Dirk Bach: Das Rätsel um seinen Tod

Der Schauspieler und Entertainer (51) ist tot in einem Berliner Appartement-Hotel gefunden worden. Er war einer der Größten seines Fachs – und wurde oft unterschätzt
Berlin –Vermutlich ist das die Rolle, in der man ihn in Erinnerung behalten wird: Ein kleiner Mann mit Tropenhelm und schreiend bunten Hemden, der fröhlich Gemeinheiten über einfältige Fernsehstars erzählt. Dirk Bach als Moderator des RTL- „Dschungelcamps“ – nichts charakterisierte die Fähigkeiten dieses Schauspielers besser. Ein Mann, der das Trashfernsehen vermeintlich selbst verkörpert und es gleichzeitig als zynisch entlarvt. Manche hielten das für gekonnte Blödelei. In Wahrheit war es große Kunst.
Am Samstag sollte Dirk Bach in der Hauptrolle des Stückes „Der kleine König Dezember“ auftreten, bei der Premiere im Berliner Schlosspark-Theater. Doch dazu kommt es nun nicht mehr. Am Montagabend wurde Bach in seinem Berliner Appartement-Hotel tot aufgefunden. Ein Notarzt versuchte offenbar noch, ihn zu reanimieren. Woran er letztlich gestorben ist, war zunächst unklar. Ein „Fremdverschulden“ schloss die Polizei aus; Spuren von Gewalt gibt es wohl keine.
Nur 51 Jahre alt ist Dirk Bach geworden. Im Grunde wirkte er immer alterslos in all den grotesken Rollen und Verkleidungen. Es gibt wohl keinen anderen Schauspieler, der mit vergleichbarer Kompromisslosigkeit jede optische Zumutung so lustvoll zelebriert wie Dirk Bach. Seine eigene pummelige Figur setzte er wie ein Spielgerät ein, aus seinem Mondgesicht ließ er die unterschiedlichsten Charaktere blitzen. Dirk Bach war Komödiant, aber ihn nur auf das Witzige zu reduzieren, wird ihm keineswegs gerecht.
Bilderstrecke: Dirk Bach - das war sein Leben
Als Schauspieler debütierte er 1978 in Heiner Müllers „Prometheus“, und in den folgenden Jahren spielte er viele ernsthafte Rollen, lange als Ensemblemitglied des Kölner Schauspielhauses. Eine Ausbildung bekam er nie, seine Erfahrung sammelte er auf kleinen Bühnen, bei freien Theatergruppen.
Den Durchbruch als Komödiant hatte er in Walter Bockmayers Satire „Geierwally“. Wer heute die Liste der Filme und Fernsehsendungen durchsieht, in denen er mitgespielt hat, ist beeindruckt. Sicher, da ist viel Seichtware dabei („Popp dich schlank“, 2005), aber auch Meisterwerke wie Helmut Dietls Serie „Kir Royal“, in der Bach eine kleine Rolle spielte.
Unterm Strich, daran besteht natürlich kein Zweifel, war Dirk Bach vor allem ein Meister der Blödelei. Einer Blödelei allerdings, die immer eine zweite Ebene hatte, und in der oft eine leichte Ironie mitschwang. Ob in Fernsehserien wie „Lukas“ (1996 bis 2001 im ZDF) oder bei seiner „Dirk Bach-Show“ (von 1992 an auf RTL): Seine Arbeit war oft völlig überzogen, oft grotesk, aber nie hirnlos.
Zu spüren war aber stets sein Hang zum Durchgeknallten. Als „Urmel aus dem Eis“ watschelte er als grünes Dinosaurierkind über die Bühne– und verkörperte dabei außerordentlich überzeugend diese vorwitzig-naive Figur. Es gibt sonst niemanden in Deutschland, der solche Rollen nur annähernd so virtuos beherrscht.
Es liegt nahe, dass gerade Kinderproduktionen gut zu Dirk Bach gepasst haben. Alle Buben zwischen drei und sechs sind Fans von „Käpt’n Sharky“, dem ebenso sympathischen wie großmäuligen Piraten, dessen Lieblingsfluch „Fliegendreck und Spinnenschleim!“ heißt. Dirk Bach schleudert diesen Spruch auf den unzähligen Abenteuer-Hörspielen seinen bösen Gegnern entgegen, er kreischt und gurgelt und zischt – und zwischendurch singt er trommelfellerschütternd.
Dieser Mann war zweifellos ein Exzentriker, und wer sich ein bisschen umhört in der Medienszene, erfährt schnell, dass er auch einen Hang zum ungesunden Leben hatte.
Bach führte eine langjährige, solide Beziehung, war seit 17 Jahren mit einem Computerfachmann liiert, der für den gemeinsamen Haushalt sorgte.
In Berlin, im Schlosspark-Theater, dessen Intendant der Komiker Didi Hallervorden ist, wird es nun keine Theaterpremiere geben. Dirk Bach hätte den kleinen König Dezember spielen sollen, der nicht größer ist als ein Zeigefinger und sich von Gummibärchen ernährt. Der Münchner Schriftsteller Axel Hacke hat diese Geschichte geschrieben.
Irgendwann in dem Stück hätte Dirk Bach diesen Satz sagen sollen: „Und wer tot ist, wird ein Stern.“