Buh-Rufe, Spenden und Raab bei Lanz in der Stierkampfarena

Bei "Wetten, dass...?" auf Mallorca gab sich die deutsche Fernsehprominenz verspielt, internationaler Glamour fehlte jedoch weitgehend. Dafür gab es Spenden für Hochwassergeschädigte.
von  dpa
Das ist mal ein Auftritt: Comedian Paul Panzer.
Das ist mal ein Auftritt: Comedian Paul Panzer. © Sascha Baumann/ZDF/dpa

Palma de Mallorca – Wenn sich Schauspieler Gerard Butler Eiswürfel in die Unterhose schüttet und Johann Wolfgang von Goethe „Erlkönig“ zitiert, wenn Entertainer Stefan Raab von seinem gebrochenen Steißbein spricht und wenn ein Mann nach dem anderen seinen trainierten Körper entblößt, läuft ZDF. Markus Lanz hat zu seinem ersten Sommer-„Wetten, dass..?“ in die Stierkampfarena „Coliseo Balear“ in Palma de Mallorca geladen. Dabei setzt er auf Provokation – und entlockt so sogar der schwangeren Michelle Hunziker ein intimes Geheimnis.

Die frühere Co-Moderatorin des langjährigen Lanz-Vorgängers Thomas Gottschalk verriet, dass ihr Lebensgefährte Tomaso Trussardi kniend um ihre Hand angehalten habe. Allgemein fehlte der Show nach den Absagen der Michael-Jackson-Kinder und Schauspielerin Pamela Anderson aber ein bisschen internationaler Glamour. Gäste hatte sich Lanz vor allem aus dem Privatfernsehen geliehen.

Zudem nutzte er die Sendung für einen Spendenaufruf zugunsten der Menschen in den Hochwassergebieten. Mit einer Art Saal-Wette appellierte er an die Zuschauer und erzielte so bis zum Ende der Sendung mehr als eine halbe Million Euro.

Butler hatte seine Wette verloren, als Kandidat Willi Brozmann 50 Walnüsse durch Draufsetzen knackte. Lanz hatte davon gehört, dass Butler bei Dreharbeiten schon mal zur Ablenkung Eis in der Hose benutzt habe – und forderte nun diesen Wetteinsatz. Schon davor hatte der Moderator den Schauspieler gefragt, ob er tatsächlich seine Gage runterschrauben würde, um sich nackt zeigen zu dürfen. „Wir könnten heute Abend direkt damit anfangen“, sagte Lanz.

Während der Brite Butler nur den Gürtel öffnete, zeigten manche Kandidaten bei ihren Wetten viel nackte Haut: Sebastian Mirz sprang per Salto nacheinander in zehn Badehosen, Andreas Hofer kletterte mit freiem Oberkörper unter einer 20 Meter langen Feuerwehrleiter in die Höhe – und wurde damit Wettkönig. Und bevor ein Bodybuilder-Team auf dem Rücken liegend mit den Beinen ein zwei Tonnen schweres Auto voranstemmte, wollte Lanz die Sixpacks sehen. Er selbst bewies zumindest, dass auch er eine Walnuss mit dem Po knacken kann.

Bei der Lanz-Challenge, wo der sportaffine Moderator gegen einen Zuschauer antritt, drohte die Stimmung zu kippen. Mit Applaus hatten sich die Zuschauer für eine Herausforderin entschieden, die Lanz im Limbo-Tanzen bezwingen wollte. Da die Regeln aber nicht klar waren, beugte sich Lanz stehend nach hinten, die Frau rutschte hingegen auf den Knien über den Boden. Das Publikum buhte. Und selbst als Lanz versuchte, durch ein Kugelstoßen mit Sänger Howard Carpendale zu schlichten, hielten die Buhrufe an. Während Lanz etwas hilflos „Alles gut“ wiederholte, erklärte Raab: „Ich kann die Leute verstehen.“

Der als „Lichtgestalt des Entertainments“ angekündigte ProSieben-Moderator nutzte die Show auch gleich für einen Auftritt mit Jürgen Drews und präsentierte eine eigene Erfindung zum Duschen. Als Butler sich die Eiswürfel in die Hose kippte, drehte sich Raab jedoch auffällig weg, hielt sich die Hand vor die Augen und beteuerte anschließend Richtung Kamera: „Ich bin hier nur Gast in der Sendung.“

Ähnlich deplatziert wirkten die Geissens – ein Ehepaar, das vielen ZDF-Zuschauern wohl allenfalls aus der Werbung bekannt sein dürfte – oder wenn sie bis RTL II vorzappen. Schon bei der Gästeliste hatte vielleicht mancher darauf gewettet, dass es in der Sendung unter die Gürtellinie geht. Als Robert Geissen sich über das eiswürfelgekühlte Geschlechtsteil Butlers äußerte, schämte sich sogar seine Frau.

Immer weniger Zuschauer

 

Der Zuschauerschwund bei „Wetten, dass..?“ hält an. Die Live-Show aus Mallorca hatte am Samstagabend 6,74 Millionen Zuschauer, damit rutschte er erstmals unter die 7-Millionen-Marke. Im März waren es noch 7,43 Millionen gewesen. Bei der Premiere von Lanz im Oktober hatten sogar 13,62 Millionen Menschen eingeschaltet – also ungefähr doppelt so viele wie jetzt. Ein Trost für die „Wetten, dass..?“-Macher: Der Marktanteil hat sich zuletzt etwas verbessert: Im März hatten sich 24 Prozent aller Fernsehzuschauer vor dem Bildschirm für „Wetten, dass..?“ entschieden, an diesem Samstag waren es 28,4 Prozent.

Zudem war das Sommer-„Wetten, dass..?“ die meistgesehene Sendung des Abends. Auf Platz zwei folgte der ARD-„Brennpunkt“ zur Flut, der ebenfalls um 20.15 Uhr lief und 4,35 Millionen Zuschauer (20,2 Prozent) hatte. Im Anschluss lief im „Ersten“ der Donna Leon-Krimi „Schöner Schein“, den sich 3,87 Millionen (16,1 Prozent) ansahen. „Die ultimative Chart-Show“ auf RTL verfolgten 1,67 Millionen Zuschauer (7,5 Prozent).

 

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