"Der Tod macht Engel aus uns allen": So war der Polizeiruf

Ruppige Egozentriker, rüde Verbrechensverstrickung: Die AZ-Kritik von Ponkie zum „Polizeiruf 110“ mit dem Titel "Der Tod macht Engel aus uns allen"
von  Ponkie
Zarttraurige Begegnung zweier verlorener Seelen: Kommissar Hanns von Meuffels (Matthias Brandt, links) mit der Transsexuellen Almandine Winter (Lars Eidinger).
Zarttraurige Begegnung zweier verlorener Seelen: Kommissar Hanns von Meuffels (Matthias Brandt, links) mit der Transsexuellen Almandine Winter (Lars Eidinger). © BR

 

Auf einen albern stelzenden Titel mehr oder weniger kommt es im Tatortgewerbe nicht an. Doch dieser „Polizeiruf 110“ (ARD/BR) mit dem neuen Münchner Hauptkommissar Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) benutzt das regionale Rekordbedürfnis wie einen Presslufthammer: Das tödliche Engelsstück (Buch: Günter Schüttler, Regie: Jan Bonny) ist die brutalste und verbal rüdeste Variante von Verbrechensverstrickung innerhalb der Polizei, die sich das Skurril-Idyll „Weltstadt mit Herz“ bisher zugemutet hat. Eher eine gleißende, laute Allerwelts-City voller egozentrischer kaputter Typen, stets bedacht, ihre eigenen Interessen zu wahren und sich ständige Überforderungen mit Ersatz-Übergriffen vom Hals zu schaffen: Ein Terrain der wohlfeilen Zufalls-Exzesse in einer normierten, auf Anspruch gedrillten Genussgesellschaft.

Der Autor greift sich gleich eine Doppeldosis an Tragödiendramatik: Eine Transsexuelle kam in einer Ausnüchterungszelle zu Tode, im Einwirkungsbereich genervter, dauerhaft überanstrengter Polizisten, die ihre Privatprobleme im Dienst kompensieren.

Selbst Kommissar von Meuffels lädt seinen Frust über die Erfolglosigkeit bei der Assistentin Burnhauser (Anna Maria Sturm) ab, die er unnötig herumscheucht. Der Umgangston ist ruppig. So klebt der Psycho-Ballast wie harter alter Kaugummi am Büro-Mobiliar, als Versteinerung eines Horrorstücks mit Thrillerkurve, überladen mit Gewaltphantasien.

 

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