Eine Dokumentation über das letzte Amtsjahr von Christian Ude

„Für mich wär das nichts“: Wolfgang Ettlich, der Schwabinger Filmemacher und Theatermann, hat den langjährigen Münchner Oberbürgermeister Christian Ude in seinem letzten Amtsjahr begleitet
von  Volker Isfort
An seiner Chefsekretärin Christine Rauch führte auf dem Weg zu Christian Ude kein Weg vorbei.
An seiner Chefsekretärin Christine Rauch führte auf dem Weg zu Christian Ude kein Weg vorbei. © BR/Mediengruppe Schwabing/Michael Wulfes

„Für mich wär das nichts“: Wolfgang Ettlich, der Schwabinger Filmemacher und Theatermann, hat den langjährigen Münchner Oberbürgermeister Christian Ude in seinem letzten Amtsjahr begleitet

Die kritische Distanz, die Journalisten normalerweise einnehmen sollten, verflüchtigt sich hier schon schnell im Titel: „Servus Christian“ nennt Dokumentarfilmer, Theater- und Kneipenbetreiber Wolfgang Ettlich seinen Film über den langen Abschied von Oberbürgermeister Christian Ude von seinem Posten.

Aber warum sollte er auch verstecken, dass er Ude seit bald 40 Jahren kennt und auch duzt? Dennoch hat Ettlich noch einiges Neues erfahren, während er den OB durch sein letztes Amtsjahr begleitete. „Ich war überrascht, wie souverän er seine Niederlage bei der Landtagswahl weggesteckt hat“, sagt Ettlich.

In einem Hinterzimmer, wo normalerweise keine Kameras zugelassen sind, durfte er Christian Ude schon eine Stunde vor der 18 Uhr-Prognose am Wahlabend filmen, während sich Ude auf die bereits durchgesickerte absolute Mehrheit der CSU vorbereiten musste. „Er hat sich halt gesagt, dass er sich seine Lebensleistung von niemandem schlecht reden lässt.“

Rhetorik mit angezogener Handbremse

Ettlich hat Ude auch nach Mykonos begleitet, („kleines Haus, sehr bescheiden“). Hier und beim Wein in der Schwabinger Wohnung blitzt auch der Privatmann Ude auf, der sich sonst der öffentlichen Figur stets unterzuordnen hatte. „Bei jedem Wort draußen besteht doch die Gefahr, dass es falsch ausgelegt wird“, sagt Ettlich. Auch ein großer Rhetoriker wie Ude spricht daher häufig mit angezogener Handbremse.

Eines allerdings nimmt der Filmemacher seinem Duzfreund nicht so ohne Weiteres ab. „Ich habe Christian Ude auch beim Gang zur letzten Oberbürgermeisterwahl begleitet und ihn gefragt, ob er jetzt nicht wehmütig sei. Er hat gesagt, der Abschied sei für ihn kein Problem.“ Aber ob ein Mensch, der 21 Jahre lang die Geschicke der Stadt mitbestimmt hat, der 13 direkte Mitarbeiter um sich scharte, um sein enormes Wochenpensum zu absolvieren, nun tatsächlich urplötzlich entspannt zuhause sitzen kann?

Ettlich jedenfalls war vom Arbeitsalltag des führenden Stadtpolitikers dann doch beeindruckt: „Also für mich wär’ das nichts“, sagt der gebürtige Berliner, der seit den bewegten 68er-Zeiten ein Motor der Münchner Kleinkunst ist.

Bayerisches Fernsehen, 29. Mai., 22.45 Uhr

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