Ein Tag wie jeder andere: Franken-Tatort in der AZ-Kritik

ACHTUNG, Spoiler! Dieser Text gibt mehr oder weniger konkrete Hinweise auf die Handlung des "Tatort: Ein Tag wie jeder andere". Wenn Sie nichts verraten haben wollen, lesen Sie erst weiter, wenn Sie den Film gesehen haben (Erstausstrahlung: 24.Feburar, 20.15-21.45 Uhr im Ersten).
München - Laut einer von Alfred Hitchcock formulierten Regel müssen in einem Film, der in der Schweiz spielt, Berge, Käse und eine Schokoladenfabrik vorkommen. So gesehen war es nur eine Frage der Zeit, bis die Kommissare des Franken-"Tatorts" zur Festspielzeit in Bayreuth ermitteln.
In "Ein Tag wie jeder andere" wird während einer Vorstellung der "Walküre" ein Verdächtiger mit dem finalen Rettungsschuss unschädlich gemacht. Der Kenner darf sich wundern, dass Vorstellungen im Festspielhaus neuerdings zehn Minuten vor 16 Uhr beginnen. Es ist auch nur im Krimi möglich, im Kartenvorverkauf den Platz neben einer zu ermordenden Person zu besorgen. Und schon vor den 2016 üblich gewordenen Sicherheitsvorkehrungen wäre eine Schießerei am Fuße des Hügels, in Reichweite zur Polizeistation neben dem Festspielhaus, kaum unbemerkt geblieben.
"Tatort" aus Franken - Keine Chance beim Faktencheck
Beim Faktencheck fällt "Ein Tag wie jeder andere" (Buch: Erol Yesilkaya) gnadenlos durch – und zwar nicht nur bei der Episode im Festspielhaus. Trotzdem blieb der Rachefeldzug zweier Eltern, deren ungeborenes Kind dem mütterlichen Konsum dioxinvergifteter Milch zum Opfer fiel, bis zum Schluss spannend, weil das Drehbuch wildeste Unwahrscheinlichkeiten, irritierende Rückblenden und tarantinomäßig krasse Wendungen riskierte. Jürgen Tarrach spielte seine übliche Rolle, den schleimigen Bösewicht, der wegen eines tückischen Unterpunkts im Paragrafen 44 des Lebensmittelrechts nicht zu belangen war. Mit ihm hat man wenig Mitleid, eher schon mit dem gnadenlosen Rächer (Stephan Grossmann) und dem von ihm erpressten Handlanger, einem Anwalt (Thorsten Merten).
Sehenswert wegen Dagmar Manzel und Eli Wasserscheid
Sehenwert war dieser "Tatort" vor allem wegen Dagmar Manzel als eisige Hauptkommissarin Ringelhahn. Die verzieht kaum eine Miene und fertigt jeden Widerspruch von Kollegen mit kalter Berliner Schnauze ab. Die für das Technische zuständige Eli Wasserscheid als Kommissarin Wanda Goldwasser hält da schlecht gelaunt mühelos mit, die Herren bleiben waschlappige Bedenkenträger.
Nach Hitchcocks Regel müsste demnächst der Veitshöchheimer Frankenfasching drankommen. Was für ein Spaß für Karnevalsmuffel, wenn Manzel und Wasserscheid die Narren samt vollständigem bayerischen Kabinett und Landtags-Opposition mit der durchgezogenen Waffe zwecks Verhinderung ihrer Kinderwitzchen einlochen würden!