"Beim "Quizduell" wird "zu hundert Prozent alles klappen!"

Das "Quizduell" geht in die nächste Runde. Doch hält die Technik diesmal stand? Jörg Pilawa verspricht im Interview mit spot on news einen reibungslosen Ablauf.
von  (jic/spot)
App, App, hurra: Wird Jörg Pilawa wieder zum selbstironischen T-Shirt greifen müssen?
App, App, hurra: Wird Jörg Pilawa wieder zum selbstironischen T-Shirt greifen müssen? © ARD/Uwe Ernst

Am 2. Februar startet die zweite Staffel des "Quizduell" (werktags um 18:00 Uhr im Ersten) - der Show, die im vergangenen Jahr ganz Deutschland per App am Geschehen teilhaben lassen wollte und letztendlich an der Technik scheiterte. Dass die Sendung dennoch ein Erfolg war, ist in erster Linie Moderator Jörg Pilawa (49) zu verdanken, der dem technischen Super-GAU mit Witz und Selbstironie begegnete. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erzählt Pilawa, ob die Technik dieses Mal standhalten wird - und warum ihm gerade das Sorgen macht.

Mehr über das Spiel zur Sendung "Quizduell" erfahren Sie auf MyVideo

 

Herr Pilawa, wird denn beim Staffelauftakt des "Quizduell" technisch alles funktionieren?

 

Jörg Pilawa: Vor der ersten Staffel wurde mir eine ähnliche Frage gestellt. Damals habe ich gesagt: "Natürlich, es wird zu hundert Prozent alles klappen." Es klappte nicht. Diesmal sage ich vorab: Es wird zu hundert Prozent alles klappen!

 

Wäre es nicht fast ein bisschen langweilig, wenn dieses Mal alles reibungslos ablaufen würde?

 

Pilawa: Das ist meine große Angst, dass es tatsächlich langweilig sein könnte. Wir wissen gar nicht, wie sich das "Quizduell" anfühlt, wenn es funktioniert, weil wir es noch nicht gesehen haben. Das ist auch der Grund, warum ich diesem erneuten Experiment zugestimmt habe. Beim letzten Mal hatten wir den Mund so voll genommen, und als die Sendung dann kam, sind wir ordentlich auf die Schnauze geflogen. Wir konnten von der ersten Sekunde an nichts erfüllen, was wir angekündigt hatten. Ich möchte einfach mal spüren, wie es sich anfühlt, wenn es funktioniert.

 

Sie haben damals scheinbar völlig entspannt über alle technischen Probleme hinwegmoderiert. Doch was ging während dieser ersten Sendung wirklich in Ihnen vor?

 

Pilawa: Im ersten Moment dachte ich tatsächlich, es kommt gleich Guido Cantz um die Ecke und ich bin bei "Verstehen Sie Spaß?". Denn alles, was wir uns vorab an möglichen Problemen überlegt hatten, war bei Weitem nicht so schlimm wie das, was dann wirklich passierte. Mein zweiter Reflex war, es mit Humor zu nehmen. Wir hatten den Mund echt vollgenommen, also mussten wir auch die Größe beweisen, uns über uns selbst lustig zu machen.

 

Dazu dienten unter anderem die T-Shirts mit den App-Wortspielen - Ihre Idee?

 

Pilawa: Das war ein Zufallsprodukt. Am Abend nach der ersten Sendung war der Schock bei allen groß, wir waren wie paralysiert. Am nächsten Morgen bin ich Tennisspielen gegangen, um mich abzureagieren. Auf dem Nebenplatz stand jemand, der arabische Schriftzeichen auf seinem T-Shirt hatte. Ich dachte mir, dass da ebenso gut draufstehen könnte: "Jörg, du spielst wie ein Vollidiot." Da kam mir der Gedanke, dass ein T-Shirt ein gutes Kommunikationsmittel ist. Ich rief in der Redaktion an und sagte, sie sollen mir ein paar Shirts mit Sprüchen wie "APPlaus" und "App, App, hurra" drucken.

 

Wie kam die Idee an?

 

Pilawa: Als die Verantwortlichen von der ARD mich gesehen haben, meinten sie, ich könne doch nicht im T-Shirt moderieren. Das war die einzige Reaktion. Das Publikum kenne mich mit Hemd und Sakko, also könne ich nicht mit T-Shirt ins Studio kommen. Ich habe es trotzdem gemacht, denn wir wussten ja, dass es am zweiten Tag wieder nicht laufen wird.

 

Was wird denn am 2.2. auf dem T-Shirt stehen?

 

Pilawa: Das entscheide ich dann spontan. Wie auf dem Tennisplatz. Ich weiß es noch nicht. Das Einzige, das ich garantieren kann: Ich werde etwas anhaben. Schließlich werde ich dieses Jahr 50.

 

Vor der Kamera haben Sie es mit Humor genommen, in Interviews redeten Sie Klartext. Ohnehin neigen Sie dazu, nichts schönzureden. Hat Ihnen das schon einmal Ärger eingebracht?

 

Pilawa: Ja, natürlich. Hier ist allerdings das Alter von Vorteil. Wäre ich am Anfang meiner Karriere mit allen Dingen so offen umgegangen, wäre ich heute nicht da, wo ich bin. Mit knapp 50 Jahren kann man Dinge schon mal beim Namen nennen. Ich habe ja nicht die Unwahrheit gesagt. Klar gibt es dann intern auch mal kritische Töne. Aber damit kann ich leben, solange ich die Wahrheit sage.

 

Wie hätten Sie denn auf das Technik-Desaster beim "Quizduell" reagiert, wenn es Ihnen vor 25 Jahren passiert wäre?

 

Pilawa: Ich wäre wahrscheinlich mit den größten Schweißflecken in die deutsche Fernsehgeschichte eingegangen. Ich hätte bestimmt nicht so reagieren können wie heute. Deswegen finde ich die Umgangsweise mit jüngeren Kollegen oft ungerecht. Unser Beruf ist, wie jeder andere, ein Lehrberuf. Und viele junge Kollegen bekommen diese Experimentierflächen gar nicht mehr geboten, um sich erstmal eine gewisse Gelassenheit zu erarbeiten.

 

Weil es heute neben einer Handvoll Entscheidungsträger zudem Millionen Twitter-User gibt, die jederzeit einen Shitstorm lostreten können?

 

Pilawa: Richtig. Ich bin ein großer Freund aller sozialen Netzwerke. Ich finde, das ist eine tolle Form der Kommunikation. Doch man muss das, was dort kommuniziert wird, in der Relation sehen. Ich habe immer noch die Theorie, dass wir Programm für eine schweigende Mehrheit machen. Bei einem großen TV-Event, zu dem 10 Millionen Menschen einschalten, werden vielleicht 15.000 Tweets von 4.000 Usern abgesetzt. Da bewegen wir uns im Promille-Bereich. Ich sage nicht, dass man darauf keine Rücksicht nehmen soll, doch dürfen wir die schweigende Mehrheit, die beim Fernsehen nicht twittert, darüber nicht aus den Augen verlieren.

 

Wobei das "Quizduell" genau auf die Generation zugeschneidert ist, die beim Fernsehen das Handy in der Hand hat.

 

Pilawa: Wir probieren es eben aus. Ich kann nicht sagen, ob die Zukunft des linearen Fernsehens darin liegt, dass wir uns dem Digitalen öffnen. Ich möchte sehen, ob es eine Schnittmenge zwischen den beiden Systemen gibt oder wir das überbewerten. Möglicherweise entpuppt sich das "Quizduell" als Quotenflop. Aber wir müssen es ausprobieren.

 

Die nächste multimediale Sendung steht allerdings schon in den Startlöchern: Im Herbst moderieren Sie eine Wissens-Show, an der sich die Zuschauer ebenfalls per App beteiligen können.

 

Pilawa: Das ist als TV-Event geplant und nicht als serielles Produkt. Es wird eine Eurovisions-Sendung zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz, bei der die ganze Nation die Möglichkeit hat, auf dem Schirm das eigene Land zu unterstützen. Wir wollen sehen, ob wir damit wirklich die Massen bewegen können - ein spannendes Experiment.

 

Wenn das Experiment aufgeht, hätten Sie also eine interaktive Eurovisions-Show am Samstagabend - werden Sie nun doch noch heimlich "Wetten, dass..?"-Nachfolger?

 

Pilawa: Nein, bestimmt nicht. Es geht hier auch weniger um den Sendeplatz, als darum drei Länder mit dieser interaktiv gesteuerten App zu verbinden. Das ist sehr weit weg von "Wetten, dass..?".

 

Was geht in Ihnen vor, wenn Sie das Wort "Quizonkel" hören?

 

Pilawa: Den Begriff habe ich ja irgendwann selbst geprägt. Ab einem gewissen Punkt konnte ich mich ohnehin nicht mehr dagegen wehren. Ich kann gut damit leben, weil es stimmt. Nach über 2.500 Quizsendungen bin ich eben der Quizonkel.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.