AZ-Kritik zu Folge 9: Endlich! Endlich! Endlich!

Zu sehen gibt's: den Abschied von einer großen Figur, eine scherzende Khaleesi und Nachhilfe in gutem Timing. Die Nachtkritik zur neunten Folge der neuen, sechsten Staffel.
Anja Perkuhn |
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Sansa und Jon wollen endlich ihre Heimat zurück - die AZ-Kritik zur vorletzten Folge der sechsten Staffel Game of Thrones.
HBO Sansa und Jon wollen endlich ihre Heimat zurück - die AZ-Kritik zur vorletzten Folge der sechsten Staffel Game of Thrones.

Vorsicht, Spoiler: Dieser Text enthält kaum bis gar nicht verschleierte Hinweise auf den Inhalt der aktuellen Folge von "Game of Thrones". Wenn Sie "Die Schlacht der Bastarde" noch nicht gesehen haben und nichts verraten bekommen möchten, sollten Sie den Artikel später lesen.

Die sechste GoT-Staffel wird parallel zur US-Ausstrahlung immer in der Nacht auf Montag in Deutschland auf Sky On Demand, Sky Go und Sky Online veröffentlicht. Wahlweise stehen das englische Original und die deutsche Synchronisation zur Verfügung. Im Fernsehen laufen die Folge der neuen Staffel immer montags um 21 Uhr auf Sky Atlantic.


Was ist passiert?

Episch und richtungsweisend ist die neunte Folge einer „Game of Thrones“-Staffel bisher immer gewesen: Zum Beispiel verlor Ned Stark verlor seinen Kopf, die blutigste aller Hochzeiten fand statt, Khaleesi Daenerys flog zum ersten Mal auf ihrem Drachen. Die GoT-Macher mussten also wieder liefern, engagierten Regisseur Miguel Sapochnik, der schon die „Hardhome“-Folge verantwortet hat, bei der White Walker fielen mit ihrer Zombiearmee in das Dorf einfallen – und sie liefern.

Der lang erwartete Kampf der beiden Bastarde Jon Snow und Ramsay Letztens-noch-Snow-inzwischen-Bolton und ihrer Armeen muss aber noch kurz warten: Vorher darf Daenerys Targaryen (Emilia Clarke) noch richtig in Meereen ankommen mit dem größten ihrer Drachen, Drogon, und der Dothraki-Reiterschar – und sich um das Chaos kümmern, das sich in ihrer Abwesenheit aufgetürmt hat.

Das ist leider komplexer als der nicht gemachte Abwasch: Die ehemaligen Sklavenbesitzer wollen ihr Recht und ihre Menschen zurückhaben und bombardieren deshalb von Schiffen aus die Stadt. Danys Lösung dafür – „Ich werde sie kreuzigen, ich werde ihre Flotten abbrennen, jeden einzelnen ihrer Soldaten umbringen und ihre Heimatstädte in Schutt und Asche legen“ – klingt sehr pragmatisch, aber auch ein bisschen irre. Zum Glück gibt es Tyrion Lannister (Peter Dinklage), der sie sanft an ihre genetische Vorbelastung mit Größenwahn erinnert und daran, dass ihr Vater, der Mad King, am Ende alle Menschen verbrennen wollte, sogar die eigenen Untertanen.

Also doch eine diplomatische Lösung. Die Sklavenbesitzer wollen allerdings erwartungsgemäß nicht mit sich verhandeln lassen, darum kommt doch wieder der Drachenexpress zum Einsatz: Der größte der drei Drachen, Drogon, flattert herbei, die Khaleesi klettert wieder auf seinen Rücken, die Dothraki stürmen die Stadt, die beiden kleineren Drachen befreien sich, gemeinsam verbrennt man die Schiffe. Der kleine, feine Unterschied zur Schutt-und-Asche-Idee ist wohl das kurze Reden davor.

Und dann hat die Königin ein bisschen Glück: Viele der Schiffe haben ihre Drachen beim Feuergemetzel in der Sklavenbesitzer-Flotte sicher nicht verschont – und Vollkasko-Versicherungen gibt es in Essos sicher auch nicht. Aber da kommen die beide Greyjoy-Geschwister und bieten ihr Schiffe an ohne den Hochzeitsknebelvertrag, den sich ihr Onkel Euron ausgedacht hat. Einen weiblich-festen Handschlag später ist klar: Das wird was Großes.

Hier geht’s zur Kritik der achten Folge

Und wenn es noch notwendig gewesen sein sollte, die unglamouröse Grausamkeit eines Krieges – und natürlich den Sadismus Ramsay Bolton – von zu demonstrieren: Die Schlacht der Bastarde macht das ausnehmend gut. Jon Snow (Kit Harington) muss dabei wieder durch besonders viele Höllen gehen, denn

Ramsay (Iwan Rheon) hält seinen jüngeren Bruder Rickon gefangen – und während Sansa Stark (Sophie Turner) vom Leben gehärtet davon ausgeht, dass Rickon als einer der rechtmäßigen Herrscher von Winterfell in der Gewalt des Feindes sowieso verloren ist, kriegt Jon wieder diesen Dackelblick.

Es wird nicht besser, als ihm Seherin Melisandre (Carice van Houten) sagt, dass sie ihn entgegen seiner Wünsche noch einmal wiedererwecken wird, sollte er sterben. Oder als Ramsay am Kampftag ein Spiel mit Rickon spielt: Er lässt ihn frei. Er soll zu seinem Bruder laufen. Weit kommt er nicht, als sich ein Pfeil aus Ramsays Bogen in seine Brust bohrt – aber Jon hat sich auf sein Pferd geschwungen, um ihn zu retten, und steht jetzt allein auf dem Schlachtfeld.

Was folgt, sind Minuten voll dumpfem Dröhnen, Schwerterklirren, Pfeilsurren. Körper um Körper stapelt sich auf, Dreck und Blut färben Jons Gesicht immer dunkler, er wird von seinen eigenen panischen Männern beinahe niedergetrampelt und von einem Leichenberg begraben, als sich die Kette der Feinde um sie schließt. Ramsay steht währenddessen kalt lächelnd in sicherer Entfernung.

Und dann gibt es eine Nachhilfestunde in gutem Timing: „Littlefinger“ Petyr Baelish (Aidan Gillen) reitet ein mit der Armee des Tals, die er offensichtlich dem jungen Robin Arryn abgeschwatzt hat, und durchbricht die Bolton-Reihen. Ein paar Faustschläge von Riese Wun-Wun später fällt das Tor von Winterfell und Jon schlägt 30 Sekunden lang ins Gesicht von Ramsay Bolton.

Endlich, endlich, endlich: Die Starks ziehen wieder in Winterfell ein. Und: Endlich, endlich, endlich bekommt Sansa ihre Rache für das Leid, das sie als Frau von Ramsay ertragen musste. Blutend sitzt er im Verlies von Winterfell und sie kanzelt ihn ab: „Deine Worte werden verschwinden. Dein Haus wird verschwinden. Dein Name wird verschwinden. Alle Erinnerung an dich wird verschwinden.“

Sie macht sich nicht selbst die Hände dreckig: Ramsays Hunde betreten die Zelle – die Hunde, denen er unter anderem seine Stiefmutter und deren Neugeborenes zum Fraß vorwarf. Er hat sie sieben Tage hungern lassen, Loyalität gibt es da keine mehr – sie fressen ihn, beim Gesicht beginnend. Sansa geht lächelnd. (Allerdings noch nicht wissend, was der Preis ist für die Rettung durch die Armee des Tals.)

Wer ist in dieser Folge gestorben?

Neben unzähligen Männern auf dem Schlachtfeld, Rickon Stark, der jetzt neben seinem Vater in der Familiengruft liegt, und Ramsay Bolton: der wohl letzte Riese von Westeros, Wun-Wun. Warum ihm seine Mitkämpfer keine Waffe gegönnt haben in der Schlacht ist unklar – aber dann hätte er wohl auch nicht die Hände frei gehabt, um Winterfell allein mit seinen Fäusten final zu erstürmen. Durchbohrt von Lanzen und Pfeilen sinkt der große Mann zu Boden und als Jon ihn gerade dankbar ansieht, trifft ihn ein Pfeil von Ramsay in die Stirn.

Wem hätten wir eher den Tod gewünscht?

Ramsay ist tot: aktuell keine Wünsche mehr offen.

Unterm Strich: Mehr Haut oder mehr Blut?

Blut, Blut und nochmal Blut – vor allem dürfte die Szene, in der sich zum ersten Mal eine Hundeschnauze ins Gesicht des blutglänzenden Mannes verbeißt, eine grausam-anschaulisten der Fernsehgeschichte gewesen sein.

Die Poesie der Folge?

Dany und die Drachen sind gerade davongestürmt und ihre Berater Grey Worm, Tyrion und Messandei bleiben mit der diplomatischen Mission zurück: Die drei Abgesandten der Sklavenbesitzer stehen noch da. „Einer von euch muss sterben“, sagt Tyrion, und sie sollen selbst entscheiden, wer. Die außen stehenden schieben den Mann in ihrer Mitte vor, zwingen ihn in die Knie, der ist sowieso ein Außenseiter, sagen sie, nicht so hochwohlgeboren wie sie. Grey Worm geht auf sie zu und erinnert sich endlich einmal wieder an seine Soldatenausbildung: In einer fließenden Bewegung trennt er ihre beiden Köpfe ab – denn so funktioniert das mit dem Karma nun einmal.

Der beste Dialog?

Die Audienz von Yara und ihrem Bruder Theon, bei der sie Daenerys ihre Unterstützung zusichern wollen für Hilfe von ihr dabei, Yara als Herrscherin der Iron Islands zu installieren, läuft mäßig. „Hatten die Iron Islands denn schon einmal eine Königin?“, fragt die Khaleesi leicht schnippisch. „Nicht mehr als Westeros“, antwortet Yara. Daenerys lächelt leicht, aber so einfach knackt man sie natürlich nicht: „Lord Tyrion berichtet mir davon, dass Eurer Vater ein furchtbarer König war“, sagt sie. „Ihr und ich haben das also gemein“, sagt Yara.

Sie plaudern noch etwas und kommen an beim Thema Euron Greyjoy, der seine Hilfe ebenfalls anbieten will – gegen eine Heirat mit Daenerys. „Und ich nehme an, Euer Angebot ist frei von Heirats-Forderungen?“, fragt sie. Eine scherzende Khaleesi! Kann es besser werden?! Aber Yara, die in der vorigen Folge in einem Bordell mit einer Frau verschwand, setzt noch einen drauf: „Ich fordere niemals etwas, aber ich bin bereit für ziemlich alles.“

Wer ist dem Iron Throne aktuell am nächsten?

Man sollte wohl langsam sein Geld auf die Mutter der Drachen setzen: Jetzt hat sie ja auch Schiffe. Wer oder was soll diese Dame aufhalten?

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