AZ-Kritik: So ist der Dortmund-Tatort

Vier Ermittler, viele Probleme und ein Toter: Im "Tatort: Hundstage" wird ein alter Fall unerwartet wieder aufgerollt. So fiel das Urteil von AZ-Kritikerin Ponkie aus.
von  AZ/Ponkie/spoton

Vier Ermittler, viele Probleme und ein Toter: Im "Tatort: Hundstage" (Sonntag, Das Erste, 20:15 Uhr) wird ein alter Fall unerwartet wieder aufgerollt. Irgendwie ist alles ein bisschen viel, irgendwie scheinen alle mit den Nerven am Ende und nebenbei bringt dieser Fall der Dortmunder Ermittler ein Thema auf den Tisch, das einen nicht kalt lässt: Kindesentführung.

Besonders die Ermittler Martina Bönisch (Anna Schudt) und Peter Faber (Jörg Hartmann) sind aus unterschiedlichen Gründen persönlich befangen, wodurch die Jüngeren im Team, Nora Dalay (Aylin Tezel) und Daniel Kossik (Stefan Konarske), verstärkt gefragt sind.

Darum geht es

Faber, der immer noch mit einem Disziplinarverfahren zu kämpfen hat, rettet eine Frau aus dem Hafen. Ein Mann kann nur noch tot geborgen werden - ertrunken, nachdem er angeschossen wurde. Kommissarin Bönisch erkennt den Leichnam sofort und stellt eine Verbindung zu einem früheren, ungelösten Fall her: Der Tote ist der Vater eines vermisst gemeldeten Jungen, der nie gefunden wurde. Ein Fall, der Bönisch noch immer sehr nahe geht und Schuldgefühle weckt: Sie war damals für die Ermittlungen zuständig.

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Die Erinnerungen kommen hoch und Bönisch muss sich den Geistern ihrer Vergangenheit stellen. Die Frau des Toten und Mutter des vermissten Jungen, Eva Dehlens (Maren Eggert), gibt ihr nämlich nach all den Jahren immer noch die Schuld an dem ungelösten Fall. Doch dann kommt heraus, dass sie offenbar glaubt, ihr Kind entdeckt zu haben. Die Ermittler sehen sich immer mehr Fragen gegenüber: Wer hat den Mann angeschossen und warum? Wieso hat er sich mit einer fremden Frau im Hafen getroffen? Fantasiert seine Frau oder ist da etwas dran?

Sehenswert?

Keine Bilderbuch-Polizisten, diese Dortmunder. Aber genau das macht sie auch in "Hundstage" wieder so interessant. Man kann sich einfach nicht entscheiden, wie man zu diesen Ermittlern steht. Gerade an Faber und Bönisch scheiden sich die Geister. Auch im neuesten Fall schüttelt man gerne mal den Kopf über ihre durchaus ruppige Art. Der Zuschauer weiß zwischenzeitlich nicht, ob er gebannt oder genervt sein soll. Unkonventionell, aber eben echt. In Dortmund ist einerseits alles wie immer, andererseits scheint es komplizierter denn je. Nach Meta-Ebene und Hollywood-Thriller dürfte "Hundstage" auf seine klassische Art die Fans trotz allem zufrieden stimmen.

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Tatort-Kritik von Ponkie

 

Die individuelle Note des Kommissars kann einen Tatortkrimi tragen, aber auch ruinieren. Der Dortmunder Kommissar Faber (Jörg Hartmann) muss sein Vater-Trauma auf die Fahnderpiste bolzen und kriegt sich im Tatortkrimi „Hundstage“ (Buch: Christian Jeltsch, Regie: Stephan Wagner, ARD/WDR) mit Kollegen und Vorgesetzten in die Haare. Wenn ihn nicht Kommissarin Bönisch (Anna Schudt) immer wieder aus der Schusslinie schubst. Viel miese Bürostimmung mit privatem Krawallgeblöke – und eine Drehbuch-Verwirrtechnik, die einem die Spannung verleidet. Aber auch wenn uns die Autoren ihre Bücher auf den Kopf hauen und die Regisseure artistische Drahtseilakte dazu erfinden und die Kamera durch Spiegel schielt und Purzelbäume schlägt – wir hängen nur noch genervt auf der Fernsehcouch.

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