Claus Kleber und die Konflikte der Zukunft

Claus Kleber will mit seinem neuen Buch „Spielball Erde“ die Diskussion über die politischen Folgen des Klimawandels vorantreiben.
Claus Kleber ist in beschwingter Laune. Gerade hat ihm vor dem Bayerischen Hof eine außerordentlich attraktive Dame mitgeteilt, wie gerne sie ihn im Fernsehen sieht. „Das passiert mir häufiger“, sagt er schelmisch, „allerdings nur in München, weil hier die Leute so freundlich sind.“
Der Anlass für seinen Besuch hingegen ist ernst. Kleber hat das Buch „Spielball Erde“ verfasst: Es beruht zum Teil auf seiner ZDF-Dokumentation „Machtfaktor Klima“, die im vergangenen Jahr ausgestrahlt wurde. Als Co-Autorin des Buches fungierte die kanadische Journalisten Cleo Paskal. Für seine Recherchen reiste Kleber quer über den ganzen Globus. Er thematisiert unter anderem Chinas weltweite Landnahme für die Sicherung des Nahrungsmittelbedarfs, den möglichen Konflikt zwischen Indien und Pakistan um Wasser, den Untergang südpazifischer Inseln und den Kampf um die Arktis.
AZ: Herr Kleber, Ihre eigene CO2-Bilanz ist wahrscheinlich katastrophal.
CLAUS KLEBER: Mit Sicherheit. Allein schon wegen der Dreharbeiten für „Machtfaktor Klima“.
Und wie beruhigen Sie Ihr Gewissen?
Ich bin schon umweltbewusst. Ich benutze häufig öffentliche Verkehrsmittel, ich habe mir ein verbrauchsarmes Auto gekauft. Sobald es ein brauchbares Elektroauto gibt, werde ich umsatteln. Aber mein Fokus in diesem Buch ist ja nicht, Energiespartipps zu geben, das haben einige hundert Autoren vor mir schon erschöpfend getan. Ausgehend von der Klimaveränderung wollte ich mit diesem Buch darauf hinweisen, dass es noch viele politische Konsequenzen geben wird, über die wir so noch nicht genug nachgedacht und geredet haben.
Die Chinesen hingegen schon.
Ganz sicher. Wir halten China ja gern pauschal für ein Volk von einer Milliarde Klimawandelleugnern mit einer verantwortungslosen Regierung. Dabei gibt es kein anderes Land wie China, dass sich so strategisch auf einen Klimawechsel vorbereitet.
Sie meinen durch Ressourcenplünderung außerhalb der Landesgrenzen, beispielsweise in Afrika?
Auch, aber gleichzeitig ist es das Land mit der größten grünen Technologie der Welt. Auf diesem Wachstumsmarkt haben sie die Deutschen doch längst überholt.
Sie zeigen im Buch deutlich, wie die Zukunft von Kämpfen um Land und Wasser beherrscht wird – müssten Sie das Thema Ihren „heute journal“-Zuschauern nicht deutlicher aufzwingen?
Die Zuschauer haben die Fernbedienung in der Hand und wollen nicht bevormundet werden. Aber wir berichten über diese Dinge, auch wenn sie den Zuschauern vielleicht nicht ganz so am Herzen liegen.
Merken Sie das an der Quote?
Selbstverständlich. Wenn Claus Kleber sagt: Jetzt kommt eine ganz tolle Geschichte zum Weltklima, dann schalten ein paar Hunderttausend in den nächsten Sekunden um. Übrigens auch bei den Themen Nahost, Gewerkschaften – und neuerdings auch beim Thema Euro.
Die Konfliktfelder in Ihrem Buch sind erschreckend – hat Sie die Arbeit daran zu einem Umwelt-Apokalyptiker gemacht?
Auf gar keinen Fall! Ich bin mit den Studien von „Club of Rome“ und „Global 2000“ aufgewachsen – und wenn diese Recht gehabt hätten, könnten wir hier nicht mehr sitzen. Wir haben alle die Einsichtsfähigkeit der Menschen und die kreative Erfindungsgabe unterschätzt. Ich bin schon der Überzeugung, dass wir es – wie bisher – schaffen, das endgültige Unheil abzuwenden. Dazu gehört natürlich auch viel Wissen bei jedem einzelnen Bürger.
Und vor allem Bereitschaft der Politik.
Die Philosophie der Politik, die besagt, dass jeder seine eigenen Interessen verfolgen darf, solange er keine kriegerischen Mittel einsetzt, werden wir neu überdenken müssen. Und wenn es überhaupt ein Thema gibt, dass die Welt gemeinsam ansprechen muss, dann ist es die globale Klimaveränderung.
Claus Kleber: „Spielball Erde – Machtkämpfe im Klimawandel“ (C. Bertelsmann, 320 Seiten, 19.99 Euro)