Thrones" einzuläuten. In einem nach außen hin wie Güte wirkenden Moment ernennt sie Gendry Baratheon (Joe Dempsie) mal eben zum Lord von Sturmkap. Wohl wissend, dass sie damit einen treuen Alliierten mehr haben wird - notfalls auch gegen Jon? An ihn appelliert sie etwas später, doch einfach niemandem davon zu erzählen, der eigentliche Thronfolger zu sein. Und verknüpft mit diesem Appell an den gewohnt treuäugig dreinblickenden Jon indirekt auch die Konditionen für ihre Liebe. Statt der feurigen Romanze nun also ein eher eisiger Ehevertrag - der Winter ist längst auch zwischen Jon und Daenerys ausgebrochen. Und bekanntlich kostete seine Naivität ihn schon einmal das Leben.
Liebe wohin das Auge blickt
Eine andere Liebe flammt stattdessen heftig, wenn auch ähnlich kurz auf. Denn was bei jeder Studentenparty für erhöhte Beischlaf-Wahrscheinlichkeit sorgt, kann das auch auf Winterfell leisten: das "Ich hab' noch nie"-Trinkspiel. Nach unzähligen Humpen landen Jaime Lennister (Nikolaj Coster-Waldau) und Brienne von Tarth (Gwendoline Christie) doch glatt miteinander im Bett! Erst der Ritterschlag, dann die Entjungferung, ganz schön was los bei den beiden. Ein Umstand, wegen dem sich der potente Königsmörder kurz darauf natürlich den einen oder anderen Spruch von seinem Bruder Tyrion gefallen lassen muss. Apropos Lennister-Brüder: Beide bekommen in der Folge noch Besuch von Bronn (Jerome Flynn), der, wie nicht anders zu erwarten, ihr Leben verschont. Jedoch nicht ohne mit Armbrust im Anschlag darüber zu "verhandeln".
Jon bekommt derweil von Sam (John Bradley-West) und Goldy (Hannah Murray) gesteckt, dass beide nun ein gemeinsames Kind erwarten. Und auch Arya winkt kurzzeitig das Liebesglück. Doch den Antrag des frischgebackenen Lord Gendry schmettert sie ab, um sich ausgerechnet Sandor "Der Bluthund" Clegane (Rory McCann) auf dem Weg nach Königsmund anzuschließen. Bei der bisherigen Frequenz an Fan-Service in der letzten Staffel wird er also wahrscheinlich wirklich kommen, der "Clegane-Bowl"!
Die Heldenschar spaltet sich
In Folge vier gehen noch mehr Allianzen zu Ende. Der gehörnte Tormund Riesentod (Kristofer Hivju) will zurück in seine eisige Heimat und bekommt von Jon dessen treuen Schattenwolf Geist an die Seite gestellt - ist das etwa wirklich so etwas wie ein Happy-End für die beiden Fan-Lieblinge? In einer von Reibung geprägten Taktikbesprechung wird zudem beschlossen, dass sich Daenerys zurück zu ihrem Sitz Drachenstein begibt, während Jon und Ser Davos (Liam Cunningham) mit ihren verbliebenen Männern gen Süden aufbrechen. Doch alles kommt anders...
So erzählt Jon seinen "Schwestern" Arya und Sansa von seiner wahren Herkunft. Letztere beweist prompt, dass auch sie das Intrigenspiel beherrscht und gibt diese heikle Information an Tyrion (Peter Dinklage) weiter - und füttert damit noch dessen wachsenden Zweifel daran, ob Daenerys wirklich eine gnädige Königin sein kann. Noch mehr zweifelt der ebenfalls eingeweihte Varys (Conleth Hill) das an - wird er ihr zum Wohl des Landes etwa in den Rücken fallen?
Rache ist ein schlechter Berater
Wortwörtlich tut dies Schurke Euron Graufreud (Pilou Asbæk), was zu den nächsten prominenten Todesopfern führt. Auf der Überfahrt nach Drachenfels wird Daenerys' Flotte von einem Hinterhalt überrascht. Dabei wird nach Viserion nun schon ihr zweiter Drache aus der Luft geholt: für Rhaegal kommt jede Hilfe zu spät. Zudem wird ihre Beraterin und Freundin, Missandei (Nathalie Emmanuel), auf nicht wirklich nachvollziehbare Weise erst gefangengenommen und dann nach Königsmund verschleppt.
Nach diesem feigen Angriff steigen Tyrions Befürchtungen noch, dass sich seine vermeintliche Königin zu sehr von ihren Rachegefühlen lenken lässt. Erst recht, als er, Daenerys und Co. vor den Toren von Königsmund stehen, die Kapitulation fordern und Cersei stattdessen genüsslich Missandei exekutieren lässt. Kurz zuvor hatte Tyrion noch an das versteinerte Herz seiner Schwester appelliert - doch vergeblich.
Gibt es im Kampf gegen Cersei also so gar keinen Hoffnungsschimmer? Doch! Denn nicht nur Arya und Sandor haben sich auf den Weg nach Königsmund gemacht, auch Jaime ist unterwegs. Einer in Tränen aufgelösten Brienne erzählt er zuvor aber noch all seine Gräueltaten, einer Beichte anmutend, ehe er in die Nacht entschwindet. Dass er sich wieder einmal an die Seite seiner Schwester Cersei stellen wird, ist aber schwer vorstellbar. Eher erhärtet sich dadurch die Theorie, dass ihm wahrhaftig die tragische Rolle als doppelter Königsmörder zuteilwird. Bald schon werden wir es erfahren, nur noch zwei Folgen stehen noch aus.
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