AZ-Kritik zur Dschungelcamp-Premiere: Zwischen Ekel und Charmantität

Ein Jahr ist es her, dass Menderes die Dschungelkrone erkämpfte und irgendwie hat sich seitdem nicht viel getan. Die neuen Kandidaten sind genauso unprominent wie die alten, die Prüfungen dieselben und die Intelligenz immer noch abwesend. Und trotzdem war's mal wieder unterhaltsam.
Christoph Elzer |
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Die Besetzung des Dschungelcamps ist mal wieder gut gelungen - mit einer kleinen Ausnahme.
RTL / Stefan Menne Die Besetzung des Dschungelcamps ist mal wieder gut gelungen - mit einer kleinen Ausnahme.

Coolangatta – Wer sich die diesjährige Kandidatenliste im Vorfeld angeschaut hatte, konnte bereits ahnen, dass RTLs Casting-Abteilung (bis auf einen kleinen Aussetzer) wieder ganze Arbeit geleistet hatte. Neben einem echten Star (Thomas Häßler) und ein bisschen Halb-Prominenz (Gina-Lisa, Mallorca-Jens) erwiesen sich mal wieder die absoluten Karriere-Versager als tragende Elemente der Show. Wie jedes Jahr ist ihre unvergleichliche Kombination aus einem geradezu zwanghaften Drang ins Rampenlicht, putziger Bauernschläue und erschreckender Einfältigkeit das Rezept für wunderbare Fremdschäm-Unterhaltung.

So kommt es, dass man am Ende einer einzigen (zugegebener Maßen extra langen) Folge "Ich bin ein Star – holt mich hier raus" über genug Stilblüten für einen mittleren Roman verfügt. Sei es Jens, der über "Charmantität" philosophiert, Icke Häßler, der die Neue Deutsche Welle verpasste, weil er gerade Fußballspielen war oder Kader Loth, die durch den Fußmarsch zum Camp "seelisch und moralisch vergewaltigt worden" war. Das ist lustig, das ist unterhaltsam – und doch fehlte am Ende der entscheidende Kick.

Schützt Hanka Rackwitz vor sich selbst!

Das hat mehrere Ursachen. Da wäre zum Beispiel Malle-Jens, der sich – auch wenn er minutenlang ("aus Versehen") auf Sarah Joelles Brüste starrte – konsequent weigert, die ihm wohl zugedachte Rolle des charmanten Loosers einzunehmen. Stattdessen zieht er nicht nur völlig schmerzlos jede Prüfung durch, sondern behauptet dabei auch noch total ernst: "Der Dschungel ist die Krönung meiner Karriere". Immerhin macht er sich so zum Mitfavoriten um die Krone, aber etwas langweiliger als erhofft ist er eben auch.

Ein weiterer Faktor ist der bislang fehlende Zickenkrieg, eines der traditionellen Camp-Highlights. Während die Frauen sich ganz zahm verhalten, ist zumindest zwischen den morgigen Prüfungs-Gegnern Honey und Botox-Flo der Ansatz eines Bitch-Fights erkennbar. Da steckt definitiv noch Potential drin.

Das größte Problem des Dschungelcamp 2017 ist allerdings eine katastrophale Fehlkalkulation des ansonsten so treffsicheren Casting-Teams: Hanka Rackwitz sollte sicherlich mit ihren Phobien und Zwängen die Rolle des Pausen-Clowns einnehmen. Doch während die Ausraster von "Höllena" Fürst oder Winfried Glatzeder in vergangenen Staffeln noch höchst amüsant waren, ist das Schicksal der Immobilienmaklerin hingegen wirklich tragisch. Dass sie sich (vermutlich als eine Art Therapie) den Dschungel antun will, ist durchaus bemerkenswert - aber eigentlich hat Hanka in einer solchen Show nichts verloren. Das zeigte sich am deutlichsten, als ihr der Fake-Arzt "Doctor Bob" helfen sollte und der - mit der Situation völlig überfordert – nur stammelte "Du blutest – möchtest du erstmal ein paar Feuchttücher haben?" Schützt die Frau vor sich selbst und nehmt sie raus, dann kann man die Show auch wieder unbeschwert genießen.

Aber alle kleinen Kritikpunkte zusammen ändern natürlich nichts daran, dass das Dschungelcamp, wie Kader Loth so treffend feststellte, "der Champions League unter den Trash-Formaten" ist und uns zwei äußerst kurzweile Fernsehwochen bevorstehen. Und das ist deutlich mehr, als man sonst über das deutsche TV-Programm sagen kann.


Fazit der ersten Folge: Honey hat das Zeug zum Kultstar. Foto: RTL/dpa

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