AZ-Kommentar: Eine schlechte Wahl

Der Sieg des wegen Betrugs angeklagten Severino Seeger sendet eine fatales Signal an die jungen Zuschauer, findet AZ-Vize Timo Lokoschat.
Timo Lokoschat |
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Umstritten: DSDS-Sieger Severino Seeger.
RTL / Stefan Gregorowius Umstritten: DSDS-Sieger Severino Seeger.

„Vorsicht, Trickbetrüger!“ Regelmäßig warnt (nicht nur) die AZ vor Kriminellen, die gutgläubigen Senioren mit fiesen Tricks das Geld aus der Tasche ziehen. Dass jetzt ein junger Mann, der laut Staatsanwaltschaft genau dies in großem Stil getan hat, von RTL zum neuen „Superstar“ gekürt worden ist, macht fassungslos.

Wie müssen sich die Menschen, die er mutmaßlich um ihre Ersparnisse gebracht hat, vorkommen, wenn sie in den nächsten Tagen, Wochen, Monaten erleben, wie der Sänger im Fernsehen rauf und runter gefeiert wird?

Dass RTL ihn trotz der erdrückenden Beweislast, des lange bekannten Ermittlungstands im Rennen gelassen und als Helden inszeniert hat, zeigt, wie wenig sich der Kölner Sender seiner Verantwortung bewusst ist – „Deutschland sucht den Superstar“ wird überwiegend von sehr jungen Zuschauern verfolgt, die den Gewinner als Idol und Vorbild sehen, dem es nachzueifern gilt. Die Botschaft, die RTL neben den Glitzer-Bildern sendet: halb so wild, so ein Betrug, Hauptsache, die Stimme ist „supergeil“, wie es Juror Heino auszudrücken pflegt; der alte Barde, der früher so gerne von heiler Welt sang und heute einen mutmaßlichen Kriminellen adelt.

Es ist auch nicht die Geschichte eines reuigen Sünders, die RTL erzählt: Severino Seeger zeigt kein Bedauern, im Gegenteil: Auf seiner Facebook-Seite werden die Opfer verhöhnt. Der „Superstar“ – bitte stets in Anführungszeichen – kommentiert dies mit Zwinker-Smileys.

Dass er die Größe besitzt, sein Preisgeld dafür aufzuwenden, die Betrogenen zu entschädigen oder an eine Opferhilfe-Organisation zu spenden, würde überraschen.

Die gute Nachricht: Die Halbwertszeit der RTL-Stars wird von Jahr zu Jahr kürzer. Hoffen wir, dass Herr Seeger bald wieder in der Versenkung verschwindet. Oder in der JVA. „Singen“ kann man da ja auch.

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