Es geht auch ohne Dieter Bohlen

Heute beginnt der ARD-Musikwettbewerb, den traditionell der Bayerische Rundfunk in München ausrichtet
Robert Braunmüller |
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Axel Linstädt, geboren 1947 in Nürnberg, studierte Klavier, war Rockmusiker und komponierte Filmmusiken. Seit 1978 arbeitet er beim Bayerischen Rundfunk, zuletzt als Chef des Programmbereichs BR Klassik.
BR Axel Linstädt, geboren 1947 in Nürnberg, studierte Klavier, war Rockmusiker und komponierte Filmmusiken. Seit 1978 arbeitet er beim Bayerischen Rundfunk, zuletzt als Chef des Programmbereichs BR Klassik.

In seinem Büro stehen Umzugskisten: Ende September scheidet Axel Linstädt als Leiter des Programmbereichs BR-Klassik aus. Den ARD-Musikwettbewerb leitet er weiter. Heute beginnt dieser edle Wettstreit, der in diesem Jahr in den Fächern Klarinette, Gesang und Streichquartett ausgeschrieben wurde.

AZ: Herr Linstädt, wie findet Ihre Casting-Show den Superstar der Klassik?
AXEL LINSTÄDT: Ich denke, unser Wettbewerb ist doch anders als eine Casting-Show, bei der Jury und Künstler als Selbstdarsteller interaktiv zusammenwirken und bei der nicht Kompositionen kreativ interpretiert, sondern lediglich gecovert werden. Unsere Kandidaten sind hochbegabt, hochtalentiert und meist doch von einer anderen Qualität als die Eintagsfliegen der Castingshows. Und unsere Juroren haben mit Herrn Bohlen auch recht wenig gemeinsam.

Aber auch das Publikum hat im Wettbewerb ein gewichtiges Wort.
Der Publikumspreis wird im Finale vergeben. Mich erstaunt immer, wie sehr das Publikum mit den Juroren übereinstimmt.

Alle Runden sind öffentlich.
In den ersten Durchgängen ist der Eintritt frei, danach kosten die Karten einen mäßigen Betrag, der aber dazu beiträgt, dass der Wettbewerb 2012 unterm Strich weniger kostet, als der vor 12 Jahren. Insgesamt erwarten wir wieder 20 000 Besucher.

Was macht der künstlerische Leiter des Wettbewerbs eigentlich?
Er hat einiges zu tun. Ich stelle jetzt schon die Jurys für das nächste Jahr zusammen. Das ist nicht ganz einfach, denn nur ein Viertel der Leute, die man einlädt, stehen letztendlich auch zur Verfügung. Weiter werden Aufträge für Kompositionen erteilt, die 2013 und 2014 im Rahmen des Wettbewerbs gespielt werden müssen. Außerdem wird das zu spielende Repertoire für alle vier Runden ausgewählt, damit eine möglichst große stilistische Bandbreite gegeben ist.

Wer hat heuer komponiert?
Von Manfred Trojahn stammt ein ein Stück für Gesang. Jonathan Harvey hat ein Stück für Klarinette geschrieben. Erkki-Sven Tüür hat ein Streichquartett komponiert. Es ist wichtig, dass die Teilnehmer auch Musik einstudieren müssen, von der es keine Referenzaufnahmen bekannter Interpreten gibt. Für mich ist das im Halbfinale ein spannender Moment, wenn sich die Musiker mit wirklich neuen Noten auseinandersetzen müssen.

Von den Siegern des letzten Wettbewerbs mit Gesang hat man nicht mehr viel gehört.
Es gibt immer Künstler, die bei Wettbewerben reüssieren und anschließend nicht die große Karriere machen. Der Wettbewerb ist eine Chance, die sich auftut. Aber es gibt viele Beispiele, die das Gegenteil beweisen: 2011 gingen sieben Echos an ehemalige Preisträger, 2012 waren es acht. Das zeigt, dass wir eine nachhaltige Qualität haben.

Haben Sie wieder viele Bewerber aus Asien?
Die meisten Bewerber kamen aus Südkorea. Danach erst folgen Deutschland, die USA und Frankreich. Was mich ein wenig wundert, ist die geringe Zahl von Interessenten aus Großbritannien.

Ist in diesem Jahr etwas anders als früher?

Ab den Halbfinali kann der Wettbewerb im Internet in einem Live-Stream in Bild und Ton mitverfolgt werden. Auch die Preisträgerkonzerte werden übertragen.

Die nächste Steigerung wäre es, die Beratungen der Jurys öffentlich zu machen.
Diese Forderung nach der Bekanntgabe der Begründung kommt immer wieder. Es hätte gewiss etwas für sich, aber die Nennung von Schwächen könnte auch die Kandidaten beschädigen. Eine solche Bloßstellung gehört nicht zu unseren Aufgaben. Wir wollen die Stärken belohnen. Die Ausgeschiedenen haben aber die Möglichkeit, sich von mindestens zwei Juroren beraten zu lassen.

Sie sitzen hier auf Umzugskisten. Wie geht es beim ARD-Wettbewerb weiter?
Ich bleibe auf alle Fälle noch bis Ende 2014. So lange ist der von allen Anstalten der ARD gemeinsam finanzierte Wettbewerb auch vertraglich gesichert. 

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