Ding, Dong! Die Hex' ist tot

Ein Schmäh-Song auf die Margaret Thatcher schießt in die britischen Charts. Die laute Freude vieler Musiker über den Tod der „Iron Lady“
von  Georg Thanscheidt
"Ding-Dong! The Witch Is Dead" ist ein Lied aus dem Musicalfilm Der Zauberer von Oz aus dem Jahr 1939. Es wurde von Harold Arlen komponiert, der Text stammt von E. Y. Harburg.Das Lied ist Mittelstück einer Gruppe mehrerer einzelner Lieder, die von den Figuren Dorothy Gale (Judy Garland) und der Hexe Glinda (Billie Burke) gesungen werden, um den Tod der bösen Hexe des Ostens zu feiern. „Wake up, the Wicked Witch is dead. She's gone where the goblins go,Below - below – below”, jubelt sie. Bereits 1982 hat der New Wave Musiker Klaus Nomi die Thatcher-Politik so kritisiert.
"Ding-Dong! The Witch Is Dead" ist ein Lied aus dem Musicalfilm Der Zauberer von Oz aus dem Jahr 1939. Es wurde von Harold Arlen komponiert, der Text stammt von E. Y. Harburg.Das Lied ist Mittelstück einer Gruppe mehrerer einzelner Lieder, die von den Figuren Dorothy Gale (Judy Garland) und der Hexe Glinda (Billie Burke) gesungen werden, um den Tod der bösen Hexe des Ostens zu feiern. „Wake up, the Wicked Witch is dead. She's gone where the goblins go,Below - below – below”, jubelt sie. Bereits 1982 hat der New Wave Musiker Klaus Nomi die Thatcher-Politik so kritisiert. © dpa

Heute wird Margaret Thatcher beigesetzt – wie zu Lebzeiten spaltet die ehemalige britische Premierministerin die britische Gesellschaft. In der Kritik stehen vordergründig die hohen Kosten für die Zeremonie in der St. Paul’s Kathedrale – sie werden auf zehn Millionen Euro geschätzt. Im Kern geht es aber um die Würdigung – oder eben Nicht-Würdigung – der Lebensleistung der „Iron Lady“.

Während Konservative wie Premier David Cameron davon sprechen, dass Thatcher in ihrer Amtszeit das Land gerettet habe, betonen Kritiker aus dem linken Lager, Thatcher habe ganze Industriezweige zerstört, die Gewerkschaften zerschlagen und die Gesellschaft in Arm und Reich entzweit. In vielen Städten des Landes gab es an ihrem Todestag Freudenkundgebungen. Dass eine Tote, ein Tod solche Reaktionen hervorruft ist – zumindest in Kontinentaleuropa – außergewöhnlich. Allerdings hatten viele Gewerkschafter, Labour-Politiker und linke Aktivisten genau dies bereits seit den 80er Jahren für den Fall ihres Todes angekündigt.

„Wir werden lachen an dem Tag, an dem Thatcher stirbt – obwohl wir wissen, dass das nicht richtig ist“, sang die Londoner Band Hefner im Jahr 2000. „Wir werden die ganze Nacht tanzen und singen.“ Und so kam es dann auch: Bei diesen „Festivitäten“ spielte dann aber ein anderes, ein viel älteres Lied die Hauptrolle: Der Musical-Song „Ding, Dong! The Witch Is Dead“ (Ding, Dong! Die Hex' ist tot)" aus „Der Zauberer von Oz“ von 1939. Mehr als 52 000 Kopien wurden verkauft – das reichte wider Erwarten nur für Platz 2 in den Charts. Um das Lied war ein heftiger Streit entbrannt.

Während Thatcher-Gegner via Facebook erfolgreich dazu aufriefen, den Song durch Herunterladen zum Charthit zu machen, entfachten konservative Politiker eine heftige Kampagne gegen die „geschmacklose“ Art des Protestes. Die BBC weigerte sich, das eh schon recht kurze Stück in seiner Chart-Show auszuspielen.

Das Stück war schon mal Sprachrohr der Thatcher-Gegner – vor 30 Jahren, als der deutschstämmige New-Wave-Künstler Klaus Nomi den Song aufgenommen hatte. Auch der Song der Notsensibles „I'm In Love with Margaret Thatcher“ ist nun erneut in der Hitparade gelandet, auf Platz35. Eigentlich war dies als Protest-Aktion der Thatcher-Fans gegen den Oz-Song gemeint. Die beißende Ironie der britischen Punk-Band („Sie ist das Mädchen für mich, immer wenn sie in der Glotze kommt, werde ich rot“) muss einigen Tories entgangen sein – oder es handelt sich um britischen Humor.

Die Schmähung der Iron Lady ist seit 1979 fester Bestandteil der britischen Pop-Kultur – angefangen bei Punkrockern wie Crass über Ska-Größen wie Hefner oder The Specials bis zu Stücken von Morrisey („Margarete on the Guillotine“) oder Billy Bragg. Viele haben sich so wie Elvis Costello in den 80ern vorgenommen, ihr auch am Grab noch Dreck hinterherzuwerfen („Tramp the Dirt down“). Roger Waters träumte 1983 im letzten Pink Floyd-Album „Final Cut“ davon, Thatcher in ein Pflegeheim für unheilbare Tyrannen einzuweisen. In der Realität starb sie im Alter von 87 Jahren in einer Suite des Ritz, wo sie die letzten Monate ihres Lebens verbracht hatte.

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