Das Comeback der Gameshows

RTL plant eine Neuauflage für das „Familien Duell“, ohne Werner Schulze-Erdel. Und Meisner will das Glücksrad drehen.
Hundert Menschen haben wir gefragt: Nennen Sie einen Ort mit wenig Beinfreiheit“, sagt Werner Schulze-Erdel zu seiner Kandidatin. Und die muss schnell antworten im „Familien Duell“: „Spanien“. Von 1992 bis 2003 moderierte der Münchner Werner Schulze-Erdel (61) ungerührt von den teils skurrilen Antworten der zwei konkurrierenden Familien die Game-Show auf RTL. Ziel war es, die häufigsten Antworten auf eine meist banale Frage zu finden.
Allgemeinbildung (bekannter deutscher Komponist: Müller) und Rechtschreibkenntnisse (Tier mit drei Buchstaben: Han und Lux) waren von Vorteil, um ins Finale einzuziehen. Manchmal reichte es aber auch, nur die Runde 4 zu gewinnen, in der um die dreifache Punktzahl gespielt wurde.
Nach zehn Jahren ohne „Familien Duell“ will RTL die Show wiederbeleben. Allerdings ohne Kult-Moderator Werner Schulze-Erdel, stattdessen darf die Allzweck-Waffe Daniel Hartwich ran, der von „Let’s Dance“ bis „Dschungelcamp“ an allen RTL-Fronten für gute Quote palavert. „Meine Vorfreude auf die Show ist wirklich groß. Das ’Familien Duell’ hat Kult-Status. Ich hab es früher immer sehr gerne geschaut und fand Werner Schulze-Erdel toll. Ich hoffe, dass ich meinem Vorgänger keine Schande mache“, sagt Hartwich.
In der Neuauflage des Showklassikers treten nicht mehr Team „Dicke Dortmunder“ gegen „Kassler Kuschelhasen“ an, sondern vier Promis mit ihren Familien und Freunden, die für den guten Zweck spielen. Zugesagt haben bisher Dschungelschlange Sonja Zietlow, Tanzkritiker Joachim Llambi und Schauspieler Uwe Ochsenknecht, der gleich seine nervige Kinderschar mitbringen könnte.
Vorerst soll es laut RTL vier Folgen geben, die am 14. und 15. Juni in Köln produziert werden. In der Neuauflage soll es dann auch nicht mehr heißen „Hundert Leute haben wir gefragt“, sondern „Wir haben das Studiopublikum befragt.“
Egal ob Promis oder die Traudl von nebenan, wenn Menschen unter Zeitdruck geraten, wird’s lustig. Grausiger Höhepunkt beim Familien Duell mit Schulze-Erdel war die Frage: „Nennen Sie etwas, das man schlägt“. Woraufhin eine Vierzigjährige den Buzzer drückte, mit den Schultern zuckte und entschuldigend sagte: „’N Kind“.
Da fallen uns doch glatt noch mehr Sendungen ein, die ein Comeback erleben sollte: „Ruck Zuck“. Wo sich beim Begriffe raten, die Kandidaten immer angeschrieen haben, „Jeopardy“, wo man statt der Antwort die richtige Frage finden musste. Und dann waren da Shows mit Sachpreisen wie „Der Preis ist heiß“ („Was kostet mehr? Dieser Rucksack oder ein Italien-Urlaub?“) und „Geh aufs Ganze“ („Tor 1, Tor 2 oder Tor 3? Tauschen Sie den blauen Umschlag gegen Tor 3? Zooooonk“).
Die Spielshow mit den begehrtesten Sachpreisen war sicher das „Glücksrad“: „Ich nehme die Waschmaschine für 300 Mark, das Nagelpflegeset für 70 Mark und den Hochdruckreiniger für 630 Mark“. Da wurden fröhlich Geldbeträge gedreht und dann Redewendungen oder Orte ähnlich einem Kreuzworträtsel an einer Gitterwand (elegant umgedreht von Maren Gilzer und später Sonya Kraus) erraten.
Jetzt will der langjährige „Glücksrad“-Moderator Frederic Meisner die Dauerwerbesendung im Internet wiederbeleben. „Ich möchte einen Internet-Gaming-Kanal herausbringen, dort sollen viele bekannte Glücksrad-Elemente auftauchen“, sagte Meisner dem Mediendienst Kress. Momentan sei er in Verhandlung mit dem Lizenzhaber von „Wheel of Fortune“. Ob das bei dem meist älteren „Glücksrad“-Publikum ankommt? Vielleicht schaltet ja Bundeskanzlerin Angela Merkel zwischen Staatsbesuch und Regierungsgeschäft ein. Sie war 1992 Gast bei Meisner und Gilzer.