Neben Eier-Suchen, Kirchgängen und Familienessen droht an Ostern auch immer mal wieder Langeweile. Also Fernseher an. Was in ARD, ZDF, Pro Sieben, RTL, Sat1 und weiteren Sendern läuft: die Programmtipps der AZ.
KARSAMSTAG
Zur „Prime-Time“ ist gleich soviel los, dass man bei der Entscheidung verzweifeln könnte. Aber: Für die ganze Familie bietet sich
„Madagascar“ an (Sat1, 20.15 Uhr): Die Helden sind vier verwöhnte Tiere: Löwe Alex, Zebra Marty, Nilpferd Gloria und Giraffe Melman sind echte New Yorker: Snobs auf vier Beinen. Allen voran feiert sich Alex gerne selbst. Sein Ego ist durch die täglichen Shows mit Kinder-Fans stark poliert. Umso erstaunter ist Alex, als sein Kumpel Marty sich nach der Fremde sehnt, nach einem artgerechten Leben in freier Natur. Also planen die Vier ihren Ausbruch aus dem Zoo, obwohl es ihnen an nichts mangelt. Hilfe erhalten die Vier von konspirativen Pinguinen, die schon seit längerem den Zoo untergraben. Nur fällt die Rückkehr in die Wildnis den zivilisationsversauten Tieren gar nicht so leicht.
Brutal wild und auf echten Pferden geht es in Kevin Costners mehrfach oscargekrönten Film
„Der mit dem Wolf tanzt“ (RTL II, 20.15 Uhr) zu. Western-Fans und Freunde großer Dramen erleben hier eine Umkehrung des Genres: Die Natur (ein herumstreunender Wolf) und die Indianer sind hier die bedrohten und nicht Bedrohung. Ein packend politisch korrekter Film, der zwar seit 1990 schon mehrmals im TV lief. Aber Costner als Leutnant John Dunbar ist unser ehrlicher Blick auf den wilden Westen.
Wer lieber Kostümdramen mag, ist besser bei
„Sinn und Sinnlichkeit“ (ZDF Neo, 20.15 Uhr) aufgehoben.
Die Verfilmung des Romans von Jane Austen ist mit Emma Thomposon, Kate Winslet und dem jungen Hugh Grant als schüchternem Verehrer hervorragend besetzt - und ebenfalls oscar-prämiert, weil hier Kunst und intelligente Gesellschafts- und Psychoanalyse zusammenkommen. Ansonsten dominieren am Karsamstag Horror- und Actionfilme die späte TV-Stunde. Na dann, fröhliche Ostern!
Wer eine ganze Saga über die Ostertage spannen will: Francis Ford Coppola zeichnet das Bild eines italo-amerikanischen Mafiaclans von der Prohibitionszeit bis in die 70er:
„Der Pate“ – mit Marlon Brando und Al Pacino. (Der erste Teil: Sa, 22.20 Uhr, der zweite Teil am So, 22.10 Uhr, der dritte am Montag, 22.05 Uhr, jeweils 3Sat)
Auf 3Sat gibt es
„Der große Diktator“ (20.15 Uhr) zu sehen, Charly Chaplins Abrechnung mit der Nazizeit im Gewand einer satirischen Komödie - ein jüdischer Friseur wird mit dem Diktator Hynkel verwechselt, dem er ähnlich sieht, und spielt die (furchtbarste) Rolle seines Lebens. Chaplin tanzt mit der Weltkugel, federleicht, und appelliert an die Menschlichkeit.
OSTERSONNTAG
Noch mehr Chaplin gibt es einen Tag später, auf Tele 5. Aber diesmal tritt Charly nicht selbst auf, oder doch? Richard Attenborough hat einen Film über das Leben des großen Filmemacher und Schauspieler gedreht:
„Chaplin“ – mit einem brillanten Robert Downey Jr. in der Hauptrolle - und einer echten Chaplin: Geraldine, die ihre eigene Großmutter spielt (20.15 Uhr). Wenn man dann doch wieder Lust auf den echten Chaplin bekommt, kann man mittendrin um 21 Uhr umzappen auf
„Goldrausch“, erneut auf 3Sat.
In einen Goldrausch verfiel auch Produzent Jerry Bruckheimer – mit seinem
„Fluch der Karibik“. Die drei
„Pirates of the Caribbean"-Vorgängerfilme hatten schon über zweieinhalb Milliarden eingespielt. Und Teil vier
„Fremde Gezeiten“ hat endlich wieder eine echte Handlung: Drei Teams jagen nach dem mythischen Jungbrunnen: Barbossa (Geoffrey Rush) hat die Seite gewechselt und segelt nun unter britischer Flagge. Jack Sparrow (Johnny Depp) muss diesmal ohne sein letztens untergegangenes Schiff bei der Expedition des magischen Altpiraten (Ian McShane) als Leichtmatrose teilnehmen. Und die spanische Flotte droht das Spiel aus allzu katholischen Gründen zu verderben. Und weil Frauen heute mehr als Helden-Beute sind, ist Penelope Cruz an Bord, als echte Piratin, mit der man auch einen Showdown-Verführungstango tanzen kann. (Ostersonntag, Sat.1, 20.15 Uhr).
Ein bildungsbürgerliches Kontrastprogramm zum Blockbuster-Kult ist
Wim Wenders’ Hommage an die Choreografin Pina Bausch. Aber leider kann man im TV
„Pina“ (23.15 Uhr, ZDF) nicht – wie im Kino - in 3D sehen.
Auf Arte läuft um 20.15 Uhr:
„Die Dinge des Lebens“ von Regisseur Claude Sautet. Romy Schneider sitzt zu Beginn des Films nur in ein Handtuch gewickelt fluchend an ihrer Schreibmaschine. „Affabuler“ nannte der französische Regiesseur seine Herangehensweise: „Geschichten erzählen, ohne zu lügen“ Nach einem Unfall sieht Romys Film-Lebensgefährte (Michel Piccoli) sein Leben noch einmal an sich vorbeiziehen. Authentisch ist sie geworden, die Geschichte dieser Lebensrückblende.
OSTERMONTAG
Eines darf man nicht sein, wenn man Wolfgang Petersens
„Troja“ (Kabel1, 20.15 Uhr) anschaut: Humanist, Altphilologe oder Archäologe. Denn da stimmt nichts: Agamemnon wird nicht Zuhause von Klythemnestra erschlagen, sondern noch im brennenden Troja. Und Feministinnen müssen aufjaulen: Die Frauen liegen hier meist Sex-ermattet rum oder fungieren als entsetzte Augenzeugen mörderischer Kämpfe, das allerdings kommt dem Homer'schen original schon wieder näher. Orlando Bloom ist Paris, Brad Pitt ist Achilles, aber natürlich nicht schwul!
Statt Kriegszüge und Vögeleien, kann man sich auch Zugvögel anschauen: Der Traum der Landratte Mensch von der Freiheit über den Wolken ist so alt wie die Menschheit, sagt man. Der Franzose Jacques Perrin scheint sie gefunden zu haben.
Der Filmproduzent, der mit seinem Film „Mikrokosmos" schon Ameisen, Käfern und Spinnen nachspürte, ist jetzt mit Ultraleicht-Flugzeugen, Gleitschirmen, aber auch Schnellbooten den Zugvögeln nachgezogen und hat Schwalben, Störche, Gänse und Albatrosse filmisch auf ihren langen Luftwanderungen begleitet:
„Nomaden der Lüfte“ (WDR, 20.15 Uhr). Weniger realistisch, aber äußerst charmant ist die Tierwelt in Disneys
„Dschungelbuch“ (17.15 Uhr, RTL).