Der "Tatort"-Bösewicht im Porträt
Berliner Schauspielkönig fasziniert Deutschland
Im neueste "Tatort" aus Wiesbaden brillierte der Schauspieler Ulrich Matthes als unnahbarer und skrupelloser Bösewicht Richard Harloff, der nicht davor zurückschreckte, seinen Ziehsohn in den Tod zu schicken, um seinen Rachefeldzug umzusetzen. Dabei begeisterte Matthes vor allem durch ein unglaubliches Minenspiel und seinen durchdringenden Blick, der am Sonntagabend 9,29 Millionen Zuschauer vor die Fernsehgeräte fesselte. Doch wer ist dieser Ulrich Matthes überhaupt und woher kennt man sein Gesicht?
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Ulrich Matthes wurde 1959 in Berlin geboren und spielte bereits im zarten Alter von zehn Jahren erste Rollen in TV-Produktionen. Der Sohn des berühmten Journalisten Günter Matthes besuchte nach einigen Semestern Germanistik und Anglistik an der Freien Universität Berlin die renommierte Schauspielschule von Else Bongertz, die unter anderem Hildegard Knef, René Kollo, Götz George, Gaby Dohm oder auch Hugo Egon Balder unterrichtet hatte.
"Festes Ensemblemitglied am Deutschen Theater Berlin"
Neben kleineren Fernsehrollen, unter anderem in TV-Krimis wie "Derrick", "Der Alte" oder "Wolffs Revier" machte er sich ab den 1980er-Jahren als Theater-Schauspieler einen Namen. Unter anderem spielte er an den Münchner Kammerspielen, an der Berliner Schaubühne und sogar am Wiener Burgtheater. Das Theater ließ Matthes trotz der Erfolge in Film und Fernsehen bis heute nicht los, so ist er seit 2004 festes Ensemblemitglied am Deutschen Theater in Berlin und führt dort auch Regie.
Einem breiten, internationalen Publikum wurde Matthes durch seine Rolle des Joseph Goebbels im Oscar-nominierten Oliver-Hirschbiegel-Spielfilm "Der Untergang" bekannt, der die letzten Tage von Adolf Hitler in Berlin nachstellte. Durch seine authentische Darstellung des Propaganda-Ministers wurde sogar Hollywood auf den Berliner Schauspieler aufmerksam. Ein Angebot aus Los Angeles für einen Film an der Seite von Tom Hanks lehnte er allerdings ab, um an seinem geliebten Theater eine Rolle in einem Arthur-Schnitzler-Drama übernehmen zu können. Auch sagte er beiläufig 30-Drehtage für den Bösewicht im James-Bond-Knaller "Casino Royale" ab.
"Meister der dramaturgischen Finsternis"
Vor allem in ernsten Rollen weiß Matthes seine Zuschauer zu überzeugen. Das Magazin "Berlin 1" nannte ihn ein "Meister der dramaturgischen Finsternis", den eine intellektuelle, fast asketische Ausstrahlung umgibt. Dank seiner eindringlichen und markante Stimme ist der Berliner ein begehrter Vorleser und Synchronsprecher. Ob Hörbücher aus Stücken von Thomas Bernhard, Albert Camus oder Franz Kafka: Matthes haucht den Figuren Leben ein und zieht die Zuhörer in seinen Bann. Was viele nicht wussten: Im Vietnam-Epos "Platoon" lieh er Hauptdarsteller Charlie Sheen seine Stimme.
Auch zahlreiche Preise räumte Matthes bereits ab: 2005 und 2008 wurde er sogar von der Zeitschrift "Theater heute" zum Schauspieler des Jahres gewählt. Außerdem hat er bereits den Bayerischen Filmpreis, den Deutschen Hörbuchpreis, den Gertrud-Eysoldt-Ring, den Theaterpreis Berlin und den Faust-Theaterpreis in seiner Vitrine stehen.
In Berlin ist Ulrich Matthes in der Künstler-Szene Kult: Viele Besucher des Deutschen Theaters gehen nur wegen seiner Kunst in die Stücke des Schauspielhauses. Warum, ist laut "Berlin 1" eigentlich leicht erklärt: Matthes sei keine Rampensau, er durchdringe allerdings seine Figuren kompromisslos bis zum innersten Kern. Sein Spiel sei eindringlich, feinnervig, analytisch. Ulrich Matthes und kein anderer sei der Berliner Schauspielkönig.