"Die reichen Leichen" von Starnberg

Klischees über Starnberg: Dicke Autos, Millionäre und der See. Und dann ist da noch der Märchenkönig Ludwig II., an dessen mysteriösen Tod ein Holzkreuz im Wasser erinnert. Viel Stoff für einen Krimi.
von  dpa
Der Starnberger See ist 25 Kilometer von München entfernt.
Der Starnberger See ist 25 Kilometer von München entfernt. © dpa

München - König Ludwig II. ist immer gut für eine Geschichte. Unzählige Filme wurden über den bayerischen Märchenkönig schon gedreht. Jetzt hat sich auch der Münchner Regisseur Dominik Graf mit dem mysteriösen Tod des Regenten auseinandergesetzt. "Die reichen Leichen" nennt sich der "Starnbergkrimi", den das Bayerische Fernsehen am Samstag (18. Oktober) als letzten Film seiner populären Heimatkrimi-Reihe zeigt, die dann ins Erste wechselt. Martin Feifel spielt darin einen Wiedergänger des Kini, der tot am Ufer des Starnberger Sees entdeckt wird, so wie 1886 der echte Ludwig. Damit nicht genug: Der verschwörerische Geheimbund der Ludisten vollzieht finstere Rituale im Fackelschein und eine Millionärstochter mit dem geschichtsträchtigen Namen der Ludwig-Cousine Sisi verschwindet.

Reichlich Arbeit für Polizeichef Lu Reinhold (Andreas Giebel), Hauptkommissar Timo Senst (Florian Stetter) und ihre junge Dortmunder Kollegin Ariane Fink (Annina Hellenthal), die in eine bizarre Welt mit völlig eigenen Regeln eintauchen müssen. Im Mittelpunkt: Der Kini und die Leidenschaft, die er noch heute bei vielen Menschen auslöst. So wie bei Josef Haufferding (Eisi Gulp), der ihm sein ganzes Leben gewidmet und 40 Jahre lang geforscht hat. Oder die Ludisten, die fest an die Ermordung des Bayernkönigs glauben, während die genauen Umstände seines Todes offiziell nie wirklich geklärt wurden.

"Wir meinen natürlich nicht die Guglmänner. Wir haben die Ludisten erfunden, die keinerlei Vorbild in der Realität haben", sagt Drehbuchautor Sathyan Ramesh. Doch Anklänge an den Geheimbund sind unübersehbar, bis hin zu gespenstischen Auftritten mit Fackeln und schwarzen Kapuzenmänteln, die nur Augenschlitze frei lassen.

Natürlich kommen auch Klischees über die Millionärshochburg Starnberg vor: Dicke Autos, prachtvolle Villen und feine Leute, die mit Geld zwar vieles, aber doch nicht alles regeln können. Auch sie werden mit alltäglichen Empfindungen wie Eifersucht, Hass, Liebe und Enttäuschung konfrontiert. So wie das völlig zerstrittene Ehepaar Gerd (Hannes Jaenicke) und Rita (Ulricke C. Tscharre), deren Tochter Sisi (Alicia von Rittberg) plötzlich verschwindet. Im Kontrast zum geldigen Nobel-Starnberg stehen die eher gesichtslose Innenstadt des Touristenortes mit langen Staus und Polizisten, die sich kaum die Miete in einem der reichsten Landkreise Deutschlands leisten können.

Im Bayerischen Fernsehen geht mit Grafs Film die Heimatkrimi-Reihe zu Ende, wenngleich sie unter dem selben Logo im Ersten weiter laufen soll. Schade für die Starnberg-Ermittler, von denen man gerne mehr sehen würde. So etwa von Lu, dessen Darsteller Andreas Giebel aus der ARD-Vorabendserie "München 7" bekannt ist. "Wir haben uns die drei Polizisten, die da ermitteln, schon in nächsten Fällen und auch privaten Entwicklungen vorgestellt. Wir haben es so geschrieben und besetzt, dass man noch viel mit ihnen erzählen kann", erklärt Drehbuchautor Ramesh im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa.

In der Tat bleiben am Ende des Films noch viele Fragen offen. Etwa die, warum Hauptkommissar Senst sich so gut mit König Ludwig auskennt und so aufgeregt wird bei diesem Thema. Ob es in den Reihen der Polizei tatsächlich einen Ludisten gibt. Oder was es mit der reichen Wohltäterin Maggie auf sich hat. Auch Stephanie Heckner, Redakteurin des Bayerischen Rundfunks, hätte gerne noch mehr Zeit zur Verfügung gehabt: "Das ist so viel dramatischer Stoff für Konflikte, dass wir ganz traurig sind, dass wir damit jetzt nur 90 Minuten füllen dürfen."

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