Das "Tatort" -Jahr 2015: Ein Auf und Ab

Was 2015 beim "Tatort" los war und was die Zuschauer 2016 erwartet. Ein Überblick.
von  Gregor Tholl
Bemerkenswerte Schauspielleistungen, neue Kommissare, letzte Auftritte und Rekorde – so war das "Tatort"-Jahr 2015.
Bemerkenswerte Schauspielleistungen, neue Kommissare, letzte Auftritte und Rekorde – so war das "Tatort"-Jahr 2015. © dpa

Bei der Krimireihe „Tatort“ ist sehr viel los gewesen in diesem Jahr – im Wortsinne: mit 40 neuen Filmen standen so viele Erstausstrahlungen wie nie im ARD-Programm. Fürs kommende Jahr sind bereits einige Höhepunkte abzusehen. Ein Rück- und Ausblick in 15 Punkten.

1. ERFURT-AUS: 2015 begann mit einem Knall. Am 7. Januar verkündete der MDR, dass sich das junge Erfurter Trio nach zwei Folgen auflöse. Zwei Hauptdarsteller, Friedrich Mücke und Alina Levshin, stiegen aus. Die beiden Krimis waren bei der Kritik durchgefallen. Das MDR-Team Weimar – Nora Tschirner und Christian Ulmen – läuft aber weiter.

2. TUKUR: Nach dem Western-Krimi „Im Schmerz geboren“ (2014) mit Leichenrekord sahen viele auch im Folgekrimi „Wer bin ich?“ mit Ulrich Tukur den vielleicht besten, zumindest experimentierfreudigsten „Tatort“ des Jahres. In diesem selbstbezüglichen „Tatort“-im-„Tatort“-„Tatort“ wirkte Martin Wuttke mit, dessen Leipzig-„Tatort“ im April endete. Und genau darüber redet er auch in dem vielschichtigen Film.

3. DREI NEUE TEAMS 2015: Im März startete in Berlin das RBB-Duo Meret Becker (als Nina Rubin) und Mark Waschke (als Robert Karow). Die Geschichte des rätselhaften und wohl schwulen, zumindest bisexuellen Karow wird bis zum vierten Fall Ende 2016 erzählt. Im April lief der erste Franken-„Tatort“ mit Dagmar Manzel und Fabian Hinrichs vom BR.

4. HORIZONTALES ERZÄHLEN: Es scheint im ARD-Sonntagskrimi den Trend zu geben, nicht mehr klassisch in sich geschlossen (vertikal) erzählen zu wollen, sondern über mehrere Folgen hinweg (horizontal). Besonders ausgeprägt ist das bei Berlin. Das orientiert sich am Prinzip gefeierter US-Serien, kann aber beim „Tatort“, wo die Fortsetzung Monate auf sich warten lässt, überfordernd wirken.

 

Münster-Tatort knackt Zuschauerrekord

 

5. QUOTEN-AUF-UND-AB: Die Schweizer Episode „Schutzlos“ hatte am heißen 5. Juli mit wenig mehr als 6 Mio. Zuschauern die schwächste Quote seit fünf Jahren. Das Team aus Münster erreichte mit „Schwanensee“ (8.11.) fast 14 Mio.: die beste „Tatort“-Quote seit 1992.

6. GLEICHE THEMEN: Ähnliche Storys gibt es immer wieder. Auffällig waren 2015 Drogendealer und Flüchtlinge aus Afrika – in Luzern („Schutzlos“, 5.7.) und Dortmund („Kollaps“, 18.10.).

7. GLEICHE GESICHTER: Oft kehrten 2015 Gesichter in Nebenrollen wieder. Uwe Bohm tauchte im Februar zwei Wochen hintereinander auf: am Bodensee und in Leipzig. Emily Cox war sogar dreimal vertreten: in Dortmund, Frankfurt und Wien.

8. TIL SCHWEIGER: Lange wurde für November ein Doppel mit Schweiger alias Nick Tschiller angekündigt, dann nahm der NDR die Actionfilme wegen zu aktueller Bezüge zum Terror in Paris aus dem Programm. „Der große Schmerz“ (mit Gaststar Helene Fischer) und „Fegefeuer“ werden nun am 1. und 3. Januar gesendet.

9. WOTAN WIKLE MÖHRING: Sein vorher auch in einigen Kinos präsentierter Fall „Verbrannt“ unterlag deutlich einem EM-Qualifikationsspiel der deutschen Nationalef bei RTL – über fünf Mio. weniger. Es war der letzte (und sechste) Fall mit Petra Schmidt-Schaller.

10: BESONDERE AUFTRITTE: Lars Eidinger kam als gruseliger Serienkiller im Kiel-„Tatort“ wieder („Borowski und die Rückkehr des stillen Gastes“ und lehrte den Ermittlern Borowski (Axel Milberg) und Sarah Brandt (Sibel Kekilli) erneut das Fürchten. Korthals hatte bereits 2012 in einem Fall sein Unwesen getrieben und war entkommen. Im Hannover-„Tatort“ „Spielverderber“ war der langjährige „Bild“-Chef Kai Diekmann als Leiche zu sehen.

 

Tatort-Ermittler Batic und Leitmayr feiern Jubiläum

 

11. NACH FREIBURG: Beim Start 2002 gehörte Eva Mattes als Klara Blum in Konstanz zur neuen Verweiblichung (neben Maria Furtwängler). Jetzt ist das Aus – nur noch zwei Krimis 2016 – für manchen eine Verheißung. Das Ende der Betulichkeit? Der SWR kündigte ein Team im Schwarzwald an - mit Sitz in Freiburg im Breisgau: mit Harald Schmidt als Chef.

12. HEIKE MAKATSCH: Am Ostermontag 2016 läuft der Event-„Tatort“ vom SWR mit Heike Makatsch. Ihre Ermittlerfigur (Ellen Berlinger) kehrt als verlorene Tochter in ihre badische Heimat Freiburg zurück. Am Konzept für einen zweiten Fall wird gearbeitet.

13. DRESDEN-NEUSTART 2016: Das junge, weibliche „Tatort“-Team vom MDR – in Dresden statt Leipzig – hat im ersten Halbjahr TV-Premiere: Es sind die Schauspielerinnen Karin Hanczewski, Alwara Höfels und Jella Haase („Fack Ju Göhte“). Den Chef spielt Martin Brambach.

14. SAARBRÜCKEN: 2015 gab es keinen neuen SR-„Tatort“ mit Devid Striesow. Dafür kommt im Januar ein sehr besonderer Fall: „Totenstille“ (24.1.). Ein Krimi mit gehörlosen Darstellern – eine Herausforderung für hörende Zuschauer.

15. JUBILÄEN 2016: Im Herbst (wahrscheinlich am 16.10.) kommt der 1000. „Tatort“ mit Maria Furtwängler und Axel Milberg. Titel: Wie der erste – „Taxi nach Leipzig“). Außerdem ist das Münchner Team Batic und Leitmayr (Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl) 25 Jahre im Dienst. Das Team in Münster mit Axel Prahl und Jan Josef Liefers erlebt seine 30. Folge.

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