Zwei Münchner in Vancouver
AZ-Reporter Florian Kinast erlebt mit OB Ude und Bewerbungschef Bogner die Eröffnung des Deutschen Hauses. IOC plant Geheimumfrage.
VANCOUVER Am frühen Abend schaute Christian Ude durch die Fensterscheibe. Auf der Cordova Street spiegelten sich in den Pfützen die Neonlichter der „Steamworks Brewery“, einer beliebten Wirtschaft in Downtown Vancouver. Münchens OB bedauerte das Pech der Gastgeber, weil es in diesen Tagen dauernd regnet. Aber letztendlich ging es dann ja nicht ums Wetter draußen. Sondern darum, innendrin im Deutschen Haus Schönwetter zu machen. Für die Münchner Olympia-Bewerbung 2018.
Es sind in Vancouver die einzigen Spiele, bei denen München seine Ambitionen zeigen kann, die Vergabe für die Winterspiele 2018 ist schließlich schon im Juli 2011. Horst Seehofer kommt nächste Woche, dazu Kultusminister Siegfried Schneider, Parteifreund Karl-Theodor zu Guttenberg, Innenminister Thomas de Maiziére. Alle unterwegs für die Mission München.
Christian Ude kam schon Mittwochabend an, nach dem Einchecken im Hotel genehmigte er sich noch eine Tüte Fish'n'Chips, Donnerstagfrüh um halb 8 begann dann schon das volle Programm.
Im sogenannten „Observer Program“, in dem das IOC München und seinen Mitbewerbern Pyeongchang und Annecy Einblicke hinter die Kulissen gewährt. Mit Rundgängen durch das Olympische Dorf, Besuchen der Schaltzentralen, Gesprächen mit den Organisatoren der Spiele hier über Unterkünfte, Transport und Infrastruktur. Sehen und lernen, was Vancouver gut gemacht hat. Und wo München noch besser werden kann.
Aber freilich sprechen sie auch mit denen, die über die Spiele entscheiden. Mit den wichtigen Menschen vom IOC. Von denen waren am Donnerstag schon einige da, empfangen mit einem herzlichen Grüßgott von den Köpfen der Bewerbungs-Gesellschaft. Willy Bogner etwa, der charmant mit Frau Nuzman plauderte, Brasilianerin wie seine Frau Sonia und Gattin von Carlos Nuzman, dem Chef der erfolgreichen Sommerspiel-Bewerbung von Rio 2016.
„Knapp die Hälfte aller Mitglieder kenne ich, aber mir ist jeder einzelne Kontakt mit den IOC-Mitgliedern wichtig“, sagte Bogner. „Wir müssen wissen, was jeden Einzelnen bewegt, woher er kommt, was sein Sport ist, wie er drauf ist, was seine Vorlieben sind, wie er behandelt werden will.“
Am Ende eines langen Abends, als dann auch Schokopuddings und Käseplatte verzehrt waren, wirkten Bogner, Ude und ihre Mitstreiter sehr zufrieden. Ein gelungener Auftakt der zweiwöchigen Münchner Werbe-Show.
Ob dies auch nach Bayern und auf ganz Deutschland ausstrahlt? Das IOC will nämlich vor der Vergabe eine geheime Umfrage in Deutschland durchführen. „Das IOC will die Athleten nur dorthin schicken, wo sie wirklich willkommen sind und sie die Bevölkerung mit offenen Armen empfängt“, sagte IOC-Vize Thomas Bach dem „Bayernkurier“, „für eine erfolgreiche Bewerbung Münchens muss die Bevölkerung hinter dieser Idee stehen“. Die Münchner in Vancouver tun dies.
Florian Kinast