Die Sonntagskrimi-Saison startet: So wird der erste "Polizeiruf"
Mit dem BR-"Polizeiruf 110: Morgengrauen" (20.15 Uhr, Das Erste) von Erfolgsregisseur Alexander Adolph endet die Sonntagskrimi-Sommerpause. Zum Einstand gibt es aber nicht nur eine Reihe Morde aufzuklären, sondern auch Einsamkeit, Vertrauen und Pornos...
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Um was geht's in "Polizeiruf 110: Morgengrauen"?
Hauptkommissar von Meuffels (Matthias Brandt) soll im Gefängnis einen besonders heimtückischen Mörder vernehmen. Womit von Meuffels nicht rechnet: In der Justizvollzugsanstalt trifft er auch auf die Abteilungsleiterin Karen Wagner (Sandra Hüller), die ihm fortan nicht mehr aus dem Kopf geht. Und da beide alles über ihren Beruf wissen, in Gefühlsdingen aber eher unglücklich agieren, folgt eine Romanze zwischen den zwei schüchternen und einsamen Menschen. Infolge einer Selbstmordserie erwacht in von Meuffels allerdings das unangenehme Gefühl, seine neue Freundin wüsste mehr darüber, als ihm lieb ist.
Lohnt sich das Einschalten?
Ja, schon allein, weil es endlich wieder losgeht mit dem Kult-Krimi-Format im Ersten. Aber natürlich lohnt es sich auch inhaltlich, schließlich ist Alexander Adolph (48) sowohl für Regie als auch für das Drehbuch verantwortlich. Unter seiner Federführung entstanden schon viele mehrfach ausgezeichnete TV-Krimis wie der BR-"Tatort: Der tiefe Schlaf" (2012), nach dem die Zuschauer leidenschaftlich die Rückkehr des getöteten Assistenten Gisbert Engelhardt (Fabian Hinrichs) forderten. Auch beim Drehbuch zu dem ungewöhnlichen Krimi "München Mord - Wir sind die Neuen" (2013, ZDF) mit Alexander Heldt, Marcus Mittermeier und Bernadette Heerwagen hatte er seine Finger im Spiel. Gleiches gilt für die erste Folge der Reihe "Unter Verdacht" mit Senta Berger - hierfür gab's ebenfalls den Grimme-Preis.
Auch in "Morgengrauen" nimmt der Regisseur seine Figuren wieder sehr ernst. So gibt er der Liebesgeschichte zwischen Kommissar von Meuffels und der JVA-Angestellten Wagner viel Raum. Für manche Geschmäcker vielleicht sogar ein bisschen zu viel, andere werden sich gerne die zaghafte Liebesgeschichte zweier einsamer Herzen inmitten ihres überaus rohen Arbeitsumfeldes ansehen. Oder um es mit Brandts Worten zu sagen: "Interessant ist der Kontrast zwischen dem, was diesen beiden Figuren privat passiert und der äußerst gewalttätigen Umgebung, in der sie sich durch ihre Berufe naturgemäß bewegen."
Und wer sich dabei ertappt fühlt, selbst auch nicht so der große Flirtkünstler zu sein, dem gibt der Schauspieler im Interview mit spot on news noch das mit auf den Weg: "Im Film sind die Figuren häufig eloquenter und cooler als im Leben. Eigentlich müsste das aber gar nicht so sein, denn dieses etwas umständlichere Annähern zwischen von Meuffels und Wagner ist doch irgendwie viel interessanter."
Interessant ist auch ein anderer Aspekt, denn der Krimi beschäftigt sich mit vielen Auswirkungen der Einsamkeit. So flüchtet sich der Polizist und JVA-Kollege Marcel Oberpriller (Andreas Lust) eher in die virtuelle und käufliche Welt, um auf seine Kosten zu kommen. "Wir leben in einer voyeuristischen Welt", erklärt Regisseur Adolph im Interview, und das zeige der "Polizeiruf" auch. Denn "ständig schaut sich jemand Dinge von anderen Leuten an: Gewalt, Pornografie, Spuren im Internet..."
Über all dem könnte man die jugendlichen Straftäter fast aus den Augen verlieren, wäre da nicht der Gefängnispsychologe Max Steiner, gespielt von Axel Milberg (58), der im normalen Berufsleben als Kieler "Tatort"-Kommissar seinerseits Mordfälle aufklärt. Brandt und Milberg liefern sich ein Duell auf Augenhöhe, sowohl als Freunde im Film, als auch auf schauspielerischem Niveau...
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