Franz Xaver Kroetz: Ein Erneuerer des Volksstücks
München - Wenn das Residenztheater im Marstall sein Theaterstück „Mensch Meier“ ansetzt, ist es sofort ausverkauft. Aber sonst ist es um den Dramatiker Franz Xaver Kroetz eher still geworden. Wenn Theater heute Sozialkritik inszenieren, dann eher in der Form von Performances wie in den Kammerspielen.
In den späten Sechzigern arbeitete der nur mäßig erfolgreiche Schauspieler als Lagermeister in der Papierfabrik, als Betoneinschaler auf dem Bau, als Kraftfahrer und Pfleger. Am Wochenende schrieb er. 1971 wurden seine Einakter „Heimarbeit“ und „Hartnäckig“ an den Kammerspielen uraufgeführt. Die Themen Onanie und Abtreibung sorgten für Aufmerksamkeit auch jenseits des Feuilletons. Neonazis sollen damals versucht haben, die Aufführungen zu behindern.
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Kroetz galt damals wie Martin Sperr als Erneuerer des Volksstücks in der Nachfolge von Marieluise Fleißer. Seine Werke handeln vom sozialen Elend, von den Sprachlosen und Scheiternden dieser Gesellschaft. Um 1975 galt er einer der meistgespielten Dramatiker der Bundesrepublik. Er engagiert sich auch politisch. Von 1972 bis 1980 war Kroetz in der DKP. Bei den Bundestagswahlen 1972 und 1976 kandidiert er auf der bayerischen Landesliste der Partei.
Um 1980 herum verstummte Kroetz als Dramatiker weitgehend. Seine Versuche, immer drastischere Stücke zu schreiben, scheitern. Später inszenierte er Stücke von Ferdinand Raimund, Jörg Graser und Anzengruber. Heute kennt man ihn eher als Schauspieler: Kroetz ist ein Spezialist für verschlossene Grantler. 2008 erhielt Kroetz den Bayerischen Filmpreis für seine schauspielerische Leistung in Josef Vilsmairs Film „Die Geschichte vom Brandner Kaspar“.
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