"Der Himmel ist ein Platz auf Erden": Fränggisch weichgespült

München - Die Tatort-Exzentriker des Fernsehens ringen um den Event-Effekt: Alles schon dagewesen – wo ist noch etwas Neues herauszukitzeln? Die regionalen Soko-Marotten sind so abgefieselt wie ein alter Hering – und die Völkerwanderungen des 20. Jahrhunderts haben auch die Dialekte abgeschliffen und im Nutzungsbottich der Anglizismen verwanscht.
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Doch die Kripo-Kommissare wetteifern um jede bodenständige Extrawurst, obwohl das Urvolk bereits zur Hälfte aus „Zuagroasten“ besteht. Auch die neuen Nürnberger Kommissare müssen ihre sächsischen und mecklenburgischen Wurzeln erst einmal im fränkischen Sprachraum festkrallen.
Die Kommissarin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) stammt aus der alten DDR und hat trotzdem Probleme mit dem Schießen, und der Kommissar Voss (Fabian Hinrichs) ist ein Nordgewächs von freundlicher Gemütsart und psychoanalytisch durchtrainierter Hartnäckigkeit. Sie werden von der fränggischen Sprache und Langsamkeit weichgespült und sehen sich genötigt, ihr Denkfix-Hirn dem behäbigen Nürnberger Geschäftstempo anzupassen.
Der Tatortkrimi „Der Himmel ist ein Platz auf Erden“ (Buch: Max Färberböck und Catharina Schuhmann, Regie: Max Färberböck, ARD/BR) gewinnt seine Titel-Lyrik aus einer Leiche im Auto, die offenbar den außerehelichen Trieben eines etablierten Wohlstandsbürgers zuzuschreiben ist, und die Fahnder wühlen fortan in den Abgründen und im Sexualfrust scheinheilig harmloser Biedermannstypen.
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Das zieht sich und zieht sich, bis alle Abgründe ausgeleuchtet und alle cholerischen Vorgesetzten ihre Duftmarken gesetzt haben. Die Nürnberger Verbrechensbekämpfung reiht sich ohne besondere Vorkommnisse in die Tatort-Spurensuche ein.