Erol Sander: "Wir dürfen uns vom Terror nicht einschränken lassen"
Aktueller könnte das Thema des ersten Zweiteilers von "Mordkommission Istanbul" nicht sein: Die Stadt wird vom Terror bedroht. Was diese Aktualität für die Produktion bedeutet, verrät Hauptdarsteller Erol Sander im Interview. Außerdem spricht er über seine Söhne und Veränderungen im Privatleben.
Istanbul wird vom Terror bedroht: Das Thema des Zweiteilers "Mordkommission Istanbul - Im Zeichen des Taurus" (8. und 10. September um 20:15 Uhr im Ersten) könnte wohl kaum aktueller sein. Das weiß auch Hauptdarsteller Erol Sander (47, "Afrika ruft nach dir"): Im Interview mit spot on news spricht er über die Aktualität der Doppelfolge und was das für die Produktion bedeutet. Außerdem verrät er, was ihm in einer Beziehung wichtig ist - und wie er zu Veränderungen im Privatleben steht.
Die ersten drei Folgen von "Mordkommission Istanbul" mit Erol Sander finden Sie hier
Herr Sander, "Mordkommission Istanbul - Im Zeichen des Taurus" ist der erste Zweiteiler der Reihe. Was bedeutet Ihnen das?
Erol Sander: Wir fühlen uns geehrt und sind dankbar, dass wir einen Zweiteiler drehen durften. Ein Zweiteiler ermöglicht eine längere und viel intensivere Arbeit mit dem Team. Das war ein großes Vergnügen.
Das Privatleben Ihrer Figur Mehmet wird ziemlich auf den Kopf gestellt, seine Frau wünscht sich Veränderung. Keine leichte Situation...
Sander: Fänden Sie es toll, wenn Ihnen jemand nach acht Jahren Ehe sagt, ich brauche jetzt Veränderung und einen Klimawechsel? Das ist schrecklich für Mehmet. Aber er tut natürlich alles dafür, seine Frau zu halten. Wenn die Frau aber eine Veränderung braucht und das Paar noch keine Kinder hat, ist dieser Wechsel natürlich möglich.
Was würden Sie in seiner Situation tun?
Sander: Im realen Leben wäre das bei mir so: Wenn meine Frau sich entscheiden würde, einen Tapetenwechsel vorzunehmen, vor allem jetzt, da wir zwei Kinder haben, würde ich versuchen, dafür zu kämpfen. Ich würde alles daran setzen, meine Frau zu überzeugen, doch zu bleiben und meine Trickkiste voll ausschöpfen. Obwohl es da schon wieder schwierig wird - sie kennt bereits meine gesamten Tricks. (lacht)
Wie stehen Sie zu Veränderung allgemein?
Sander: Wenn du verheiratet bist oder eine Beziehung führst, hast du diese Entscheidung irgendwann bewusst getroffen. Dann brauchst du kein Abenteuer oder Veränderung. Veränderung suchst du nur dann, wenn du unzufrieden bist. Bei meiner Frau und mir gibt es auch ab und zu Meinungsverschiedenheiten. Aber ist das nicht schön? Verschiedenheit ist wertvoll, sie bereichert uns und gehört genauso zur Ehe, wie die Kompromissbereitschaft.
Ist das das Wichtigste in einer Beziehung?
Sander: Also Caroline und ich versuchen in unserer Beziehung immer ehrlich und offen für Kompromisse zu sein, Vertrauen zueinander zu haben und den eigenen Stolz auch mal hinten anzustellen. Das ist sehr wichtig für mich. Wenn man mit jemanden zusammen ist, dann muss man auch bereit sein, Kompromisse einzugehen und dem Partner gegenüber Respekt, Geradlinigkeit, Ehrlichkeit, Vertrauen und Liebe geben.
Ein anderes Thema des Zweiteilers ist radikalisierter Glaube - derzeit leider aktueller denn je. Istanbul und die Türkei sind in diesem Jahr schon mehrfach Opfer von Terror geworden. Wie erleben Sie das?
Sander: Überall auf der ganzen Welt kann etwas passieren, das erschüttert uns alle und macht nachdenklich. Wir fühlen uns hilflos. So viele Menschen sterben. Aber der Terror ist, wie gesagt, auf der ganzen Welt. Dann dürften wir auch nicht in Florida, Nizza, München oder Paris drehen. Wir dürfen uns durch unsere Ängste nicht einschränken lassen. Dann wäre das Leben nicht mehr lebenswert.
Aus Sicherheitsgründen wurde die Produktion mittlerweile in die türkische Stadt Izmir verlegt. Dort waren Sie auch während des Putschversuchs im Juli. Hat das die Produktion beeinflusst?
Sander: Den Putschversuch habe ich, wie viele andere im Fernsehen und über die Medien miterlebt. Das Bedürfnis nach Sicherheit ist für uns selbstverständlich gestiegen. Unsere Produktion geht mit der Thematik sehr sorgsam um und trifft die Entscheidungen im Team und für das Team. Ich selbst gehe an die Sache natürlich auch mit einer gehörigen Portion Respekt und Nachdenklichkeit ran.
Wie gehen Sie in Bezug auf Ihre beiden Söhne mit dem Thema Terror um?
Sander: Es macht mich traurig, dass meine Kinder das mitbekommen müssen. Es wird einfach ein Eimer voll Informationen über den Kindern ausgeschüttet, mit denen sie gar nicht umgehen können. Meine Söhne haben Ängste und Befürchtungen und wir als Eltern müssen versuchen, diese zu kompensieren und Antworten auf ihre Fragen finden. Du musst mit deinen Kindern darüber reden und es ihnen erklären. Ich versuche, meinen Kindern ein guter Vater zu sein und ihnen Grundsätze mit auf den Weg zu geben: Geradlinigkeit, Ehrlichkeit und Respekt im Umgang mit Mitmenschen. Jeder Mensch hat es verdient im Leben eine Chance zu bekommen.
Wo Sie gerade von Chancen sprechen - was wäre, wenn ihre Söhne die Möglichkeit bekämen, in Ihre Fußstapfen zu treten?
Sander: Das wäre wirklich kein Problem. Jetzt wäre es mir allerdings noch zu früh. Ich will, dass meine Kinder eine gewisse Unschuld mit sich tragen. Für viele Kinder ist es vielleicht gut, früh damit anzufangen. Sie lernen schnell und können sich dadurch später womöglich leichter zurechtfinden. Aber wenn meine Kinder einen Film drehen sollten, dann ist es entweder ein sehr, sehr guter Regisseur, oder ich bin dabei... Oder ich bin der Regisseur.
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