AZ-Kommentar: Schluss mit Bundesliga bei ARD und ZDF

Die nächste Runde im Poker um die Bundesligarechte naht. Die öffentlich-rechtlichen Sender sollten dies zum Ausstieg nutzen, meint der AZ-Kulturchef.
Volker Isfort |
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Nie wieder Sportschau? Für den AZ-Kulturchef eine erlösende Vorstellung.
ARD Nie wieder Sportschau? Für den AZ-Kulturchef eine erlösende Vorstellung.

Die nächste Runde im Poker um die Bundesligarechte naht. Die öffentlich-rechtlichen Sender sollten dies zum Ausstieg nutzen, meint AZ-Kulturchef Volker Isfort.

München - Wenn man einer Rundfunkratssitzung des Bayerischen Rundfunks beiwohnt, wähnt man sich in einem maroden Zwergstaat: Keinen einzigen Euro hat das Bayerische Fernsehen beispielsweise als Budget für sein Vormittagsprogramm zur Verfügung, selbst das Umschneiden von anderen Formaten wäre schon zu teuer.

Die ARD-Anstalten kommen mit ihrem Geld nicht aus. Die über die neue Rundfunkgebühr gewonnenen Mehreinnahmen von über einer Milliarde Euro lagern auf einem Sperrkonto. Aber selbst wenn die Ministerpräsidenten dieses Geld freigeben, reicht es der ARD nicht. Vor einer Woche hat die ARD ihre Forderungen an die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarf (KEF) gestellt.

 

Rummenigge will doppelt so viel Geld

Das hat nun auch FC-Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge in einem Interview der "SZ" gemacht. Er wünscht sich mindestens die Verdopplung der Fernsehgelder für die Deutsche Fußball Liga, also eine Milliarde Euro plus X statt bislang 500 Millionen. Seiner Logik nach ist das verständlich, die britischen Vereine bekommen bald 2,3 Milliarden Euro jährlich an TV-Geldern. Was das für den Transfermarkt bedeutet (und die explodierenden Spielergehälter) war in diesem Sommer des Wechselirrsinns schon deutlich zu sehen. Nächstes Jahr wird es noch schlimmer, denn dann werden die britischen Vereine erst richtig reich.

In England gibt es einen Konkurrenzkampf um die Fußballrechte, in Deutschland bislang nur bedingt. Aber im kommenden Jahr wird neu verhandelt. Federführend für die Sportrechte innerhalb der ARD ist der Bayerische Rundfunk. Dessen Intendant Ulrich Wilhelm hat unlängst erklärt, bei Vertragsverlängerungen mit diversen Sportverbänden sogar gespart zu haben. Das wird ihm mit der Deutschen Fußball Liga nicht gelingen. Über 100 Millionen Euro zahlt die ARD bislang jährlich für die "Sportschau".

 

Bundesliga statt Olympia?

Wären auch 200 Millionen Euro denkbar? Rummenigge argumentiert, die Öffentlich-Rechtlichen hätten ja schon Olympia verloren, da wären ja Gelder frei.

Schon vor Jahren kritisierte der Rundfunkrat des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) die starke Konzentration auf Fußball in der ARD-Sportberichterstattung. Rund 70 Prozent des Sportrechte-Etats würden in den Fußball fließen.

Den Löwenanteil der TV-Rechte zahlt aber ohnehin Sky. Ob im kommenden Jahr auch Internetplattformen um Exklusivrechte mitbieten werden, ist noch nicht entschieden.

Klar aber ist eines: Die öffentlich-rechtlichen Sender kommen in Erklärungsnot, wenn sie den kapitalistischen Irrsinn des Fußballs mit immer höheren Summen unterstützen, Und dies zu Lasten sämtlicher, anderen Programmbereiche, die zusammengespart werden. Weit über 70 Millionen Bundesbürger schauen übrigens samstags regelmäßig keine "Sportschau". Auch das sind Gebührenzahler.

 

AZ-Meinung: Kultur-Ressortleiter Volker Isfort über Öffentlich-Rechtliche und Fußball

Eine unheilige Allianz aus politischem Populismus und traditioneller Anspruchshaltung des Publikums hat dafür gesorgt, dass – anders als in allen Ländern mit Spitzenligen – die Ware Fußball in Häppchen frei empfänglich blieb. Profitiert hat davon auch die Liga selbst. Aber alles hat seinen Preis und der kann auch zu hoch sein. Mit 100 Millionen Euro bestreitet die ARD – grob gerechnet – die gesamte "Tatort"-Produktion für zwei Jahre. Das von Scheichs, Konzernen und (dubiosen) Magnaten befeuerte, turbokapitalistische Wahnsinnsgeschäft Fußball gehört nicht zum Programmauftrag der öffentlich-rechtlichen Sender. Sich davon zu befreien, ist kein Skandal, sondern eine Erlösung. Sport können die Sender ja trotzdem zeigen.

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