AZ-Kritik zum ARD-Tatort: Düsterer Leisetreter-Krimi
Der ARD-Tatort "Schwerelos" mit Kommissar Faber als schicksalsbeschädigter Kinderversteher: Ein düsterer, trist grüblerischer Denkeviel- und Leisetreter-Krimi, vollgepackt mit Melancholie
Dortmund - Der neue Dortmund-"Tatort" steigt quer ein. Hauptkommissarin Martina Bönisch (Anna Schudt) sucht im Krankenhaus verzweifelt nach ihrem Sohn. "Wird er vermisst?" fragt die Krankenschwester. Bönisch antwortet nicht und rennt blindlings hinter einem Notfallteam. Die Ärzte finden vor der Notaufnahme aber nicht den 15-jährigen Sohn, sondern einen tödlich verletzten Mann. Damit steckt das "Tatort"-Team um Bönisch und Faber mitten im sechsten Fall ("Schwerelos", 3. Mai, 20.15, ARD).
Das Opfer Leo Janek ist Banker und Fallschirmspringer. Spezialität: Basejumping - von Hochhäusern, Türmen und Felsen. Sein letzter Sprung führte in den Tod. War es ein missglückter Versuch, Mord oder Selbstmord? Letzteres schließt Bönisch aus. "Wenn ich mich umbringen will, springe ich doch nicht direkt vor die Notaufnahme", meint sie lapidar zu ihrem Chef Peter Faber (Jörg Hartmann).
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Den Wagen von Janek finden sie an einem alten Hochofen. Am Fuß des 50 Meter hohen Industriedenkmals stößt Hauptkommissar Faber auf eine Blutlache, kurz darauf auf Janeks vergrabenen und manipulierten Fallschirm.
Polizeioberkommissarin Nora Dalay (Aylin Tezel) kundschaftet die Basejumper-Szene aus und geht in die Luft. Nebenbei führt sie mit ihrem Arbeitskollegen und Ex-Freund Daniel Kossik (Stefan Konarske) einen Kleinkrieg. Ein Fall von Eifersucht.
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Als Kossik Blutspuren vom Opfer im Auto eines Sprunglehrers findet, gerät der smarte junge Mann in Verdacht. Auf die Ermittlungserfolge der Jungkommissare am Flughafen Loemühle in Marl, wo einst FDP-Mann Jürgen Möllemann in den Tod sprang, folgt der Ärger. Der Nachwuchs hat Ermittlungsgrundsätze vermissen lassen. Dann bandelt Nora, vom Adrenalin gepackt, auch noch mit dem Hauptverdächtigen an.
AZ-Kritik von Ponkie: Ein düsterer, trist grüblerischer Denkeviel- und Leisetreter-Krimi
Ein Dortmunder Tatortkrimi über das Gemütsleben von Fallschirmspringern. Fallschirmspringer gelten als himmelhoch freiheitstrunken und besessen vom Augenblick der Schwerelosigkeit. Doch „Schwerelos“ (Buch: Ben Braeunlich, Regie: Züri Aladag, ARD/WDR) schwebte mitnichten schwerelos durch die Lüfte, denn er schleppte einen Haufen imaginärer Altlasten auf dem Buckel des Kommissars Faber (Jörg Hartmann) mit herum. Er wurde als rabiater Reserve-Schimanski eingeführt und wird jetzt als schicksalsbeschädigter Kinderversteher vom barschen Umgangston der Kollegin Boenisch (Anna Schudt) auf Sparflamme gehalten.
Ein düsterer, trist grüblerischer Denkeviel- und Leisetreter-Krimi, vollgepackt mit Melancholie in der Action-Kurve zu quietschenden Reifen bei angezogener Handbremse. Dunkel-Stimmung und Tatort-Stillstand.
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