Aus auf halber Strecke

Lange prägten Ernst Arendt und Hans Schweiger den Tierfilm beim BR – bis zum unrühmlichen Ende
Volker Isfort |
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Die Tierfilmer Ernst Arendt (links) und Hans Schweiger.
Die Tierfilmer Ernst Arendt (links) und Hans Schweiger. © Era Film

Lange prägten Ernst Arendt und Hans Schweiger den Tierfilm beim BR – bis zum unrühmlichen Ende

Fernsehen kann Leben verändern – auch das von Zuschauern. „Ich habe es mehrere Male erlebt, dass Menschen mir gesagt haben, dass sie wegen uns Förster geworden sind, oder Biogielehrer“, sagt der Tierfilmer Ernst Arendt. Kein Wunder, lange prägte er gemeinsam mit Hans Schweiger dieses Genre im Bayerischen Rundfunk. Vor vierzig Jahren ging die erste Folge von „Tiere vor der Kamera“ auf Sendung. „Wir blicken heute auf 54 gesendete Filme der Reihe zurück, und auf ein erlebnisreiches und spannendes Leben.“, sagt Arendt. Das Ende ihrer mit vielen verschiedenen Fernsehpreisen ausgezeichneten Arbeit für den Bayerischen Rundfunk allerdings ist nun gar nicht so verlaufen, wie die beiden 67-Jährigen sich das vorgestellt hatten. Denn der im vergangenen Jahr gesendete Dreiteiler „Highway durch Australien“ verlief im Sand.

Zu alt für den Bayerischen Rundfunk?

„Wir haben im Film noch gesagt, dass wir auch auf dem nächsten Abschnitt bis zur Küste Australiens sicher spannende Tiere zeigen werden, dazu kam es aber nicht mehr“, sagt Arendt. Als die beiden nach Monaten aus Australien wiederkamen und dem BR einen weiteren Dreiteiler liefern wollten, gab es für die Tierfilmer ein böses Erwachen. „Es ist nicht unsere Art halbe Sachen zu machen und Versprochenes nicht ein zu lösen“, sagt Arendt. „Aber letztes Jahr hat uns die neue Redaktionsleiterin erklärt, dass sie von Leuten über 65 Jahren keine Filme mehr kaufen darf.“

So endet der Highway durch Australien auf halber Strecke. „Natürlich gibt es keinen Automatismus, dass es immer so weiter geht“, sagt Arendt. 40 Jahre lang hatten die beiden Freiberufler jeweils einjährige Kooperationsverträge mit dem Bayerischen Rundfunk, Ansprüche auf einen Folgeauftrag gab es explizit nicht. „Wir waren einfach blauäugig zu glauben, der BR würde das Australienprojekt noch zu Ende führen.“ Angestellt waren die beiden Tierfilmer nie – und eine Altersbeschränkung für freie Mitarbeiter gibt es beim BR selbstverständlich nicht. Der BR verweist auf Nachfrage auch auf einen ganz anderen Grund für das Ende der Zusammenarbeit – den Sparkurs: „Der Bayerische Rundfunk muss massiv sparen – in Verwaltung und Produktion aber leider auch zunehmend im Programm. Im Bereich Tierfilm etwa kann der BR weniger Aufträge vergeben. Von ehemals drei Sendeplätzen hat die Redaktion nur noch einen“, heißt es in einer Presseerklärung.

Ein abruptes Ende einer langen Beziehung

Das zweifeln die Tierfilmer auch nicht an, sie hätten sich schlichtweg einen würdigeren Abgang gewünscht: „Wären wir 40 Jahre bei Siemens gewesen, hätten wir wohl eine goldene Uhr bekommen, so aber haben wir ewig lange um ein klärendes Gespräch betteln müssen, und das dauerte dann auch nur wenige Minuten“, sagt Arendt. In der Sprache des Bayerischen Rundfunks klingt es anders: „Die Redaktionsleitung hat in Gesprächen und einem persönlichen Treffen im Verlauf 2016 deren Arbeit auch ausdrücklich gewürdigt.“ Ob die drei noch abgedrehten Folgen über Australien irgendwann im Fernsehen zu sehen sein werden, wissen die beiden noch nicht. „Keine Ahnung, man müsste wahrscheinlich mal rumreisen und die Filme anbieten. Wir hatten ja gar keinen Kontakt zu anderen Sendern, sondern länger als 40 Jahre ausschließlich mit dem Bayerischen Rundfunk zu tun“, sagt Arendt. Immerhin sind die beiden mit ihrem Ärger nicht allein.

Hunderte von E-Mails erboster Fans habe er beantwortet, sagt Arendt. Ob die beiden noch einmal auf Filmtour gehen, ist unwahrscheinlich, für Fans der Reihe gibt es aber die Möglichkeit, alte Folgen als DVDs zu erwerben. Die beiden Tierfilmer haben die anfangs noch mit 16 Millimeter Filmkameras gedrehten Episoden digitalisiert, beginnend mit dem ersten Abenteuer aus Kanada: „Aus dem Privatleben der Biber“ und „Die Unauffälligen der Rocky Mountains“. Die DVDs sind im Handel für 19.95 Euro erhältlich, oder über ERA-Film-Produktion zu beziehen Telefon 07621 61673

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