Markus Lanz nach Lügen-Vorwurf vom CSU-General ungewohnt angefasst: "Ich bitte Sie"

Wie steht die CSU eigentlich zu Waffenlieferungen an die Ukraine, vor allem mit Hinblick auf die Luft-Boden-Marschflugkörper Taurus? Bundeskanzler Olaf Scholz lehnt es ab, die Flugkörper mit einer Reichweite von mehr als 500 Kilometern dem kriegsgebeutelten Land zur Verfügung zu stellen und muss sich deshalb am Mittwoch (13. März) im Bundestag den Fragen der Abgeordneten stellen. Die CSU hat sich in einem neuen Unionsantrag für eine Lieferung an Kiew ausgesprochen. CSU-Generalsekretär Martin Huber stellte sich deshalb am Dienstagabend den Fragen von Markus Lanz, der sich einen harten Schlagabtausch mir dem Polit-Talker lieferte.
Markus Lanz provoziert CSU-Generalsekretär: "Sie spielen Ihr Spiel"
"Wie ist denn eigentlich die Position der CSU zum Thema Taurus?", wollte Markus Lanz von Martin Huber wissen. Der antwortete deutlich: "Wir fordern die Bundesregierung auf, Taurus zu liefern." Doch war die Position der CSU schon immer so klar? Der Generalsekretär betonte wiederholt, dass die Partei diese Lieferung schon immer unterstützt habe. Doch so ganz stimmt das nicht, wie der Gastgeber aufklärte.
"Wie überrascht wären Sie, wenn Sie jetzt in der Sekunde von mir erfahren würden, dass das Markus Söder mal anders gesehen hat?", fragte Lanz. Die Reaktion von Martin Huber dazu klang eindeutig: "Dann gehe ich davon aus, dass Sie mir entweder etwas vorlegen, oder dass Sie flunkern." Diesen Vorwurf wollte sich der ZDF-Moderator nicht gefallen lassen und konterte: "Also ich bitte Sie, ich bin doch nicht CSU-General." Daraufhin provozierten sich die beiden Männer gegenseitig mit den Vorwürfen "Sie spielen hier schon auch Ihr Spiel, Herr Lanz" und "Gar nicht, Sie spielen Ihr Spiel."
Tatsächlich legte Lanz seiner Sendung einen kurzen Ausschnitt aus dem Sommer-Interview im August 2023 mit Markus Söder vor, der auf die Frage, ob er die Ukraine mit dem Marschflugkörper Taurus unterstützen würde, mit einem klaren "Nein" antwortete. Nur wenige Monate später hatte der bayerische Ministerpräsident seine Einstellung komplett geändert und erklärt: "Es ist unverständlich, warum die Hilfe für die Ukraine – die Lieferung von Taurus –, an einem einzigen Mann in Deutschland scheitert."
Debatte um Taurus-Lieferung an Ukraine: Martin Huber verteidigt Markus Söder
Der CSU-Generalsekretär wollte das aber nicht auf sich sitzen lassen und betonte, dass es sich bei der entsprechenden Aussage um einen fünfsekündigen Clip handle und diese vor mehreren Monaten getätigt wurde. "Die Lage in der Ukraine verändert sich ja", lautete das Urteil von Martin Huber. "Fakt ist doch, dass die Bundesregierung immer hinten dran ist, wenn es darum geht, die Ukraine zu unterstützen." Markus Lanz erwiderte: "Die Lage im August letzten Jahres war ziemlich verzweifelt, das konnte man auch wissen. Markus Söder ist ein sehr gut informierter Mann, das weiß er ganz genau." Der CSU-Generalsekretär wiederholte daraufhin, dass sich die Situation für die Ukraine seit 2023 drastisch geändert habe. Für Lanz war das jedoch nur eine Ausrede, er sagte dazu: "Sie müssen jetzt etwas vertreten und verkaufen, was eigentlich nicht zu erklären ist."
Am Donnerstag (14. März) wird im Bundestag auf Antrag der CSU über die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine namentlich abgestimmt. Martin Huber sagte dazu in der Talkshow von Markus Lanz: "Wenn alle, die öffentlich erklärt haben, dass sie die Lieferung von Taurus unterstützen, dann müssen das eine ganze Menge aus der Ampel-Koalition sein, die mit uns mit stimmen." Ob es tatsächlich dazu kommt, wird sich dann zeigen.
"Verantwortungslose Fake-News-Opposition": Bayern-SPD kritisiert Huber-Auftritt bei Lanz scharf
Heftige Kritik an den Aussagen von Martin Huber in der Talkshow gab es umgehend von der bayerischen SPD. Landeschefin Ronja Endres lederte gegenüber der AZ richtig los: "Mit seinem peinlichen Auftritt bei Markus Lanz hat CSU-Generalsekretär Huber sich selbst und die Union als verantwortungslose Fake-News-Opposition entlarvt. Die CSU macht mittlerweile so viel Stimmung mit falschen Behauptungen, dass ihre Verantwortlichen nicht mal mehr wissen, wofür sie sich vor wenigen Monaten noch ausgesprochen oder was sie selbst auf den Weg gebracht haben.
Die Politikerin aus Starnberg legte nach: "Gerade das Thema Taurus-Lieferungen zeigt, dass die Union nur ihr Fähnchen in den Wind hängt, während der Bundeskanzler Gott sei Dank verantwortungsvoll und in Absprache mit den internationalen Partnern handelt. Herr Huber und die CSU sollten sich endlich konstruktiv am politischen Diskurs beteiligen, statt ständig nur Populismus zu verbreiten."