Christoph Süß - der beste Mann im BR

Der Moderator und Kabarettist wird mit dem Ernst-Hoferichter-Preis ausgezeichnet
Als „Quertreiber in bayerischen Medien“ würdigt ihn die Jury und lobt sein „Rampensau-Gen“. Keine Frage, der Kabarettist und Moderator Christoph Süß erhält am 28. Januar 2015 völlig zu Recht den Ernst-Hoferichter-Preis, benannt nach dem Schriftsteller und Schauspieler (1895 – 1966) in dessen Namen die Stadt alljährlich Künstler auszeichnet, die in besonderer Weise „Humor und Weltoffenheit“ verkörpern.
AZ: Herr Süß, seit 17 Jahren können Sie im Bayerischen Rundfunk auch gegen die CSU stänkern wie es Ihnen gefällt, ohne das jemand protestiert. Machen Sie etwas falsch?
CHRISTOPH SÜSS: Das ist schwierig, man bekommt ja heute wegen gar nichts mehr Ärger. Es ist ein Zeichen unserer Zeit, dass man alles sagen kann. Das macht das, was man sagt, ein bisschen eigenartiger, denn es gibt ja keinen Widerstand mehr. Wer sich heute an eine Firmentür kettet, bekommt es nicht mehr mit der Polizei zu tun, sondern mit der Firmenleitung, die Kaffee und Kuchen vorbeibringt und sagt: „Ja, Sie haben mit ihrem Protest vollkommen Recht, aber wir müssen leider, weil der Markt uns dazu zwingt, die Flüsse verschmutzen und die Menschen knechten, wir haben da leider keinen Einfluss drauf.“
Es macht Kabarett schwieriger, wenn es keine klaren Fronten mehr gibt?
Ja, aber das ist auch begrüßenswert. Die Welt ist nicht mehr so einfach wie damals, als es rechts und links, Ost und West gab. Plötzlich haben wir stärkere Konfliktlinien zwischen reich und arm, mächtig und ohnmächtig quer durch die Gesellschaft.
Wer gibt Ihnen eigentlich zur Zeit mehr Anregung – Herr Dobrindt oder der Papst?
Der Papst natürlich, der ist doch erheblich interessanter.
Und wer bastelt dann bei „quer“ aus dem Zitat des Papstes den Gag mit dem Karnickelzüchterverein?
Das ist alles Teamwork. Ich denke, ich habe da einen nicht geringen Einfluss und bringe auch die eine oder andere Idee ein. Aber die Texte, Filme und Anmoderationen entstehen gemeinsam in der Redaktion. Wir versuchen, im regen Austausch, jede Woche etwas auf die Beine zu stellen.
Der wöchentliche Rhythmus ist ja satirische Knochenarbeit.
Ja mei, es gibt dem Leben halt Struktur.
Darf man sich die Redaktionssitzungen als lustige Veranstaltungen vorstellen?
Manchmal ist es sehr lustig, aber nicht alles, was wir dort spontan urkomisch finden, kann dann auch gebraucht werden. Das ist ja oft so: Man schaukelt sich mit irgendeiner Idee hoch und lacht sich tot. Und dann schaut man es sich noch einmal an und merkt, dass der Witz überhaupt nicht vermittelbar ist.
Haben Sie eigentlich Planungssicherheit bei „quer“, was die Zukunft der Sendung betrifft?
Da wir so erfolgreich sind, steht im Augenblick die Überlegung gar nicht an, dass die Sendung nicht mehr gemacht wird. Aber eine Planungssicherheit für kommende Jahre haben wir natürlich nicht. Es sind jedenfalls vom BR weder Blutschwüre geschlossen noch Schafe geopfert worden.
Sie haben sich als Sänger, Schauspieler, Kabarettist und Buchautor ausprobiert. Haben sie noch eine Facette nicht ausgelebt?
Nein, ich habe das Glück gehabt, ausprobieren zu dürfen, was als vages Talent in mir angelegt ist. Das ist schon eine tolle Sache, dass ich das machen konnte. Aber ich sehe im Augenblick keine wichtigen Projekte, in denen ich mich verwirklichen müsste. Ich möchte in diesem Jahr mal was lernen.
Eine Sprache?
Nein, ich will mich einfach wieder mehr einlesen in das, was andere Leute so denken – und mich inspirieren lassen. Ich habe das Gefühl, dass sich manchmal die Rituale und Themen im politischen Leben gleichen, und das sorgt dann doch für eine gewisse Abstumpfung. Man schwimmt dann zu sehr in seinem eigenen Sumpf. Ich muss da mal wieder rauskommen und mir ein paar frische Gedanken holen.
„quer“ läuft immer donnerstags um 20.15 Uhr im Bayerischen Fernsehen