"Framing Britney Spears": Oops! Es ist noch nicht vorbei

Die Dokumentation "Framing Britney Spears" erzählt auf Amazon Prime vom tragischen Absturz des einstigen Superstars.
von  Florian Koch
Die US-Sängerin Britney Spears im Juni 2017 bei einem Konzert in Taiwan.
Die US-Sängerin Britney Spears im Juni 2017 bei einem Konzert in Taiwan. © picture alliance / Chiang Ying-Ying/AP/dpa

Daniel Ramos ist auf der verzweifelten Suche nach dem "Money Shot". Dem einen, ganz besonderen Foto, das dem Paparazzo mehrere 100.000 Dollar einbringen könnte.

Dann hätte "Dano" endlich ausgesorgt und müsste den Promis nicht mehr nachts auflauern, sie jagen wie wilde Tiere. Am 21. Februar 2007 schlägt seine Stunde, als ein kahlköpfiger Popstar mit dem Regenschirm wie von Sinnen auf sein Auto einprügelt. Die Kamera macht Klick - und die Aufnahme einer Britney Spears am Boden wird zu einem Klatschereignis.

Erschütternde Doku über Britney Spears

Ramos erzählt die niederträchtige Geschichte noch einmal, nicht ohne Stolz, in der schonungslosen Dokumentation "Framing Britney Spears". Der Regisseurin Samantha Stark geht es in ihrem von den New York Times produzierten Film auch weniger um die Musikerin Britney Spears als um die erschütternde mediale Auseinandersetzung mit der heute 39-Jährigen.

Der tiefe Fall von Britney Spears

In geschickt montierten Archivaufnahmen sehen wir einen im christlich-konservativen Louisiana aufgewachsenen talentierten Teenager, der systematisch, von den Eltern gefördert, zum Star aufgebaut wird. Mit 17 Jahren erfolgt der große Durchbruch. "…Baby one more time" singt Britney, durchaus anzüglich, bauchfrei, im Lolita-Zöpfchen-Dress.

Ein Superstar ist geboren, gepusht vom Musiksender MTV. Weitere Hits wie "Oops!... I Did It Again" lassen nicht lange auf sich warten, die Schattenseiten aber auch nicht. Bald gilt Britney Spears als zu sexy, als schlechtes Vorbild, bis sie auch noch öffentlich als "Schlampe" tituliert wird, weil sie ihren Ex-Freund Justin Timberlake betrogen hätte. Der reüssiert in den Charts mit einem männlichen Rachevideo ("Cry me a river"), während Britney immer weiter abrutscht, bis das lang propagierte Jungfrauen-Image in sich zusammenfällt.

Spears schor sich Radikal-Glatze, kam in psychische Einrichtung

Wenige Jahre später wird die von einer psychischen Einrichtung in die nächste hetzende Mutter von zwei Kindern zum Rasierer greifen, vor allen Augen sich ihrer Kunstfigur, ihrem alten Leben mit einer Radikal-Glatze entledigen. Noch heute schockieren die Aufnahmen, genau wie die widerlich-geifernden, dieser Tage wohl undenkbaren Interviews mit der jungen Sängerin ("Bist du eigentlich noch Jungfrau?"). Was dem Film bei aller kritischen Einordnung aber fehlt, ist die Information aus erster Hand. Denn niemand aus Britneys engerem Umfeld konnte oder wollte Stellung beziehen.

Und das hat vor allem juristische Gründe. Denn seit 2008 ist Britney Spears qua Gesetz nicht mehr Herr ihrer eigenen Entscheidungen, ihres Vermögens. Das überwacht ihr Vormund, der ihr lange Zeit entfremdete Vater Jamie Spears. Von ihm möchte sie sich endlich lösen. Sagt ihr Anwalt. Die Fan-Bewegung "Free Britney", die dem nur 74-minütigen Film den Rahmen gibt, unterstützt sie dabei - ohne dabei die genauen Hintergründe zu kennen.

Und so bleiben am Ende der Doku auch viele Fragezeichen, die wohl nur das Objekt der Fan-Begierde selbst, Britney Spears, beantworten könnte - wenn sie denn dürfte.

Ihre Reaktion auf die Dokumentation hingegen ist übermittelt. Sie habe zwei Wochen geweint, verbreitete Britney Spears letzte Woche per Twitter.


Ab 5. April auf Amazon Prime

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