Dresden-Tatort Das Nest: Nervige Darsteller, halbherziger Fall

Der Dresden-Tatort "Das Nest" hat mit Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) eine nervige Debütantin als Kommissarin, auch der Fall wirkt allenfalls halbherzig konstruiert. Der ARD-Krimi in der AZ-Kritik.
Philipp Seidel |
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Peter Michael Schnabel (Martin Brambach), Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) und Karin Gorniak (Karin Hanczewski) machen im Dresden-"Tatort" eine schaurige Entdeckung.
Daniela Incoronato/MDR/Wiedemann&Berg/dpa Peter Michael Schnabel (Martin Brambach), Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) und Karin Gorniak (Karin Hanczewski) machen im Dresden-"Tatort" eine schaurige Entdeckung.

Spoiler-Warnung

Liebe AZ-Leser, die folgende Kritik enthält teils unverschleierte Hinweise zur Handlung des Dresden-Tatorts "Das Nest" (Sonntag, 20.15 Uhr in der ARD). Falls Sie den Krimi unvoreingenommen sehen möchten, lesen Sie diesen Artikel am besten erst später.


So genervt von einem neuen Charakter in einer Serie war man zuletzt beim Auftauchen von Jar Jar Binks in den "Star Wars"-Filmen. Das war 1999. Der erste Auftritt von Oberkommissarin Leonie Winkler (Alwara-Höfels-Nachfolgerin Cornelia Gröschel) im Dresdner "Tatort" ist für ihre Kollegin Karin Gorniak (stark wie immer: Karin Hanczewski), vor allem aber für den Zuschauer sehr, sehr anstrengend.

Sie wirkt wie eine Polizeischülerin am ersten Tag der Ausbildung, versteht nicht, dass die Täterfang-Methode "Wir kreisen ihn ein" nicht alleine zu machen ist, nervt mit neunmalklugen Strebersprüchen und dem Schnippen am symbolisch lächerlich überladenen Benzinfeuerzeug ihres Polizisten-Übervaters – und hat zu verantworten, dass Gorniak fast stirbt.

"Ich bin keine Anfängerin!", faucht sie in den Raum und: "Ich war die Beste meines Jahrgangs" – und man fragt sich: im Kindergarten? Dafür, dass sie so viel Mist baut, ist sie viel zu überzeugt von sich, wenn es denn der Dramaturgie dient. Sehr schnell will sie den Fall gelöst wissen, egal, wie platt die Lösung damit wäre. Erst ganz, ganz am Ende will man ihr überhaupt die Chance einräumen, ernstgenommen zu werden. Da muss man also auf den nächsten Fall aus Dresden warten.

Dresden-"Tatort": Gute Idee, schwache Umsetzung

Also: Die neue Kollegin stümpert anstrengend vor sich hin. Und sonst eiert dieser "Tatort" (Drehbuch: Erol Yesilkaya, Regie: Alex Eslam) ziemlich an der Oberfläche herum, obwohl die Grundidee so schrecklich wie gut ist (ein Mann arrangiert seine Mordopfer als Familie im Wohnzimmer) und es immer wieder schöne Momente gibt. Wenn etwa der Mörder mit der neuen Leiche im Kofferraum lächelnd durch die Landschaft fährt, dazu das Lied "What a Difference a Day Makes" läuft wie in der Autowerbung: sehr gut! Was aber den Mann zum Mörder macht, warum er seine Opfer so inszeniert, warum seine Frau und seine Tochter nicht langsam merken, dass er sie immer wieder betäubt, um seine Morde zu begehen: Man erfährt es nicht.

Gut immerhin, dass in der Mitte des Films alles noch mal spannend wird, als der Zuschauer schon mehr weiß als die Ermittler. Dennoch bleibt am Ende ein Gefühl des Bedauerns: Man hätte sich bei der Einführung einer neuen Figur vielleicht besser einen banaleren Fall ausgesucht, um sich ganz auf den Charakter konzentrieren zu können, und sich diesen Stoff aufgehoben für die Zukunft, in der Leo Winkler hoffentlich wie eine richtige (Fernseh-)Polizistin handelt. So sind Figureneinführung und Fall halbherzig geraten.

Lesen Sie auch die AZ-Kritik zu "Game of Thrones"

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