25 Jahre Leitmayr und Batic: Das ist ihr Erfolgsgeheimnis

Beim "Tatort" gibt es ein Jubiläum zu feiern: Seit 25 Jahren ermitteln die Münchner Kommissare Franz Leitmayr und Ivo Batic. Wie es überhaupt so weit kommen konnte, erzählen die Schauspieler Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec im Doppelinterview.
von  (ili/spot)

Mit dem "Tatort": Animals", der am Neujahrstag 1991 zum ersten Mal ausgestrahlt wurde, begann die beeindruckende Ermittler-Karriere von Leitmayr und Batic, gespielt von dem Münchner Schauspieler Udo Wachtveitl (57) und dem in Zagreb geborenen Wahl-Münchner Miroslav Nemec (61). Anfang April nun wird der Jubiläums-"Tatort" im Ersten gezeigt. Premiere feiert "Mia san jetz da wo's weh tut" (3.4., 20.15 Uhr) aber schon am heutigen Montagabend im Filmtheater Sendlinger Tor in München. Die Nachrichtenagentur hat die beiden Kommissare vorab am Set zum Jubiläums-Krimi besucht und mit ihnen über die vergangenen 25 Jahre, über ihre Lieblingsfolgen und das "gschlamperte" Verhältnis zum BR gesprochen.

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Sie sind seit 25 Jahren dabei und haben immer noch keinen Vertrag.

 

Nemec: Genau so haben wir es begonnen. Man wollte uns für sechs Teile verpflichten, das wären damals drei Jahre gewesen. Wir waren zwar glücklich, dass wir Kommissare geworden sind, aber drei Jahre kamen uns in den jungen Jahren sehr lang vor. Deswegen haben wir keinen Vertrag unterschrieben. Und das ist bis heute so.

Wachtveitl: Die Rechtsabteilung des BR hat sich da als sehr süddeutsch flexibel erwiesen. Für mich ist das ein schönes Beispiel dafür, dass gschlamperte Verhältnisse oft die stabilsten sind.

 

Gab es in 25 Jahren je einen Moment, in dem einer von Ihnen oder beide gehen wollten?

 

Nemec: Den gab es, klar.

 

Haben Sie eine Lieblingsfolge?

 

Nemec: Ich hatte im Lauf der Jahre viele Lieblingsfolgen. Zum Beispiel "Nie wieder frei sein", einfach weil er gut war. "Mörderisches Märchen" hat mir auch sehr gefallen. Udo mochte "Im freien Fall" sicher, weil er da besser weg kam (lacht).

Wachtveitl: "Im freien Fall" war sehr gut. Ein Geheimtipp ist in meinen Augen außerdem "Norbert" mit Jürgen Tarrach. Aber ich will jetzt nicht einen einzelnen "Tatort" als Favorit hervorheben, weil wir so viele verschiedene gemacht haben, und so einige davon waren ganz gut. Ich will aber nicht verhehlen, dass es auch das Gegenteil gibt. Welche das sind, sagen wir natürlich nicht.

 

Kommt Ihnen die 25 wie etwas Besonderes vor oder ist es einfach nur eine Zahl?

 

Nemec: Natürlich ist es etwas Besonderes. Aber es würde mir gar nicht so auffallen. Ich habe nicht das Gefühl, dass wir schon 72 Fälle gemacht haben. Es fällt uns eigentlich nur auf, weil wir von den Medien damit konfrontiert werden.

Wachtveitl: Mir bedeutet die Zahl gar nichts, ob es gut war, das zählt. Der "Tatort" nimmt vier Monate im Jahr in Anspruch, da bleiben noch acht, um was anderes zu machen. Wir machen jetzt also nicht seit 25 Jahren durchgehend nur den "Tatort", sondern arbeiten projektbezogen.

 

Haben Sie vor, Ihr Jubiläum zu feiern?

 

Nemec: Klar, ich mache meine Wohnung schön warm und lade den Udo ein.

Wachtveitl: Ich weiß jetzt schon, dass ich an dem Tag leider verhindert sein werde.

 

Schauen Sie sich alle "Tatort"-Folgen an?

 

Nemec: Unsere schau ich alle an. Ich will schließlich auch sehen, was ich gemacht habe.

Wachtveitl: Da unterscheiden wir uns. Ich versuche, es zu vermeiden. So, wie andere ihre Stimme nicht gerne auf dem Anrufbeantworter hören und jedes Mal erschrecken, so geht es mir nach wie vor mit dem Bild. Das ist ja ein noch stärkerer Eindruck.

 

Wenn Ihnen zu Beginn Ihrer Zeit beim "Tatort" jemand gesagt hätte, dass Sie das jetzt 25 Jahre lang machen würden, wie hätten Sie reagiert?

 

Wachtveitl: Ich hätte es nicht geglaubt. Damals hatten wir diese Perspektive nicht, denn es gab niemanden, der schon 25 Jahre dabei gewesen wäre. Und es gab auch eine Zeit, in der der "Tatort" nicht so eine Konjunktur hatte wie heute. Ganz unabhängig von der Qualität haben die Leute weniger Interesse gezeigt. Das hat dann merkwürdigerweise wieder angezogen, und der "Tatort" hat den Sprung von der Gewöhnung zum Kult geschafft.

 

Wie erklären Sie sich das?

 

Wachtveitl: Ein Grund ist sicherlich, dass der "Tatort" einerseits die Befriedigung eines berechtigten Zuschauerinteresses nach Verlässlichkeit erfüllt und, innerhalb dieses gesteckten Rahmens, für Überraschung sorgt. Ein guter "Tatort" schafft beides, was fast paradox ist. Der Zuschauer weiß, worauf er sich einlässt, wenn er sonntags um 20:15 Uhr den Fernseher einschaltet, kann aber trotzdem überrascht werden.

Nemec: Außerdem gibt es unterschiedliche Produktangebote: Es gibt mehrere Regionen und unterschiedliche Typen. Die Neuen versuchen dann, ein bisschen extremer zu sein, um sich auf diese Weise stärker zu profilieren. Es gibt aber auch Leute, die zu mir sagen, wir sollen bitte keine Experimente machen und so bleiben, wie wir sind. Das "Tatort"-Format hat sich also als relativ dehnbar erwiesen.

 

Ist das ein Geheimnis von Batic und Leitmayr, dass sie eben keine extremen Charaktere sind?

 

Wachtveitl: Sie sind jedenfalls so, wie ich es machen möchte. Manchmal beobachte ich eine etwas verlegene Originalitätssucht, aber das ist nicht nur beim "Tatort" so. Wenn außer einer angestrengt originellen Idee sonst nichts da ist, langweilt mich das allerdings schnell.

 

Was hat sich mit Ihnen verändert, als Sie die neuen Münchener Ermittler wurden?

 

Nemec: Die Konstellation war neu. Zwei junge Kommissare, das war etwas ganz anderes als es das in München vorher mit Bayrhammer, Fischer oder Bollmann gab.

Wachtveitl: In unserem Alter damals hätte es auch keinen Sinn gehabt, in jemandes Fußstapfen zu treten. Die Grundidee war also ein Neuanfang. Und es gab den Wunsch, ein etwas anderes Bild von München zu zeigen. Wir erzählen die Stadt anders, als es das Fremdenverkehrsamt tun würde. München soll natürlich vorkommen, aber nicht nur als Disneyland, für das es ja manchmal gehalten wird.

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