Bei "Caren Miosga" verplappert: Was Merkel Markus Söder einst per SMS schickte

Markus Söder war zu Gast im ARD-Talk bei Caren Miosga. Im Einzelgespräch zeigt sich Bayerns Ministerpräsident überraschend persönlich, in der Gesprächsrunde gibt er weiter klare Kante gegen Grün und bei der Kanzlerfrage ist längst nicht alles entschieden.
von  AZ
"Wie geht Politik in ernsten Zeiten, Herr Söder?" Das fragte Caren Miosga den bayerischen Ministerpräsidenten
"Wie geht Politik in ernsten Zeiten, Herr Söder?" Das fragte Caren Miosga den bayerischen Ministerpräsidenten

Der Sonntagstalk im Ersten hat mit Caren Miosga nicht nur ein neues Gesicht, sondern auch ein neues Konzept. Die ehemalige Tagesschau-Moderatorin krempelte das Konzept um – zum Einstieg gibt es jetzt ein Einzelgespräch statt großer Runde, danach folgt der Schlagabtausch mit Experten und anderen Politkern.

Statt bequemer Sessel mit großem Abstand wie bei Anne Will sitzt man jetzt am Tisch mit eng besetzten Stühlen und viel Nähe. Gerade der erste Teil des Sendung, das Eins-zu-Eins, bietet der größten Kontrast zur Vorgängerin. Und hier bot Markus Söder seltene Einblicke. Hat man den Ministerpräsidenten schon einmal so persönlich erlebt? 

Rat fehlte: Eltern früh gestorben

Die erwartbaren Fragen zum Social-Media-Auftritt des Ministerpräsidenten - hier ein Würstchen, da ein umarmter Baum – bieten zwar immer ein gefundenes Fressen, aber wirklich Neues konnte man hier nicht erfahren. Ganz anders bei den privaten Fragen: Nach Taurus und Tiktok ging es ums Persönliche. Miosga sprach Söder auf die frühverstorbenen Eltern an.

Seine Mutter Renate verstarb als der heutige Ministerpräsident 27 Jahre alt war, sein Vater mit 35. "Wann fehlen sie Ihnen besonders?", wandte sich die Moderatorin an Söder.  Die Mutter verstarb drei Wochen vor seiner ersten Landtagswahl, sagt Söder. Als junger Kandidat sei er damals mit dem Gefühl unterwegs gewesen "mir kann keiner was".

Der Tod habe ihn getroffen. Er "habe das lange nicht verarbeiten können", so Söder. Nach dem Einblick folgte ein Appell. Er höre oft, dass Menschen mit ihren Eltern im Streit seien, später am Grab bereue man das. Freunde, Eltern, auch Ministerpräsidenten seien austauschbar, aber nicht die eigenen Eltern. Er hätte "gerne auf den Ratschlag meines Vaters oder meiner Mutter" gehört. Dass das fehle, bedaure er sehr. "Jeder sollte sich darum kümmern", so der bayerische Ministerpräsident in der ARD-Sendung. 

Während Corona keine Unterstützung von CSU-Granden, aber von der Kanzlerin 

Miosga hakte daraufhin noch einmal nach, ob der elterliche Rat gerade in der Zeit seiner Kanzlerkandidatur und dem Rennen gegen Armin Laschet fehlte. Bei der Frage lenkte Söder aber auf ein anderes Thema – und auf eine Person, mit der man vielleicht nicht gerechnet hätte. Demnach wäre die meiste Unterstützung während Corona nötig gewesen.

Gerade in Bayern sei man mit der Nachbarschaft zu Italien und Österreich über Nacht stark betroffen gewesen. Söder habe nach eigener Aussage oft versucht um Rat zu fragen. "Da war niemand", so Söder bei Miosga. Auch ehemalige CSU-Politiker habe er gefragt. Aber als Antwort sei nur "ich steh hinter dir" gekommen. Die einzige Person, mit der sich Söder eng beraten habe, "und damals wirklich ein gutes Verhältnis hatte, war Angela Merkel".

Konfuzius-SMS von Angela Merkel

Zu später Stunde, als die Büros Corona-bedingt leer gewesen seien, habe er in seinem Frust bei der damaligen Kanzlerin angefragt. Zurück kamen "Konfuzius-SMS", wie Söder sie nannte, à la "Das Leben bietet doch Hoffnungen". Die motivierenden Nachrichten nannte er auch "Udo-Jürgens-SMS" mit dem Tenor "immer wieder geht die Sonne auf".

Kanzlerfrage: Söder gibt sich konkret unkonkret

Kein Söder-Gespräch ohne die K-Frage – das galt auch bei Caren Miosga. Schließlich könnte die Scholz-Nachfolge auch aus der CSU kommen. Für ihn sei das mit seiner vorherigen Kandidatur gegen Armin Laschet geklärt und Söder bleibe in seinem Bundesland. "Das probiert man einmal in Bayern: das war bei Strauß und Stoiber so." Ein zweites Mal sei dagegen "extremst unwahrscheinlich". Eine Wortkombination, die doch ganz Söder-like einige Möglichkeiten offen lässt.

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Auch ein Verteidigungsminister oder ein Superminister in Berlin komme nicht infrage. "Ich habe einen Superjob, Ministerpräsident. Ich möchte nur ab und an in Berlin nach dem Rechten schauen." Dass die K-Frage nicht final geklärt ist, erkennt man aber auch an solchen Sätzen: "Ich sag nur eines: Sollte die Koalition bis zum Schluss halten, dann ist das eine sehr, sehr lange Zeit" sagte Söder mit Blick auf Friedrich Merz‘ Anspruch auf das Kanzleramt.   

"Kanzlerkandidat schließt er nicht aus…" stellt dann auch Caren Miosga fest. Söder winkte mit Blick in die Kamera ab – das wirkte fast so, als sollte Friedrich Merz direkt am Bildschirm beruhigt werden.

Söder bei den Grünen weiter auf Abstand

Seit der letzten Landtagswahl in Bayern sind die Grünen eines der Leib- und Magenthemen von Markus Söder. Von denen zeigte er sich schwer enttäuscht. Er habe das Gefühl gehabt, "dass Baerbock und Habeck eine neue Ära der Grünen einläuten würden", so Söder bei Miosga. Die steigenden Umfragewerte vor der Wahl wären dem Führungsteam  und der Partei aber nicht bekommen. Jetzt sieht Söder die Grünen als "ideologischen Kern der Ampel". Eine neue Regierung dürfe deswegen auf keinen Fall mit Grün stattfinden, damit nicht der Eindruck entstehe, "wer schwarz wählt, bekommt grün".

Bei der Aussage von Markus Söder muss Miosga losprusten

Zeigte Söder sich im ersten Teil der Sendung noch empathisch, so blieb er im zweiten Teil der Gesprächsrunde – mit der Politologin Julia Reuschenbach und der "Zeit"-Journalistin Miriam Lau – seinem Anti-Grün-Kurs treu. Die Berichte über massive Störaktionen im bayerischen Herschhaid und beim Aschermittwoch in Biberach, über erhöhtes Bedrohungspotential für Anhänger und Politiker der Partei, ließen den Ministerpräsidenten relativ kalt. Auch seine eigenen Veranstaltungen seien schließlich gestört worden.


Dass die eigene Wortwahl gegenüber den Grünen, "Mimosenhaftigkeit" oder dass Grüne ganz generell nicht zu Bayern gehören würden, zu diesem Klima beitragen könnten, wies Söder zurück. "

"Sie sind ein bisschen dabei, die Grünen auszubürgern", konstatierte an dieser Stelle Hauptstadtkorrespondentin Lau. Söder aber sah die Schuld bei der Partei selbst: sie sollten ihre Politik überdenken, "wenn ein so großer Bestandteil der Bevölkerung es ablehnt." Schließlich erwähnte er, dass er selbst mit Häme zu kämpfen hätte. Von Grünen sei er schon als "Problembär" bezeichnet worden. Eine Aussage, bei der Moderatorin Miosga kurz die Selbstbeherrschung verlor und laut losprusten musste.

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