Armin Rhode: "Betrunken bin ich nie!"

In „Nachtschicht – Geld regiert die Welt“ spielt Armin Rohde einen dem Alkohol nicht abgeneigten Kommissar. Das AZ-Interview
Amina Linke |
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Erstmal eine Flasche Wasser gegen den Kater: Armin Rohde mimt den alkoholisierten Kommissar Erichsen in „Nachtschicht“.
ZDF/Hannes Hubach Erstmal eine Flasche Wasser gegen den Kater: Armin Rohde mimt den alkoholisierten Kommissar Erichsen in „Nachtschicht“.

Ein feucht-fröhlicher Männerabend auf dem Kiez endet mit Mord: Ein Rechtsanwalt wird erschossen vor einem Club gefunden. Der Auftakt zu „Nachtschicht – Geld regiert die Welt“, bei dem neben Bankchef Roland Petry (Ben Becker) auch Kommissar Erich Bo Erichsen (Armin Rohde) zunächst verdächtig ist.

AZ: Herr Rohde, in der elften „Nachtschicht“ hat Ihre Rolle mit alkoholischen Nachwehen zu kämpfen – wie viele Filmrisse mussten Sie privat schon durchleben?

ARMIN RHODE: Den letzten hatte ich zu Schauspielschul-Zeiten. Da konnte ich am nächsten Tag den Abend nicht mehr genau rekonstruieren. Heute trinke ich gern ein kühles Bier oder Wein mit Freunden. Richtig betrunken erlebt man mich nicht.

Eine Vorliebe für verkorkste Existenzen haben Sie dennoch und lieben es, in Hamburg Kripo zu spielen – steht das in Zusammenhang?

In Hamburg gibt es wahrscheinlich nicht viel mehr solcher Existenzen als in anderen Großstädten. Der Hafen und das Rotlichtviertel sorgen für ein raueres Klima. Da ist nicht immer Schönwetter, wie es in München zu sein scheint. Und doch fühlt man sich an der Waterkant wohl.

Sie haben „Rossini“ und „Fünf Freunde“ hier gedreht und in Hamburg die „Nachtschicht“-Reihe. Wagen Sie einen Städtevergleich?

In Hamburg gibt es viel Herzlichkeit. So reserviert wie man denkt, sind Hanseaten nicht. München kommt mir verschlossener vor. Vieles scheint mir dort gewollt wohlgeordnet. Damit komme ich ein paar Tage klar – in Hamburg halte ich es länger aus.

Die Charakterstadt passt viel besser zu einem, der sich als eine Mischung aus Wildschwein und Engel beschreibt. Das Erstere ist nachvollziehbar – aber der Engel?

Ich bin eigentlich ein sehr gutmütiger und gutgläubiger Mensch. Dass ich aufgrund dieser Eigenschaften nicht ständig verarscht werde, liegt daran, dass ich mir im Laufe der Jahre eine gewisse Schlitzohrigkeit angeeignet habe. Rausgekommen ist sozusagen ein borstiger Sanftmut.

Der passende Gegenpart zur Urgewalt Ben Becker also. Er spielt den Bankchef.

Wir kennen uns seit vielen Jahren. Bens Umsetzung, seine Verdichtung seiner Rolle von der ersten Probe bis zur letzten Klappe war unglaublich spannend. Durch seine Spielart bekommt man das Gefühl für das ganze Drama dieser Figur, der ihr ganzes Leben wegen einer Nacht um die Ohren fliegt.

Sie bekommen auch einen neuen Kollegen: Christoph Letkowski spielt Kommissar Yannick Kruse, einen frisch von der Fachhochschule kommenden Einserkandidaten. Wie war Ihre Schulzeit – waren Sie Streber, Klassenklopper oder doch Pausenclown?

Eindeutig Letzteres. Zwar habe ich mich in den Pausen auch gern gerauft. Meine schlechten Schulnoten habe ich aber lieber mit kleinen Unterhaltungsprogrammen für Schüler und Lehrer kompensiert. Das kam zwar bei den Aufsichtspersonen nicht immer gut an, Spaß gemacht hat’s trotzdem.

Da lag die Ausbildung zum Clown nahe.

In der Tat. Und davon zehre ich heute noch. Mein Lehrer war Pierre Byland, der lange an der Theaterschule Lecoq in Paris unterrichtete. Diese Schule arbeitet geradezu wissenschaftlich die Gesetzmäßigkeiten von Komik heraus. Es gibt heute noch keine einzige Rolle, bei der ich die von Byland gelernten Techniken nicht anwenden könnte.

Ein Beispiel?

Es gibt eine Technik namens „Fiasko“. Für einen Clown bedeutet das, man weiß nicht mehr weiter, ist aber zu allem bereit, um die Situation zu lösen. Als Schauspieler kenne ich das Drehbuch, weiß also, wie es weitergeht. Die Figur, die ich spiele, hat dieses Wissen wiederum nicht. Ich muss ihr alles, was sie kann und denkt, zur Verfügung stellen, um eine Lösung herbeizuführen.

Das hört sich kompliziert an.

Glauben Sie mir, im Schauspiel ist das Fiasko leichter umzusetzen, als im Alltag.

Nehme ich Ihnen sofort ab. Was ist denn das Fiasko von Kommissar Erichsen?

Er ist ausgebrannt, hat ein Alkoholproblem und erhält als Polizist kein „Danke“ oder „gut gemacht“. Und das kann ein großes Fiasko sein. Anerkennung ist mir selbst nach all den Berufsjahren noch wichtig. Mit einem Polizisten tauschen, möchte ich also nicht. Sie werden angelogen, beschimpft und helfen trotzdem. Deshalb soll meine Figur – auch wenn sie kein Ruhmesblatt für die Polizei ist – ein kleines Dankeschön von mir an sie sein.

„Nachtschicht“, 21. Januar um 20.15 Uhr im ZDF

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