Ein Skelett im Gärtchen

Noch düsterer, noch nebliger, noch grimmiger: Die ARD zeigt heute, am Sonntag und an Dreikönig drei neue Wallander-Filme mit Kenneth Branagh
Paul Barz |
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Kenneth Branagh brütet irgendetwas aus - vielleicht die Lösung eines komplizierten Falls.
ARD/Degeto Kenneth Branagh brütet irgendetwas aus - vielleicht die Lösung eines komplizierten Falls.

Der Kommissar hat Angst. Nicht vor irgendwelchen Verbrechern, sondern vor Alzheimer. Lieber quittiert er vorher den Dienst und geht in Ruhestand. Das wird im allerletzten, eben für die ARD produzierten Wallander-Film („Der Feind im Schatten“) zu sehen sein – der Sendetermin ist noch offen. Hauptdarsteller ist in diesem Fall der Schwede Krister Henriksson.

Doch zunächst sendet die ARD zum Jahreswechsel drei andere, neue Wallander-Filme nach Motiven und Romanen des schwedischen Krimiautors Henning Mankell: „Ein Mord im Herbst“ heute um 22 Uhr, dann „Hunde von Riga“ am 30. Dezember und „Vor dem Frost“ am 6. Januar 2013.

Wallander ist wieder da. „Bloß welcher?“, wird sich manch einer fragen. Rolf Lassgård, der alte Schwede vom ZDF, natürlich nicht. Und auch nicht dessen Landsmann Henriksson, der in immerhin bislang 26 Episoden und zwei Staffeln von „Mankells Wallander“ in Ystad waltete. „Kommissar Wallander“, so der Reihentitel bei der ARD, das ist seit 2008 in bislang sechs und nun drei neuen Fällen kein anderer als der wuchtige Kenneth Branagh. Das Erste spricht von einem „Gipfeltreffen der besonderen Art“ – nicht etwa im Vergleich mit Henriksson, sondern als eins von Branagh mit der gespielten Figur. „Der Gegensatz zwischen dem Energiebündel und dem notorisch übermüdeten Wallander, der sich mit viel Kaffee über den Tag rettet, könnte kaum größer sein“, findet der zuständige ARD-Redakteur Rainer Bunz.

In den drei Filmen tritt grübelnd und von manch innerer Pein geplagt, der im nordirischen Belfast geborene Wahlengländer Branagh vor sein Publikum – von der Queen frisch geadelt und in seiner Heimat als Darsteller in Shakespeares Dramen hochgerühmt. Der düsterste, grimmigste, wohl auch sensibelste aller drei Wallander, eine Figur, wie aus einem Film von Ingmar Bergman. Diesmal entdeckt er mal ein Skelett unter den Johannisbeersträuchern im Gärtchen seines frisch erstandenen Häuschens („Ein Mord im Herbst“), hört von angeschwemmten Leichen offenbar aus dem baltischen Raum (die schon einmal verfilmten „Hunde von Riga“) und stößt schließlich auf eine Sekte, die Todsünden wie Homosexualität mit dem Tod ahndet („Vor dem Frost“).

Die Bücher schrieb Peter Harness, die Regisseure wechseln. 50 Wallander-Filme wird es nach der nächsten und abschließenden Staffel geben. Die ersten neun waren, getreu nach Romanvorlagen, beim ZDF gelaufen. Als dann 2003 die ARD Wallander übernahm, hieß es auch, für die Filme würden nun sehr eigene Stoffe entwickelt, sozusagen Mankell ohne Mankell, wie es inzwischen Pilcher fast ohne Pilcher gibt. „Nicht allen unseren Filmen liegen komplette Romane vor, aber wenigstens ein Mankellsches Original-Treatment von acht bis zehn Seiten“, sagt Bunz. „Und der Schriftsteller lässt sich die Projekte auch nicht aus der Hand nehmen, liest die Drehbücher, steuert Ideen bei, spricht mit den Darstellern.“

Wallander und sein Team sind laut Bunz „Menschen, keine Typen, sie haben ein differenziertes Seelenleben. Ich glaube, man kann sich mit Wallander und seinen Gefährten ganz gut identifizieren.“ Vor allem am Ende des dritten Films, wenn Wallander Opa wird. Man staunt: Der Mann kann strahlen!

 

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